Samstag, 12. Oktober 2013

Mein Besuch auf der Frankfurter Buchmesse Oktober 2013

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Ich bin heute Morgen zeitig aufgestanden, um recht früh in Frankfurt zu sein, die Buchmesse zu besuchen. Gegen den frühen Nachmittag füllten sich die Hallen dermaßen, dass ich die Flucht ergreifen musste und wieder zurück nach Darmstadt gefahren bin.

In den vier Stunden, die ich auf der Buchmesse zubrachte, habe ich lediglich drei Hallen geschafft.
Doch auf dem Weg dorthin wurde ich wieder mit vielen Literaturfiguren konfrontiert. Schon in Darmstadt und Frankfurt auf dem Bahnsteig bekam man diese Figuren zu sehen. Von Fantasie bis Barrock war alles vertreten. Manche entsprachen z.B. aus einem Mix zwischen Madame Bovery, Mitte des 19. Jhrd. was die Kleidertracht betrifft, doch der bunte Kopf passte eher zu einer ganz anderen Zeit, eher der Gegenwart. Leider habe ich von dieser Figur gar kein Foto gemacht.

Letztes Jahr auf der Buchmesse fand ich die Figuren interessanter und authentischer.



Die erste Halle, die ich aufsuchte, war natürlich die des Gastlandes Brasilien, (f / 0) auf das ich ganz besonders neugierig war.


Hier konnten sich die Gäste ausruhen.... . 


Man konnte sich über Brasilien mit verschiedenen interessanten und originellen Medien informieren.

Erstaunlicherweise war die Halle nicht überfüllt und man konnte sich mit allem recht Zeit lassen, da es kein Gedränge gab... .


Hier konnte man auf Fahrrädern virtuell eine Reise durch Brasilien machen. Während man in die Pedale tritt, läuft ein Film ab und über Kopfhörer wird man mit einem Reiseführer durch das Land begleitet. Das Fahrrad galt in Brasilien als ein Transportmittel armer Leute, die damit in die Großstädte fuhren um ihre Einkäufe zu tätigen. 
Das Fahrrad ist gleichzeitig auch ein Symbol für die Wiedervereinigung brasilianischer Großstädte und setzt durch den Menschen einen Reigen der Bücher und des Lesens in Gang: Von der einfachsten improvisierten Bibliothek im Hinterland bis zu den literarischen Großereignissen Brasiliens.


Hier bekam man Brasilianische Hängematten vorgeführt, in denen man sich auch reinlegen konnte. Diese gehören zur Kultur Brasiliens. An den Häusern befinden sich überall Haken, an denen die Hängematten montiert werden. Sie halten darin in den Nachmittagsstunden, wenn tropische Hitze herrscht, ihre Siesta. 




Man bekam Filme gezeigt zu den Tropen, zum Festland und zu dem Meer. Einige Fotos sind nicht gelungen, und musste sie wieder löschen. 
Natürlich interessiert mich nicht nur die Landschaft, sondern auch die Gesellschaft Brasiliens. Dann ist es klar, dass man an den Büchern nicht vorbei kommt:



Klappentext
Paulo Scott erzählt die Geschichte einer unmöglichen Liebe zwischen den Kulturen, die dennoch bleibende Spuren hinterlässt und er beschwört das Erbe der indianischen Ahnen, der unwirklichen Bewohner Brasiliens: hochlitararisch, hochpolitisch, hochaktuell. 

Das Buch ist im Wagenbachverlag erschienen. Obwohl heute kein Verkauf war, hielt nur das Gastland viele Bücher zum Verkauf bereit.



Und hier noch ein weiteres Buch, von Wolfgang Kunath Das kuriose Brasilien / Was Reiseführer verschweigen:

Klappentext:
»Hier müsste man dauerhaft leben«, sagte sich Wolfgang Kunath 1992, als er nach Rio de Janeiro kam, um für die Stuttgarter Zeitung über den damaligen UN-Umweltgipfel zu berichten. Der Wunsch ging nicht gleich in Erfüllung. Von 1994 bis 1999 schrieb er für deutsche und Schweizer Zeitungen aus Afrika, bevor er, nach einem Zwischenspiel in Berlin, als Korrespondent der Stuttgarter Zeitung, der Frankfurter Rundschau und der Berliner Zeitung nach Rio de Janeiro kam. Das war im Jahr 2002 – als noch kaum zu ahnen war, dass im folgenden Jahrzehnt der spektakuläre Aufstieg Brasiliens zu einer der großen aufstrebenden Wirtschaftsmächte zu beschreiben sein würde.
Damit habe ich das Gastland wieder verlassen. Mein Zeitplan sah nun den Kinder- und Jugendbuchautor vor: Peter Härtling, der sein neues Buch vorstellte und daraus vorlas:


Klappentext
Eine Geschichte in E-Mails - zwischen Mirjam und ihrem etwas weisen Opa. Eine innige Geschichte von großer Nähe und Zugewandtheit: Im unvergleichlichen Härtling-Ton erzählt er leicht und klar von einer Freundschaft zwischen Großvater und Enkelin, die mit dem Tod nicht einfach aufhört.Mirjam ist 14 und berichtet ihrem beinahe 80-jährigen Opa von falschen (Facebook-) Freunden, dem Schulwechsel, der deswegen sein muss, und ermahnt ihn, sich nicht in ihre Angelegenheiten zu mischen. Der Opa antwortet - manchmal nicht sofort -, wie schwierig das mit dem Erinnern ist und erzählt, wie es für ihn damals, nach dem Krieg, war, die richtigen Freunde zu finden. Er gibt ihr Ratschläge, wie man mit Ängsten und mit Eltern umgeht, und versichert ihr, das Gästebett sei immer für sie gemacht. Mirjam erfährt von ihm, wie es ist, wenn man nicht mehr sicher auf den Beinen ist, und das Gefühl hat, alles sei vielleicht ein letztes Mal. Eines Tages antwortet Opa Mirjam nicht mehr. 
Die Moderatorin fragte Härtling, was er denn nach dem Tod des Opas der Enkeling bei der Frage "Ich sehne mich nach deinen Zeilen" antworten würde: P. H.: Lies meine Bücher.
Das Buch sei ein Mix aus Fiktivem und Realem... .



