Montag, 30. Juni 2014

Albert Camus / Der erste Mensch (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 

Das Buch hat mir recht gut gefallen. Es ist eine Autobiografie. Camus erlitt im Alter von 47 Jahren einen Autounfall mit tödlichen Folgen. Im Auto befand sich noch das unvollendete Manuskript mit Korrekturhinweisen.

Damit mir jeder glaubt, dass das vorliegende Buch auch wirklich eine Autobiografie ist, denn die Namen der Figuren sind alle fiktive Namen, so zitiere ich den vorderen Klappentext:
Gespielt in der Figur des Jacques Cormery, erzählt Camus von seiner Kindheit, die er mit seiner fast tauben, analphabetischen Mutter und einer dominanten Großmutter im Armenviertel Algier verbringt. Auf der Suche nach einer Vaterfigur beginnt er, über die eigene Herkunft zu reflektieren.
Camus´ Mutter ist Spanierin gewesen, der Vater war Franzose, der kurz nach seiner Geburt im Ersten Weltkrieg in Frankreich tödlich verwundet wurde. Sie lebten als Einwandererfamilie in Algerien. Frankreich bildete bis 1962 in Algerien eine französische Kolonie.
Damit ich mich nicht wiederhole, gebe ich noch einmal den Klappentext rein, der recht ausführlich ist, wobei sich der Inhalt des Buches hauptsächlich mit der Kindheit befasst.
Albert Camus wurde am 7. 11. 1913 bei Annaba (Algerien) als zweiter Sohn einer europäischen Einwandererfamilie geboren. Der Vater, ein Franzose, fiel 1914 im Krieg, die spanischstämmige Mutter musste die Kinder als Putzfrau ernähren und der dominanten Großmutter zur Erziehung überlassen. Camus wuchs in einem armen Stadtviertel Algiers auf. Dort besuchte er die Ecole primaire; 1924 konnte er als Stipendiat in das Lycée von Algier eintreten. 1930 Erkrankung an Lungentuberkulose. Nach dem Abitur Aufnahme eines Philosophiestudiums, das Camus durch Gelegenheitsarbeiten finanziert. Gleichzeitig erste schriftstellerische und künstlerische Versuche. 1934 erste Ehe, die 1940 geschieden wurde. 1938-1940 Arbeit als Journalist bei der progressiven Zeitung «Alger républicain» (später «Soir républicain»). Camus` Artikelfolge über das Elend der algerischen Landbevölkerung und das Verbot der Zeitung machten ihm eine weitere berufliche Betätigung in Algerien unmöglich. Daher 1940 Übersiedlung nach Frankreich. Mit seiner zweiten Frau, Francine Faure, kehrte er 1941 nach Algerien zurück, wo beide als Lehrer arbeiteten. 1942 Kuraufenthalt im französischen Bergland. Eine Anstellung als Lektor bei Gallimard und die Zugehörigkeit als Résistance - Camus übernahm 1944/45 die Leitung der Widerstandszeitung «Combat» - banden ihn zunehmend an Paris. Freundschaftliche Beziehungen zu Sartre und dessen existenzialistischem Kreis. 1946-1952 Reisen in die USA, nach Südamerika und mehrmals nach Algerien. An der mit Härte und Leidenschaft geführten Debatte um «Der Mensch in der Revolte» (1951) scheiterte die freundschaftliche Beziehung zu Sartre. 1958 begann er mit der Arbeit an dem erst 1994 postum veröffentlichten Roman «Der erste Mensch». Am 4. Januar 1960 verunglückte Camus bei einem Autounfall tödlich.
Ich gebrauche nun den fiktiven Namen Albert Camus´ und gehe über auf Jacques Cormery.

Mich hat zudem recht stark Jacques Mutter interessiert, die als Kind an Typhus erkrankte, der die Hörbehinderung mit sich brachte. Sie war dadurch auch aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen und zog sich immer mehr in sich zurück. Für Jacques, der sich auf die Spuren seines Vaters begibt, ist sie keine Hilfe. Sie kann kaum Auskunft über sich und über den Vater geben. Dazu war schon viel zu viel Zeit vergangen. Auch die Armut, in der die Familie lebte, erschwerte das Leben der Cormerys zusätzlich. Jacques konnte sich nicht auf die Antworten der Mutter verlassen:
Sie sagte ja, vielleicht war es nein, Jacques musste durch eine verfinsterte Erinnerung in der Zeit zurückgehen. Schon die Erinnerung der Armen wird weniger genährt als die der Reichen, sie hat weniger Anhaltspunkte im Raum, denn sie verlassen selten den Ort, an dem sie leben, auch weniger Anhaltspunkte in der Zeit eines eintönigen grauen Lebens. Gewiss, es gibt die Erinnerung des Herzens, von der es heißt, sie sei die sicherste, aber das Herz nutzt sich in Not und Arbeit ab, es vergisst unter der Last der Anstrengenden schneller. (108f)
Die Großmutter war mir nicht geheuer. Sie verprügelte Jacques häufig mit einem Ochsenziemer. Auch wenn man es nur liest, trotzdem zieht sich mir innerlich alles zusammen. Prügel waren zu der Zeit Usus. 

Aber Jacques hatte auch gute Menschen um sich, die ihn mit Liebe beschenkten. Ich will nicht sagen, dass die Großmutter keine gute Person war. Wahrscheinlich versuchte sie nur, den Vater zu ersetzen. Aber wer es schafft, ein Kind so zu verprügeln, der oder die muss das Herz für die Prügelei in sich eingesperrt haben. Sein Onkel Ernest war jemand, der es wieder gut machte, was die Großmutter ihm antat. Er liebkoste seinen Neffen recht häufig. Jacques empfand seinem Onkel wie seiner Mutter gegenüber sehr viel Liebe. Vor seiner Großmutter fürchtete er sich nur.
Es folgt ein Zitat, das mir total gut gefallen hat:
„Nun, da bin ich", sagte Jacques. Und tatsächlich war er wieder da, bei den beiden, Onkel und Mutter, wie früher, konnte ihnen nichts sagen und hörte nie auf, an ihnen zu hängen, zumindest an ihnen, und liebte sie noch mehr dafür, dass sie es ihm ermöglichten zu lieben, wo er doch so oft versagt hatte, so viele Geschöpfe zu lieben, hier verdienten. (173)
Versagt zu lieben? Wie kann denn ein Kind an Liebe versagen? Sind es nicht die Erwachsenen, die mit der Liebe zu ihren Kindern in Vorschuss treten müssen, damit das Kind überhaupt lernen und empfinden kann, was Liebe ist? Sind es nicht die Erwachsenen, die für die Kinder Vorbilder sind?

