Dienstag, 4. März 2014

Erich Maria Remarque / Drei Kameraden (1)


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mir hat das Buch von Remarque wieder sehr gut gefallen, auch wenn ich den Ausgang des Geschehens mir schon selbst habe denken können…
 Remarque besitzt so viel Schreibtalent, und er schreibt mit so viel Humor, dass ich nicht anders kann, als ihm treu zu bleiben. Das heißt, dass ich die beiden noch ungelesenen Bände mir irgendwann auch noch vornehmen werde.

Remarque ist ja bekannt dafür, dass er in seinen politisch geprägten Romanen immer eine Liebesgeschichte mit einfließen lässt und diese war die schönste Liebesgeschichte, die Remarque bisher geschrieben hatte. Geschrieben aus der Nachkriegszeit des Ersten Weltkriegs, wo die Menschen alle noch um das nackte Überleben kämpften und sie die Nachwehen des Krieges markant zu spüren bekamen. Und nicht nur die Liebesgeschichte, die mehr als authentisch war, auch die wahre Freundschaft der drei Kameraden, die sich zueinander verbunden fühlten,  nachdem der Krieg sie durch die gemeinsamen Erlebnisse zusammengeschweißt hat.

Der Icherzähler nennt sich Robert Lohkamp. Er ist Klavierspieler und gemeinsam mit den anderen beiden Kameraden führt er eine Autowerkstatt. Lohkamp ist dreißig Jahre alt.

Hauptsächlich geht es hier um die einfachen Menschen, kleinbürgerlich, und wie sie es schaffen, mit dieser schwierigen Nachkriegszeit zurechtzukommen. Auch die drei Kameraden, ehemals Soldaten, können ihre Kriegserlebnisse nicht mit dem Ende des Krieges ad acta legen, oder einfach über Bord werfen. Sie versuchen auf ihre Art und Weise im neuen Deutschland zu überleben. Fast schon wie Lebenskünstler.

Was der Krieg aus Menschen macht, kann aus meiner Sicht Remarque zusammen mit Fallada am besten beschreiben.

Einige Textpassagen fand ich aber auch richtig witzig, dass ich, neben dem Ernsthaften, trotzdem Gelegenheit bekam, manches einfach lustig zu finden. Die drei Kameraden hatten ihren Humor nicht in den Kämpfen des Krieges gelassen. Wenn es Schwierigkeiten gab, fanden sie immer einen Ausweg. Sie haben felsenfest zusammengehalten.

Eine schwarze Katze läuft ihnen über den Weg. Einer der Kameraden reagiert ängstlich darauf:

Die Straße war leer. Eine schwarze Katze huschte vor uns her. Lenz zeigte hin. "Jetzt müssten wir eigentlich umkehren." „Lass man“, sagte ich, „wir haben vorhin eine weiße gesehen; das hebt sich auf.“ (360)

Drei ganz einfache Männer, die total philosophisch sein können und für ihre Probleme immer eine Lösung gefunden haben, aber immer auf eine naive aber sympathische Art. Die Kriegserlebnisse hatten sie zu Philosophen gemacht. Ihnen war der Tod zu jeder Zeit präsent.

Brüder, das Leben ist eine Krankheit, und der Tod beginnt schon mit der Geburt. Jeder Atemzug und jeder Herzschlag ist schon ein bisschen Sterben-ein kleiner Ruck dem Ende zu. (155)

Die Hauswirtin einer Kleinbürger – Pension, Frau Zalewski, zeigte kein Verständnis zu der Denkweise dieser jungen Männer:
Merkwürdige Menschen seid ihr jungen Leute alle miteinander. Die Vergangenheit hasst ihr, die Gegenwart verachtet ihr, und die Zukunft ist euch gleichgültig. (164)

Robert pflegte in den sicheren Zeiten auch ein kulturelles Leben. Theater, Bücher, Kino…
Es war lange her, dass ich in einem Theater gewesen war. Ich wäre auch nicht hingegangen, wenn Pat, meine Freundin, es nicht gewollt hätte. Theater, Konzerte, Bücher - alle diese bürgerlichen Gewohnheiten hatte ich fast verloren. Es war nicht die Zeit danach. Die Politik machte genug Theater - die Schießereien jeden Abend gaben ein anderes Konzert; und das riesenhafte Buch der Not war eindringlicher als alle Bibliotheken. (166 f)
Robert verliebt sich in eine junge Frau namens Pat. Sie gehen beide eine Bindung ein. Beide suchten die Sicherheit in der Bindung. Sie stellten keine hohen Erwartungen. Sie waren mit dem Wenigen schon zufrieden, Hauptsache, die Liebe dominiere die Beziehung. Beide wirken auch hier ein wenig naiv… 

Pat ist lungenkrank, leidet an einer Tuberkulose, verschweigt dies allerdings Robert, bis sie in seinem Beisein einen Anfall bekommt. Robert tut alles für das junge Mädchen. Hauptsache, sie bleibt am Leben. Pat muss ins Sanatorium, in die Schweiz…
 Diese Szenen haben mich an Thomas Manns Buch Der Zauberberg erinnert und verweise auf das Buch von Remarque.

Interessante Theorien, die das junge Paar entwickelt, bezogen auf das Geschlecht, wenn auch für die nachfolgenden Generationen nicht mehr ganz so neu. Die Frau, die mehr auf Sicherheit und auf ein gutes Leben aus sei, so sei der Mann dagegen mehr auf das Geld bedacht.

Aus Roberts Sicht:
"Der Mann", erklärte ich weiter, "wird nur geldgierig durch die Wünsche der Frauen. Wenn es keine Frauen gäbe, würde es auch kein Geld geben, und die Männer wären ein heroisches Geschlecht. Im Schützengraben gab es keine Frauen - da spielte es auch keine große Rolle, was jemand irgendwo an Besitz hatte; es kam nur darauf an, was er als Mann war. Das soll nicht für den Schützengraben sprechen - es soll nur die Liebe richtig beleuchten. Sie weckt die schlechten Instinkte des Mannes - den Drang nach Besitz, nach Geltung, nach Verdienen, nach Ruhe. Nicht umsonst sehen Diktatoren es gern, wenn ihre Mitarbeiter verheiratet sind - sie sind so weniger gefährlich. Und nicht umsonst haben die katholischen Priester keine Frauen - sie wären sonst nie so kühne Missionare geworden." (200)

Weiteres zu der Beziehung ist dem Buch zu entnehmen.
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Ich möchte nun noch eine lustige Szene hinzufügen. Robert befindet sich im Büro seines Autokunden, der gerade einen Apfel verzehrt. Der Kunde bietet Robert auch einen an:

"Wollen Sie auch einen?""Danke, nicht gerade jetzt…" Er biss krachend hinein.„Viele Äpfel essen, Herr Lohkamp! Äpfel verlängern das Leben! Jeden Tag ein paar Äpfel-und Sie brauchen nie einen Arzt!“„Auch nicht, wenn ich mir den Arm breche?“ Er grinste, warf das zweite Kerngehäuse weg und stand auf. „Sie brechen sich dann eben keinen Arm!“ (187)

Ich mache hier nun Schluss. Es gäbe noch mehr zu dem Buch zu schreiben, möchte aber nicht zu viel anderen LeserInnen vorwegnehmen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.
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Die Moral ist eine Erfindung des Menschen; nicht eine Konsequenz des Lebens.
(E. M. Remarque)

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