Peter Härtling ist knapp achtzig Jahre alt und hat acht Enkeln. Fünf Enkelinnen und drei Enkeln. Er ist von den großen AutorInnen der einzige gewesen, der sich heute die Zeit frei gehalten hat, um sich an seine LeserInnen zu wenden. Das fand ich sehr sympathisch.

Zum Schluss noch eine kleine Anekdote aus seiner Familie: Er sprach von seiner zweijährigen Enkelin, die auf Männer gar nicht gut zu sprechen ist. Sie würde wie am Spieß schreien, sobald sich eine männliche Person ihr nähern würde. Die Mutter machte sie auf den Großvater aufmerksam, dass dieser auch ein Mann sei; so antwortete die Kleine; nein, er sei kein Mann; er sei ihr Opa... . . Wahrscheinlich sieht die Kleine im Vater auch nur den väterlichen Part und nicht den männlichen, hihi... .

Ich mag Peter Härtling auch sehr. Habe so manches schon von ihm gelesen. Mein so positiver Eindruck fand ich heute bestätigt, als ich ihn zum ersten Mal live erlebt habe... . Wie glücklich können sich seine EnkelInnen schätzen, einen Opa solcher Größe zu haben.

Schon dieses Erlebnis mit Peter Härtling war es mir wert, die Buchmesse besucht zu haben.

Ich habe nicht viele Hallen besucht. Gerade mal drei habe ich geschafft. Halle f, Halle 3 / 0 und Halle 3 / 1. Vier Stunden habe ich dafür benötigt.

Ich habe alle großen Verlage aufgesucht, die ich gerne mag. Ein wenig enttäuschend fand ich den dtv -  Verlag, der so viele große Schriftsteller eingeladen hatte, wie z.B. Jussi Adler - Olsen, Rafik Schamir etc. Aber keiner dieser AutorInnen hat sich an das lesende Publikum gewandt. Sie hielten alle ihre Lesungen an den Tagen, an denen der Privatmensch keinen Zutritt hatte. Das fand ich sehr, sehr schade. Umso mehr habe ich Peter Härtling geschätzt, dem es ganz wichtig war, vor seinem jungen Publikum zu lesen und danach eine Signierstunde hielt.

Zum Schluss meiner Aufzeichnung stelle ich noch zwei Bücher vor, die mir in der Buchmesse auffielen und mich vom Inhalt her angesprochen haben:


Klappentext
England, 1830: Elizabeth Philpot, eine junge Frau aus besseren Geschenkausgabe im kleinen Format, bedrucktes Ganzleinen mit Lesebändchen. Kreisen, deren Familienerbe nicht zu einem standesgemäßen Leben in London reicht, wird von ihrem Bruder in den kleinen südenglischen Küstenort Lyme Regis abgeschoben. Was ihr zunächst wie eine Verbannung vorkommt, erweist sich als glückliche Fügung, denn am Strand nehmen seltsame Steine sie völlig gefangen: Fossilien. Und hier in Lyme Regis begegnet sie Mary, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, das die Familie mit dem Verkauf von Fossilien über Wasser hält und dabei spektakuläre Funde macht. Die beiden so unterschiedlichen Frauen widmen ihr Leben den rätselhaften Versteinerungen. Doch dann verlieben sich beide in denselben Mann.
und das Buch von Roger Willemsen Es war einmal oder nicht


Beide Bücher hatte ich mir notiert und mir diese in meiner Lieblingsbuchhandlung im Frankfurter Hauptbahnhof käuflich erwerben konnte. Zudem gab es dort im Bahnhofsfoyer noch einen großen Extra-Buchstand bezogen auf die Buchmesse. Nach dem Motto, wenn Reisende es nicht schaffen, auf die Buchmesse zu gehen, so geht die Buchmesse zu den Reisenden. Fand ich originell. 

Das waren sie nun, meine Aufzeichnungen zu der diesjährigen Buchmesse. 



2 Kommentare:

Didonia hat gesagt…

Liebe Mira,
da war der Besuch ja für Dich ein Erfolg. Vielen Dank für Deinen Bericht. Schade, dass einige Autoren anscheinend schon so abgehoben sind, dass sie denken, sich nicht mehr an ihre Leser wenden zu müssen.

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Danke, liebe Didonia. Ich habe meine Kritik an den dtv-Verlag gerichtet und sie wären bemüht, nä. Jahr stärker darauf zu achten, die Lesungen auch besucherfreundlicher zu terminieren. Aber sie hätten nicht immer Einfluss darauf. Ich überlege, ob ich nicht noch eine eMail an den Verlag schreibe... . Die BesucherInnen sind ja schließlich die eigentlichen potentiellen LeserInnen.