Die Mutter hat bei der Erziehung ihrer eigenen Kinder nicht viel zu sagen, und so muss sie weggucken, wenn Jacques ausgepeitscht wird, oder sie redet die Prügel schön, indem sie die Worte der Großmutter wiederholt.

Jacques hatte nochmals Glück. Er hatte einen Lehrer, der ihn unterstützte. Der Lehrer empfand Mitleid für den Jungen, weil er seinen Vater im Krieg verloren hatte. Auch der Lehrer versuchte Jacques ein wenig den Vater zu ersetzen und er schaffte es, die Großmutter zu überzeugen, dass Jacques und sein Bruder von der Begabung her auf die höhere Schule gehören. Die Großmutter verweigerte erst, da sie sich kein Schulgeld leisten könne, bis schließlich der Lehrer nach Hause kam und mit der Familie redete. Jacques wurde von den anderen Klassenkameraden verspottet, da er der Liebling des Lehrers sei. Der Lehrer stellte sich den Schülern:
„Ja, ich ziehe Cormery vor, rief er, wie all jene von euch, die ihren Vater im Krieg verloren haben. Ich habe mit ihren Vätern den Krieg mitgemacht, und ich lebe. Ich versuche hier wenigstens, meine toten Kameraden zu ersetzen. Und wenn jetzt noch jemand meint, ich hätte Lieblinge, soll er es sagen!" (204)
Ein Lehrer, den es nicht allzu häufig gibt in der Welt. Er begleitete die Kinder bis zur höheren Schule und bot sich ihnen an, ihnen nach der Schule zu helfen, sollten sie mit dem Stoff Probleme haben.
Wäre der Lehrer nicht gewesen, so wäre Jacques von der Großmutter in die Lehre geschickt worden, um Geld zu verdienen.

Jacques gibt sich nach der Standpauke seines Lehrer nicht geschlagen. Er hat das Bedürfnis, sein Problem selbst zu lösen und so forderte er den Jungen in der Pause heraus, der über ihn gelästert hatte. Der Erkenntnis nach, die Jacques als der Sieger des Kampfes nach der Prügelei macht, sind die meisten Erwachsenen nicht mal in der Lage, folgende Gedanken zu hegen:
Berauscht von der Schnelligkeit eines Sieges, den er so vollständig nicht erwartete, vernahm Jacques kaum die Gratulation und bereits beschönigten Kampfberichte ringsum. Er wollte froh sein, war es auch irgendwo in seiner Eitelkeit, und doch, als er sich beim Verlassen des grünen Feldes nach seinem Schulkameraden Munoz umdrehte, legte sich ihm beim Anblick des fassungslosen Gesichts dessen, den er geschlagen hatte, plötzlich eine düstere Traurigkeit aufs Gemüt. Und so begriff er, dass der Krieg nicht gut ist, dass einen Menschen zu besiegen ebenso bitter ist, wie von ihm besiegt zu werden. (208f)
Interessant fand ich, als der erwachsene Jacques schließlich das Grab seines Vaters im bretonischen Frankreich aufsucht. Doch sehr viel mehr konnte er auch auf dem Friedhof nicht in Erfahrung bringen, als er den Friedhofswärter um Auskunft zu seinem toten Vater erbat. Der Wärter konnte ihm schließlich aus einem Buch das Grab benennen, wo der Vater begraben liegt. Mehr aber auch nicht:
Jacques dachte an den kleinen Friedhof von Saint-Brieuc, wo die Soldatengräber besser erhalten waren als die Gräber von Algier. „Das Mittelmeer trennte in mir zwei Welten, die eine, wo auf abgemessenen Flächen Erinnerungen und Namen konserviert waren, die andere, wo der Sandwind die Spuren der Menschen auf weiten Flächen auslöschte.“ Er hatte versucht, der Anonymität, dem Leben in Armut und eigensinniger Unwissenheit zu entrinnen, er hatte nicht auf der Ebene dieser blinden Geduld ohne Sätze, ohne anderes Vorhaben als das Unmittelbare, leben können. Er hatte sich in der Welt herumgetrieben, hat Wesen errichtet, erschaffen, verbrannt, seine Tage waren zum Bersten voll gewesen. Und doch wusste er jetzt im Grunde seines Herzens, dass Saint-Brieuc und das, was es repräsentierte, nie etwas für ihn bedeutet hatten, und er dachte an die verwitterten, grün gewordenen Steinplatten, von denen er gerade weggegangen war, und akzeptierte mit einer irgendwie seltsamen Freude, dass der Tod ihn in seine wahre Heimat zurückführte und sein unermessliches Vergessen über die Erinnerung an den monströsen und (banalen) Mann legte, der ohne Beistand und ohne Hilfe an einem glücklichen Gestade und im Licht der ersten Morgen der Welt in Armut groß geworden war und etwas aufgebaut hatte, um dann allein, ohne Erinnerung und ohne Glauben, in der Welt der Menschen seiner Zeit und ihrer schrecklichen, erregenden Geschichte zu landen. (261f)
Wie ich aus anderer Quelle mal entnommen habe, bekennt sich Camus zum Franzosen. Er hatte sich für das Vaterland seines Vaters entschieden, und die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Das geht auch aus dem obigen Zitat hervor. Er gehörte zu den Glücklichen, die sich die Nationalität aussuchen konnten.

Ich beende hiermit meine Zeilen. In dem Buch gibt es noch jede Menge anderer guter Gedanken und Ereignisse.
Das Buch liest sich gut, obwohl es ein Fragment ist, kein abgeschlossenes Werk.

