Sonntag, 18. August 2013

Khaled Husseini / Tausend strahlende Sonnen (1)

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Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wieder ein männlicher Schriftsteller, der sich mit dem Schicksal der Frauen seines Heimatlandes befasst. Es ist ihm gelungen...
Das Buch ist super gut geschrieben. Ich mag ausländische AutorInnen, die über ihr Land schreiben, mehr als wenn deutsche AutorInnen über andere Länder schreiben, da die meisten sich recht einseitig, klischeehaft und stereotypisch sich auslassen. In diesem Buch erlebe ich Afghanistan recht differenziert. Auf jeden Fall bin ich dem Autor dankbar für dieses Buch, da es mir hilft, Vorurteile abzulegen und mehr Mitgefühl für die dortigen Menschen zu entwickeln, die man keineswegs alle als rückständig bezeichnen kann. Ich habe das Buch als eines der besten ausländischen Bücher, die ich bisher gelesen habe, erlebt. Ich werde mir von dem Autor noch weitere Bücher besorgen.

Das Buch hat mich so tief bewegt, dass ich gar nicht weiß, ob ich darüber überhaupt schreiben möchte. Man muss das Buch selbst gelesen haben, jede Zeile, jede Seite. Oftmals haben mich Szenen stocken lassen, mich aufblicken lassen, weil ich nicht weiter lesen konnte, so sehr hatte es mich beschäftigt.


Es ist nicht so, dass alle Menschen, die aus einem islamischen Land kommen, rückständig sind. Man kann auch mit einem Glauben modern sein. In dem Buch gibt es so viele unterschiedliche Menschen, wie sie in jedem anderen Land auch zu finden sind. Am häufigsten findet man eher die einfachen Menschen, die sklavisch an Traditionen festhalten, doch auch hier kann man überhaupt nicht pauschalisieren.

Zur Erinnerung hier noch einmal der Klappentext:
Die unehelich geborene Mariam wird mit fünfzehn ins ferne Kabul geschickt, wo sie mit dem dreißig Jahre älteren Witwer Rashid verheiratet wird. Zwanzig Jahre später erlebt Leila, ein Mädchen aus der Nachbarschaft, ein ähnliches Schicksal. Auch ihr bleibt keine Wahl: Nachdem ihre Familie bei einem Bombenangriff getötet wurde und sie erfährt, dass auch ihr Jugendfreund Tarik, den sie seit gemeinsamen Kindertagen liebt, angeblich ums Leben gekommen ist, wird sie Rashids Zweitfrau. In dem bis dahin kinderlos gebliebenen Haushalt bringt Leila nacheinander eine Tochter und einen Sohn zur Welt.Während der Taliban-Herrschaft machen Bombardierungen, Hunger und physische Gewalt das Leben der Familie zur Qual. Die Not lässt die an sich so unterschiedlichen Frauen zu engen Freundinnen werden und ihre Stärke schließlich ins Übermenschliche wachsen.
Die politische Lage, s. Klappentext, fand ich recht gut dargestellt und hat mich zum Nachdenken bewegt. Interessant, wie Mudschahiddins nicht nur das Leben der Frauen diktierten, sondern auch das der Männer. Wie so oft in einer Regierung, die sich gegen die Menschenrechte richtet, war auch hier Kultur nicht erlaubt und viele Kulturschätze wurden zerstört, wie z.B. Bücherverbrennung, Museen demoliert und geschlossen, TV- und Kinoverbot... Afghanistan galt als eines der reichsten kulturellen Länder der Welt. Es galt als ein Land der Dichter und Denker, und es war reich durch verschiedene Künste und der Architektur... .

Dem Menschen wurden Kleiderverordnungen aufgezwängt, sowohl Männern als auch Frauen... In der Öffentlichkeit war sogar das Lachen verboten. Was muss das doch für ein verbitterter Gott sein, der es nicht erlaubt, dass Menschen glücklich leben?

Die Richter fand ich interessant, indem sie sich Gott vorstellten und glaubten, im Namen Gottes Urteile aussprechen zu können. Frauen sind hier die größten Verlierer, s. Buch, da sie als geistig minderwertige Wesen bezeichnet wurden, obwohl viele Frauen in der Wissenschaft tätig waren. Die Richter hatten sich auf wissenschaftliche Studien der westlichen Welt berufen...
 Mädchen machen sich allein durch die Geburt schon schuldig. Nicht Neues, das weiß man alles, was man aber nicht immer weiß, ist, dass es in diesen Ländern viele Menschen gibt, die mit dem System nicht konform gehen... .  Es gibt viele Menschen, die sich gegen so ein System auflehnen und damit ihr Leben gefährden.

Viele Frauen tragen die Burka, nicht, weil sie von dem Glauben überzeugt sind, sondern um sich zu schützen, wenn sie aus dem Haus gehen.. Einigen mir bekannten Fällen gelang sogar durch die Verschleierung die Flucht... .

Im Anhang findet man sogar ein Interview mit dem Autor. Desweiteren sind dem Buch noch Arbeitsmaterialien für Lesekreise beigefügt.

Ich mache hier nun Schluss und gebe dem Buch zehn von zehn Punkten.
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Man kann selbst dann anderen Menschen etwas schenken, wenn man nichts zu verschenken hat.
(Walter Zweig an seine Tochter)

Gelesene Bücher 2013: 53
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86

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