Obwohl das Buch ein Fragment ist, und man oft beim Lesen auf Textänderungen hingewiesen wird, hat es mir trotzdem gut gefallen, wenn man bedenkt, dass das Buch eigentlich noch gar nicht beendet war.

Unter dieser Berücksichtigung hat es seine zehn von zehn Punkten verdient. 
______
Alle Religionen und alle unterschiedlichen Kulturen
 haben ihre Berechtigung,
solange sie anderen nicht schaden. (M. P.)

Gelesene Bücher 2014: 42
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




Freitag, 27. Juni 2014

Albert Camus / Der erste Mensch


Klappentext
«Inszeniert wie ein Roman, enthält ‹Der erste Mensch› eine bewegende Autobiographie der algerischen Kindheit Albert Camus´: das intimste Selbstzeugnis, dass der diskrete und scheue Autor hinterlassen hat.» (Der Spiegel) 
«Ein überwältigendes posthumes Comeback.» (FAZ)
Gespiegelt in der Figur Jacques Comery erzählt Camus von seiner Kindheit, die er mit seiner fast tauben, analphabetischen Mutter und einer dominanten Großmutter im Armenviertel Algiers verbringt. Auf der Suche nach einer Vaterfigur beginnt er, über die eigene Herkunft zu reflektieren.
[Das handgeschriebene Manuskript wurde bei dem tödlichen Autounfall Camus’ in seiner Mappe gefunden. Es erscheint hier, ohne dass an dem unkorrigierten Fragment Änderungen vorgenommen wurden.]

Autorenporträt
Albert Camus wurde am 7. 11. 1913 bei Annaba (Algerien) als zweiter Sohn einer europäischen Einwandererfamilie geboren. Der Vater, ein Franzose, fiel 1914 im Krieg, die spanischstämmige Mutter musste die Kinder als Putzfrau ernähren und der dominanten Großmutter zur Erziehung überlassen. Camus wuchs in einem armen Stadtviertel Algiers auf. Dort besuchte er die Ecole primaire; 1924 konnte er als Stipendiat in das Lycée von Algier eintreten. 1930 Erkrankung an Lungentuberkulose. Nach dem Abitur Aufnahme eines Philosophiestudiums, das Camus durch Gelegenheitsarbeiten finanziert. Gleichzeitig erste schriftstellerische und künstlerische Versuche. 1934 erste Ehe, die 1940 geschieden wurde. 1938-1940 Arbeit als Journalist bei der progressiven Zeitung «Alger républicain» (später «Soir républicain»). Camus` Artikelfolge über das Elend der algerischen Landbevölkerung und das Verbot der Zeitung machten ihm eine weitere berufliche Betätigung in Algerien unmöglich. Daher 1940 Übersiedlung nach Frankreich. Mit seiner zweiten Frau, Francine Faure, kehrte er 1941 nach Algerien zurück, wo beide als Lehrer arbeiteten. 1942 Kuraufenthalt im französischen Bergland. Eine Anstellung als Lektor bei Gallimard und die Zugehörigkeit als Résistance - Camus übernahm 1944/45 die Leitung der Widerstandszeitung «Combat» - banden ihn zunehmend an Paris. Freundschaftliche Beziehungen zu Sartre und dessen existenzialistischem Kreis. 1946-1952 Reisen in die USA, nach Südamerika und mehrmals nach Algerien. An der mit Härte und Leidenschaft geführten Debatte um «Der Mensch in der Revolte» (1951) scheiterte die freundschaftliche Beziehung zu Sartre. 1958 begann er mit der Arbeit an dem erst 1994 postum veröffentlichten Roman «Der erste Mensch». Am 4. Januar 1960 verunglückte Camus bei einem Autounfall tödlich.
Von Camus habe ich vor zig Jahren etliche Bücher gelesen. Die beiden besten Bücher, die mir gefallen hatten, waren Die Pest und Der Fall. Das vorliegende Buch scheint wohl eine Autobiografie zu sein. Habe schon ein paar Seiten gelesen und es gefällt mir recht gut.

Freue mich jetzt auf das Wochenende, da ich nun dazu kommen werde, am Stück viele Seiten zu lesen.




Mittwoch, 25. Juni 2014

Luigi Malerba / Römische Gespenster (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mich inhaltlich nicht sonderlich angespornt. Wenn es vom Seitenumfang her dicker gewesen wäre als die 232 Seiten, dann hätte ich es garantiert abgebrochen. Lediglich die letzten dreißig Seiten haben mich gepackt, sodass ich schließlich doch für mein Durchhalten und für meine Geduld entschädigt wurde. Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein.
Ein großer Eheroman über unausgesprochene Gefühle, subtile Beziehungskämpfe, Liebe und Lebensweisheit. Sehr kurzweilig, mit Gusto! Dabei hat alles mit einem Witz begonnen.Clarissa kommt ihrem Mann auf die Schliche, weil sie aus dem Mund einer anderen einen Witz hört, den sie sofort wiedererkennt. Was tun? Die kluge Clarissa wartet erst einmal ab und schreitet dann zur Rache. Gesprochen wird in ihrer Ehe nicht, aber gelesen. Der Gatte Giano, Städteplaner und mit der Dekonstruktion in Großstädten beschäftigt, hat daher eine listige Idee: Er bringt die Affäre peu à peu zu Papier. Und natürlich lässt Giano die beschriebenen Seiten so in der Wohnung herumliegen, dass Clarissa sie finden und lesen muss …Luigi Malerba lässt diesmal seine Figuren unglaubliche Wechselbäder durchleben.Einmal erzählt er, einmal sie, sodass wir die gleichen Ereignisse aus dem Blickwinkel der Frau und des Mannes erleben. Ist es wirklich dieselbe Ehe?
Eigentlich gibt es nicht mehr zu sagen, als schon im Klappentext steht. Gelegentlich erfährt man neben den Eheproblemen auch etwas über das Weltbild der beiden Ehepartnern, über die politische Lage weltweit. Doch ich möchte trotzdem versuchen zu beschreiben, wie ich das Buch erlebt habe. Hauptsächlich Clarissa hat mich stark beschäftigt.

Was mir gut gefallen hat, ist, dass der Inhalt frei von Klischees ist. Die Probleme werden nicht hysterisch-emotional ausgetragen, sondern eher im Stillen und in verkopfter Form. Das fand ich gut, mal diese Art von Italiener in der Literatur zu erleben. Dies ist der Grund, weshalb ich lieber ausländische Literatur lese, die nicht vom deutschen Autor geschrieben ist. Denn dieser lässt Südländer eher so auftreten, wie sie seinen Vorstellungen entsprechen, in der Form, wie ein Südländer zu denken, zu fühlen und auszusehen hat. Mir fällt dabei die deutsche Fernsehwerbung ein, als eine schwarzhaarige italienische Frau in dem Streit mit ihrem Mann die Teller aus dem Fenster wirft. Auch in deutschen Büchern findet man ausschließlich schwarzhaarige und emotionsträchtige Italiener. Solche Bilder findet man hier in diesem Buch keineswegs. Es gibt viele Möglichkeiten, eine nicht funktionierende Ehe zu verarbeiten bzw. sich mit ihr auseinanderzusetzen. Da ich selber aus einer italienischen Familie stamme, kann ich bestätigen, dass es solche und solche Italiener gibt. Wobei ich gerade sehe, dass die Protagonisten auf dem Cover auch wieder als dunkelhaarig und dunkeläugig abgebildet sind. Und der Teint sieht aus, als hätten sie beide die Hepatitis, (lol). Deutsche Verlage erlauben eben keine hellen Südländer.

Warum aber hat mich das Buch nicht gepackt? Weil mich solche Themen, Themen wie Partnerschaft, problembeladene Partnerschaft, die sehr langwierig sein können, und so komplex noch dazu, mich letztendlich einfach langweilen. Was kümmern mich Partnerschaftsprobleme anderer Leute? Das ist auch der Grund, weshalb ich keine Liebesromane lese. 
Doch weshalb habe ich mir das Buch denn dann gekauft? Weil ich immer neugierig bin, wie ein ausländischer Autor sein Land und sein Leben darin beschreibt. Das allein hat mich neugierig gemacht.

Interessant fand ich die Idee, wie das Paar in dem Buch die Eheprobleme angeht. Schwer zu durchschauen und keineswegs nach so einem billigen Muster gemacht.

Giano, Universitätsprofessor, schreibt ein Buch. In dem Buch kommen alles Leute darin vor, mit denen er im wirklichen Leben zu tun hat. Allerdings stehen diese Figuren alle unter einem Pseudonym. In dem Buch tauchen hauptsächlich Sexpartner auf, die seiner Frau und seine eigenen. Beide, er und seine Frau Clarissa, lieben sich einerseits, andererseits scheinen sie in ihrer Ehe (sexuell) nicht ausgefüllt zu sein. Clarissa hat überhaupt keine Probleme, all die Figuren in dem Buch zu identifizieren. Auch sich selbst findet sie wieder. Das ist wohl Gianos Absicht, dass die Figuren leicht zu durchschauen sind. Seine Feder ist sein Speer.

Die Erzählperspektiven wechseln sich ab zwischen Giano und Clarissa in der Reihenfolge.

Giano und Clarissa reden nicht über ihre Eheprobleme, sondern sie versuchen, es mit sich alleine auszumachen. Beide sind zwar eifersüchtig, behalten es aber für sich. Giano lässt sein Buch offen liegen, als sei es Absicht. Er möchte, dass seine Frau darin liest und sie die Wahrheit über seinen Seitensprung mit Irina erfährt. In umgekehrter Folge zeigt er ihr, dass auch er Bescheid weiß über Clarissas Sexpartner Zandel, der von Beruf Architekt ist. Clarissa liest in dem Buch, aber sie behält es für sich und Giano fragt sich abends, ob Clarissa aus dem Buch gelesen hat? Was ist denn nun Fiktion und was ist Realität? Beides ist so miteinander verwoben, dass es schwierig ist, diese beiden Welten auseinanderzuhalten. Das wird Clarissa am Schluss zum Verhängnis. 
Wir werden nie wissen können, Giano und ich, an welchem Punkt wir mit unseren gegenseitigen Treuebrüchen sind, denn über dieses Thema gibt es keinen Dialog zwischen uns (…). Wir haben 20 Jahre in fester häuslicher Toleranz zusammengelebt und können nun nicht, nach so langer Zeit, damit beginnen, Selbstkritik zu üben und uns alles frei heraus ins Gesicht zu sagen, wie gewisse Freunde unserer Generation, die alle sehr schlecht geendet haben, mit Nervenkrisen und Rechtsanwälten. Auf Giano und mich weist man hin als ein vorbildliches Ehepaar und wir dürfen die Welt nicht enttäuschen. (210)
Giano macht hin und wieder mal den Versuch, das eine oder das andere auszusprechen, aber er bereut es schnell wieder:
Ich sage etwas und gleich dann bereue ich, es gesagt zu haben. Auch ich habe meine Verzweiflungsmomente und von Zeit zu Zeit verstecke ich mich im Badezimmer und Weine-ohne Tränen und ohne Worte. Die Worte dazu leiht mir ein alter italienischer Dichter in einem verblichenen Buch, das ich zufällig geöffnet habe, als ich die Bibliothek in Ordnung brachte. Der Dichter teilt seine Verzweiflung mit der ganzen Welt und sieht, wie die Sterne, der Mond und die nächtlichen Rufe den Tod seiner Liebsten beweinen. (215)
Welch ein Tau
Oder Weinen in jenen
Vom hellen Antlitz der Sterne,
Vom Mantel der Nacht versprühten Tränen?
Und warum groß
Der weiße Mond
Ein reines Gewölk kristallener Tropfen
Dem feuchten Gras in den Schoß?
Warum in dunkeler Luft wie Klage
Tönte, tönte es rings
Vom Wehen der Windel bis hin zum Tage?
Zeichen vielleicht, daß du
Dich wegbegeben,
O meines Lebens leben? (215) 
Giano ist also ein Mensch, der mit Hilfe von Literatur versucht, sich emotional zu reinigen.

Clarissas sexuelle Gefühle sind fast unersättlich. Sie versteht sich selbst nicht, und befürchtet, sich zu einer Nymphomanin zu entwickeln. Ihr sexueller Partner namens Zandel ist an Krebs erkrankt und liegt im Sterben. Sie flüchtet dadurch in eine andere sexuelle Beziehung, wie von Giano schon erwartet. Es ist ein junger Student ihres Mannes. Doch tief in ihr macht sich eine starke Trauer um den Verlust Zandels breit. Um die Trauer nicht zu spüren, wird sie richtig süchtig nach Sex, der ihr unbewusst helfen soll, negative Emotionen auszuleben, bzw. sie rauszulassen.

Sie weiß, dass es Zandel bald nicht mehr geben wird. An diesen Gedanken muss Clarissa sich langsam gewöhnen. Sie stellt fest, dass nur die echten Personen sterblich sind, während die fiktiven dagegen unsterblich. Im Folgenden ein Zitat aus der Sicht Clarissas, das mir sehr gut gefallen hat, weil es einfach auch der Tatsache entspricht.
Bekanntlich haben viele Schriftsteller sich für ihre Romane von wirklichen Personen anregen lassen. So kommt es auch, daß die erfundenen Personen sehr viel langlebiger sind als ihre leibhaftigen Modelle. Die menschlichen Modelle der Romane und Erzählungen etwa von Thomas Mann oder Italo Svevo-seit vielen Jahren sind sie nun bereits tot, während ihre jeweiligen literarischen Figuren sich auf den Buchseiten noch immer bester Gesundheit erfreuen. Ich weiß nicht, wie lange es Gianos Roman geben wird, aber wenn er wirklich gedruckt wird, hat das gedruckte Papier eine längere Lebenszeit als Zandel (…) aber vermutlich auch länger als wir, die wir eine normale Lebenserwartung haben. Armer Zandel und auch wir Armen, die wir weder einen Thomas Mann noch Italo Svevo haben, die uns bequem und auf längerer Dauer in irgendeinem schönen Buch unterbringen. Und du sollst ja nicht glauben, dass ich meinen Mann verachte, weil er nicht Thomas Mann oder Italo Svevo ist.
Diese neue Beziehung mit dem jungen Studenten durchschaut Giano ebenfalls und dichtet dieser Person eine epidemische Krankheit an, die zum Ende der Beziehung führt. Als Clarissa dies liest, wirft es sie dermaßen aus der Bahn, dass ich nun aufhören möchte, weiter darüber zu erzählen.

Das Ende fand ich richtig Klasse, wie Giano sein Buch zum Abschluss gebracht hat, und unter welchem Einfluss Clarissa dadurch stand.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten. Das Thema ist literarisch anspruchsvoll, es hat Tiefe, die Sprache ist recht fantasievoll und ist frei von Klischees. 
Dass mir die Thematik nicht so sehr auf dem Herzen gelegen hat, ist schließlich nicht die Schuld des Autors. 
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Alle Religionen und alle unterschiedlichen Kulturen
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Sonntag, 22. Juni 2014

Luigi Malerba / Römische Gespenster

Klappentext

Ein großer Eheroman über unausgesprochene Gefühle, subtile Beziehungskämpfe, Liebe und Lebensweisheit. Sehr kurzweilig, mit Gusto!
Dabei hat alles mit einem Witz begonnen.
Clarissa kommt ihrem Mann auf die Schliche, weil sie aus dem Mund einer anderen einen Witz hört, den sie sofort wiedererkennt. Was tun? Die kluge Clarissa wartet erst einmal ab und schreitet dann zur Rache.
Gesprochen wird in ihrer Ehe nicht, aber gelesen. Der Gatte Giano, Städteplaner und mit der Dekonstruktion in Großstädten beschäftigt, hat daher eine listige Idee: Er bringt die Affäre peu à peu zu Papier. Und natürlich lässt Giano die beschriebenen Seiten so in der Wohnung herumliegen, dass Clarissa sie finden und lesen muss …
Luigi Malerba lässt diesmal seine Figuren unglaubliche Wechselbäder durchleben.
Einmal erzählt er, einmal sie, so dass wir die gleichen Ereignisse aus dem Blickwinkel der Frau und des Mannes erleben. Ist es wirklich dieselbe Ehe?
Ein Meisterwerk an Erzählkunst und Gefühlsverwirrung!


Autorenporträt
Luigi Malerba wurde 1927 in Berceto bei Parma geboren. Er gehörte zu den Gründern des Gruppo 63, schrieb Theaterstücke, Drehbücher, Erzählungen und Romane. Der phantasievolle Geschichtenerzähler, der zu den wichtigsten zeitgenössischen Autoren Italiens zählt, starb 2008 in Rom.

Der Autor ist mir unbekannt. Entdeckt habe ich ihn antiquarisch bei Bücher-Oxfam. Nun bin ich gespannt.




Samstag, 21. Juni 2014

Carson McCullers / Frankie (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wieder ein McCullers Buch, in dem es um Persönlichkeiten geht, die tief in der inneren Einsamkeit stecken.

Die Protagonistin in dem Roman ist, wie der Buchtitel schon verrät, die zwölfjährige Frankie, die nun genug davon hat, Kind zu sein und sich nichts sehnlichster wünscht, als in die Welt der Erwachsenen einzutauchen. Frankie ist eine Halbwaise. Die Mutter starb bei ihrer Geburt. Der Vater,
Juwelier von Beruf, ist einundvierzig Jahre alt, der seit dem Tod seiner Frau eine farbige Köchin namens Berenice Sadie Brown eingestellt hat. Nebenbei ersetzte sie Frankie ein wenig die Mutterrolle. Dann gibt es noch den sechsjährigen Vetter John Henry West.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein:
›Frankie‹ ist die Geschichte eines Reifeprozesses und einer großen Sehnsucht, der Sehnsucht, dabei zu sein: beim Leben der Erwachsenen, hier bei der Hochzeit des Bruders, der von einer fremden Frau entführt wird. Frankies Ruf ›Nehmt mich mit!‹, der ungehört dem abreisenden Paar nachhallt, ist der verzweifelte Ruf, den jedes alleingelassene Kind kennt.
Die Geschichte spielt im Sommer des Zweiten Weltkriegs, in der Frankie in eine Identitätskrise gerät. Sie hat noch einen älteren Bruder, der in diesem Sommer die Absicht hat, zu heiraten. Frankie will indirekt mitgeheiratet werden. Sie erträgt die Einsamkeit nicht mehr. Mit dieser Mitheirat würde sich ihr ein Wir bilden.
Die beiden sind mein >Wir<. Gestern und während der ganzen zwölf Jahre ihres Lebens war sie nur Frankie gewesen. Sie war nur ein >Ich< und ging für sich allein herum und musste für sich selber handeln. Alle anderen hatten ein >Wir< - alle, nur sie nicht. Wenn Berenice >Wir< sagte, so meinte sie Anträge und die Großmutter, ihre Loge oder die Kirchengemeinde. Das >Wir< ihres Vaters war sein Laden. Alle Klubmitglieder haben ein >Wir<, zu dem sie gehören und von denen sie reden können. Die Soldaten in der Armee können >wir< sagen, sogar die Verbrecher, die man aneinanderkettet. Aber die alte Frankie hatte kein >Wir< gehabt, höchstens das >Wir< des schrecklichen Sommers, das aus ihr und Jean Henry und Berenice bestand; und das war das allerletzte >Wir<, das sie gewollt hatte. Das alles war nun plötzlich vorbei und ganz anders. Es gab ihren Bruder und seine Braut; und eigentlich hatte sie es schon gewusst, als sie die beiden das erste Mal sah: Die beiden sind mein >Wir<! (74)
Die Idee mit dem „Wir“ fand ich einen supergenialen Gedanken. Deutlicher kann der Kampf gegen die Einsamkeit gar nicht mehr ausgedrückt werden.
Sie stand in der Ecke des Brautzimmers und hätte gern gesagt: „Ich liebe euch beide so sehr. Ihr seid mein Wir. Bitte nehmt mich mit nach der Hochzeit, denn wir gehören zusammen."
In den späteren Zitaten folgen noch weitere geniale Beispiele. Frankie hatte einfach genug davon, sich selbst zu sein. Ein weiterer Gedanke folgt, der mich tief beeindruckt hat:
Das war der Sommer, als Frankie es satthatte, Frankie zu sein. Sie hasste sich, wusste nichts mit sich anzufangen, war zu nichts nütze und lungerte den ganzen Tag über in der Küche herum; schmutzig, gierig, gemein und traurig. Sie verdiente es wirklich nicht, auf der Welt zu sein, und außerdem war sie ein Verbrecher. Hätte das Gericht Bescheid gewusst, sie wäre verurteilt und ins Gefängnis gesperrt worden. Aber Frankie war nicht immer ein Verbrecher und Taugenichts gewesen. Bis zum April war sie ihr ganzes Leben lang wie die anderen Leute gewesen. Sie war Mitglied in einem Klub und hatte gute Zeugnisse nach Hause gebracht. Jeden Samstagvormittag half sie ihrem Vater bei der Arbeit, und Samstag Nachmittag ging sie ins Kino. (39f) 
Frankie war ein sehr fantasiebegabtes Kind. Die Fantasien waren wichtig, um durch diese schwierige Phase, die die Pubertät mit sich brachte, zu gehen. Ihre Gedanken waren nicht immer leicht, sie nachzuvollziehen. Sie hatte genaue Vorstellungen davon, wie sie die Welt gerne hätte. Sie ging zur Blutspende, damit ihr Blut in den Adern von Menschen aus anderen Ländern und Kontinenten weiter zirkulieren konnte. Darin sah sie eine Verbindung zu den Menschen aus aller Welt. 
Sie beschloss, Blut zu spenden. Sie wollte dem Roten Kreuz wöchentlich einen Liter geben, dann würde ihr Blut in den Adern von Australiern, Franzosen und Chinesen über die ganze Welt verbreitet sein, und sie wäre mit all diesen Menschen verwandt. (42) 
An diesem Zitat wird noch einmal deutlich, wie sehr Frankie unter ihrer Einsamkeit litt und wie sehr sie sich nach anderen Menschen sehnte. Doch zu ihrem Missmut wurde sie aufgrund ihres so jungen Alters abgelehnt, was Frankie den Ärzten arg übel nahm.

Auch wünschte sich Frankie eine Insel, auf der Menschen so viele Kriege führen konnten, wie sie wollten. Nur kriegsenthusiastische  Menschen sollten auf dieser Insel leben.
Der Krieg und die Welt - alles war zu schnell, zu riesig und fremd. Wenn sie zu lange über die Welt nachdachte, bekam sie es mit der Angst zu tun. Sie fürchtete sich nicht vor den Deutschen oder vor Bomben oder vor Japanern. Sie fürchtete sich, wenn man sie nicht mitmachen ließ in diesem Krieg und weil es ihr so vorkam, als habe sich die Welt irgendwie von ihr getrennt. (42f)
Frankie fehlte es an Mutterliebe. Sie klammerte sich stark an den Vater und schlief noch bis zum zwölften Lebensjahr mit ihm in einem Bett, bis der Vater schließlich Einhalt gebietet:
Als ihr Vater und sie eines Abends im April zu Bett gingen, sah er sie plötzlich an und sagte: "Wer ist denn diese zwölf Jahre alte, langbeinige Zikade, die immer noch bei ihrem alten Papa schlafen will?" Seitdem war sie zu alt, um noch länger mit ihrem Vater zusammen zu schlafen. Sie musste oben in ihrem Zimmer allein schlafen. Sie nahm es ihrem Vater übel, und die beiden sahen einander schief von der Seite an. Sie mochte nicht länger zu Hause bleiben. (44) 
Dieses Ausladen aus dem ehelichen Bett ihres Vaters verschärfte die Krise um einiges und so gibt sich Frankie gefährlichen Tagträumereien hin.

Frankie ist 1,67 m groß. Sie verzieh es sich nicht, dass sie so groß war und nannte sich selbst langer Lulatsch, der es nicht verdiente, auf der Welt zu sein. Von den Kindern wurde sie der Größe wegen verspottet. Sie bekam die Frage gestellt, ob es ihr dort oben nicht zu kühl sein würde? (Lol)

Der Hauptaufenthaltsort in diesem Buch ist die Küche. Frankie tauscht sich gerne mit der Köchin Berenice aus. Berenice bekommt sehr deutlich die schwermütigen Gedanken dieses jungen Menschen mit. Frankie würde den ganzen Tag nichts anderes tun, als zu denken und über ihre Gedanken zu sprechen.

Dass sich Frankie stark nach Liebe sehnt, und sie diese sich bei Berenice holt, fand ich folgendes Zitat ein wenig traurig, denn nicht nur Frankie will geliebt werden, sondern auch der kleine John Henry:
Frankie legte das Messer, mit dem sie spielte, auf den Tisch und setzte sich Berenice auf den Schoß und lehnte das Gesicht gegen ihren Hals. Ihr Gesicht war schweißnass, genau wie Berenices Hals, und beide rochen salzig und sauer. Ihr rechtes Bein lag über Berenices Knien und zitterte. Als sie den Fuß auf den Boden stellte, zitterte es nicht mehr. John Henry kam (…) angeschlürft und schmiegte sich eifersüchtig an Berenice. Er legte seinen Arm um ihren Hals und hielt sich an ihrem Ohr fest. Dann versuchte er, Frankie von ihrem Schoß zu schubsen, und kniff Frankie ins Bein.„Lass Frankie in Ruhe", sagte Berenice, „sie hat dir nichts getan."
„Ich bin krank", jammerte er. 
„Aber nein, das bist du nicht. Sei brav und gönn deiner Cousine das bisschen Liebe." (201)
Nun habe ich sehr viele Zitate eingebracht, weil mir die Textstellen so gut gefallen haben. Mit in die Hochzeit ihres Bruders eingezogen zu werden, und schließlich mit dem vermählten Paar mitzuziehen, wurde immer mehr zur Täuschung ihrer eigenen Einbildungskraft, die sie weiterhin in eine schwere Krise stürzte. Berenice hatte sie liebevoll davor gewarnt, dass ihr Bruder sie unmöglich ins neue Leben mitnehmen könne, doch sie wollte ihr nicht glauben. Sie hegte Suizidgedanken und die Absicht, sich mit dem Revolver ihres Vaters zu töten. Frankie packt eines späten Abends ihren kleinen Koffer, klaut dazu die Geldbörse ihres Vaters, und reißt aus. Sie will raus in die Welt, wenn sie auch noch nicht weiß, wie und wohin. Suizid oder nicht? Lest einfach selbst.

Ich mache hier nun Schluss, doch glaubt nicht, dass ich alle Szenen beschrieben habe. Es gibt noch andere, sehr interessante Begebenheiten zwischen Frankie und ihren Mitmenschen, zwischen dem kleinen John Henry und nicht zu vergessen zwischen Berenice und deren Leben mit den vielen Ehen und Scheidungen.

Und auch der Rassismus fand hier seinen Platz. Die schwarze Köchin Berenice sehnt sich nach einer Welt, in der es zwischen den Schwarzen und den Weißen eine Gleichbehandlung gibt und die frei ist von Diskriminierungen.

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten. Es ist authentisch geschrieben, literarisch tiefgründig, anspruchsvoll und sehr fantasievoll.
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 haben ihre Berechtigung,
solange sie anderen nicht schaden. (M. P.)

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Donnerstag, 19. Juni 2014

Carson McCullers / Frankie


Klappentext

›Frankie‹ ist die Geschichte eines Reifeprozesses und einer großen Sehnsucht, der Sehnsucht, dabeizusein: beim Leben der Erwachsenen, hier bei der Hochzeit des Bruders, der von einer fremden Frau entführt wird. Frankies Ruf ›Nehmt mich mit!‹, der ungehört dem abreisenden Paar nachhallt, ist der verzweifelte Ruf, den jedes alleingelassene Kind kennt.

Autorenporträt
Carson McCullers, geboren 1917 in Columbus (Georgia), gestorben 1967 in Nyack (New York), dort begraben. McCullers wollte eigentlich Pianistin werden. Mit 500 Dollar fuhr sie 18-jährig alleine nach New York, um an der renommierten Juilliard-Musikschule zu studieren. Das Geld verschwand auf mysteriöse Weise, doch sie blieb in New York, arbeitete als Sekretärin, Kellnerin, Barpianistin und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Der Erfolg ihres Erstlings, ›Das Herz ist ein einsamer Jäger‹, machte die 23-Jährige zum literarischen ›Wunderkind‹. Mit 23 erlitt sie den ersten von drei Schlaganfällen, ihr Leben wurde bestimmt durch die Krankheit, der sie ihr Werk abrang, und durch Einsamkeit, besonders nach dem Selbstmord ihres Mannes 1953.
»Wie alle genialen Dichter überzeugt sie uns davon, daß wir im Leben etwas übersehen haben, was ganz offenkundig vorhanden ist. Sie hat das unerschrocken ›goldene Auge‹.«
Das vierte Buch, das ich von der Autorin lese.

Das Herz ist ein einsamer Jäger 
Uhr ohne Zeiger
Die Autobiografie

Und mir haben sie alle gut gefallen.






Dienstag, 17. Juni 2014

Eileen Chang / Das Reispflanzerlied (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mich recht betroffen gestimmt, wobei mir die historischen Ereignisse Chinas nicht unbekannt waren. Trotzdem, diese Unmenschlichkeit in der Politik stimmt mich immer wieder aufs Neue betroffen und nachdenklich. Erstaunlich, zu welchem primitiven Verhalten das Volk getrieben wurde.  Menschlichkeit wurde ihnen mit rigiden Erziehungsmethoden ausgetrieben. Damit sind jetzt nicht nur die Kinder gemeint, auch erwachsene Menschen sind umerzogen worden. Die Menschen wurden einem verzweifelten Existenzkampf ausgesetzt.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein.
China, 50er Jahre: Der junge Bauer Jin'gen und seine Frau kämpfen ums Überleben, aber auch um ihre Hoffnung, die sie mit dem Aufbruch in den Kommunismus verbanden. Unversöhnlich prallen Staat und Individuum aufeinander, und es beginnt ein makabrer Totentanz. Eileen Chang erzählt einfühlsam und menschlich ein modernes Drama. Seit der Bodenreform ist der Bauer Jin'gen sein eigener Herr, doch die Ernte reicht kaum, um ihn und seine Familie zu ernähren. Als der Landbevölkerung eine Sonderabgabe zugunsten der heldenhaften Soldatenfamilien aufgezwungen wird, steht ihre Existenz auf dem Spiel: Die Bauern werden elendig verhungern, wenn sie der Partei folgen- jener Partei, von der sie sich so viel erhofft hatten. In ihrer Not wagen die Dorfbewohner das Unmögliche, den Aufstand gegen die Machthaber- mit katastrophalen Folgen. 
Im Anhang gibt es eine recht gute Dokumentation dazu zu lesen. 

Die Autorin verfügt über eine recht poetische, metaphorische Sprache, von der ich sehr angetan war.

Gleich auf der siebten Seite bekommt man eine Welt Chinas vorgestellt, die sehr ärmlich ist und in der die Sonne alt geworden sei. Die gealterte Sonne ist für mich ein Symbol dafür, dass das Volk schon recht lange unter seinen Problemen zu leiden hatte. Die Menschen befanden sich politisch zwischen dem Sozialismus und dem Kapitalismus. Konterrevolutionäre wurden hart bestraft.

Wenn ein Paar vermählt wurde, so mussten sie den Grund für die Wahl der Partnerschaft angeben. Die Antwort durfte niemals lauten, dass es eine Liebesheirat werden solle, sondern die Arbeit und die Tüchtigkeit des Partners, der Partnerin sollte im Vordergrund stehen.
„Weil er oder sie gut arbeitet." So hatte man es ihnen aufgetragen, denn jede andere Antwort hätte nur lästige Fragen und womöglich Unannehmlichkeiten zur Folge gehabt. (13)
Der Versuch, die Menschen kommunistisch zu leiten, ist vollends gescheitert und eigentlich eher eine böse Farce. Den Menschen wurden nur Versprechungen gemacht …

Im eigenen Land konnten die Menschen nicht reisen, wie sie wollten. Sie brauchten für alles eine Reisegenehmigung.

Die Menschen waren so arm, obwohl der Kommunismus versprochen hatte, z. B. alle Lebensmitteln mit anderen etc. zu teilen. Und wer nichts zu teilen hatte, vor allem an die Milizionäre, der wurde gezwungen, sich Güter und Bares zu leihen. Ziemlich makaber. Wobei das Teilen recht einseitig war. Z.B. die Milizionäre nahmen sich einfach, was sie brauchten. 
Im Folgenden ein kleiner Dialog einer Familie im Austausch über die Armut:
Ihr seid nicht die Einzigen, die zu leiden haben. Bei uns ist es noch viel schlimmer. Unser Schwein muss dran glauben. Und weil wir kein Geld haben, zwingt man uns, bei Verwandten zu borgen.
Jeder achtete auf den anderen. Es gab keine Privatsphäre mehr, jeder kontrollierte das Verhalten und den Besitz seines Nachbarn. Wer davor noch keine Paranoia hatte, der wird spätestens in solch einer Gesellschaft paranoid. Die Politik macht Menschen zu Unwesen. Selbst Angehörige lebten gegenüber ihren Verwandten arg misstrauisch. Es herrschte eine große Angst, sich mitzuteilen. Sie lebten nach dem chinesischen Sprichwort: Einen Flaschenhals kann man verkorken, aber einen Mund nicht. Jeder wurde dem anderen Feind statt Freund. Sie bezahlten im schlimmsten Fall mit dem Leben, sollten sie sich nicht an die Gesetze halten. Viele Menschen litten so stark an Hunger, dass sie, wenn möglich, versteckt gierig Nahrung zu sich nahmen. Sie mussten sogar á la Big Brother bei offener Tür wohnen, denn sonst hegte man den Verdacht, dass Besitz verheimlicht und versteckt gehalten wurde. Es ging sogar so weit, dass jeder in die Teller seiner Nachbarn blicken konnte. Wer mehr besaß, aber nichts abgab, wurde denunziert. Es gab Menschen, die über mehrere Lebensmittel verfügten, weil sie z.B. in der Stadt hart dafür gearbeitet hatten. Dennoch mussten sie sich ärmlich ernähren, sonst hätte man ihnen den Überschuss an Lebensmitteln weggenommen. Diese Leute mussten die Armut vortäuschen.
Im schlimmsten Fall würden sie Zigarettenkippen von der Straße auflesen, die sie zu neuen Zigaretten drehen konnten, würden Mülleimer nach Brauchbarem durchwühlen oder Fahrzeugen über die Steigung der Brücken hinweghelfen, vielleicht sogar betteln oder hin und wieder Lebensmittel aus Einkaufskörben stibitzen (54).
Es gab einen Lehrer namens Gu, der den Auftrag erhielt, eine Winterschule zu betreiben. Gu war ursprünglich Journalist. Ich gebe nun einen kleinen Dialog wieder, zwischen Gu und dem Kader Wang. Wang ist gegenüber dem einfachen Volk Kader und gegenüber dem Lehrer Genosse: 
„Genosse Wang, gibt es hier in der Nähe einen Damm?"
"Einen Damm?", wiederholte Wang überrascht, als der Bericht über seine Karriere als Zeitungsmann so unvermittelt abgewürgt wurde. "Nein, wieso? Möchtest du einen Damm besichtigen?" An dem plötzlichen Interesse und dem breiten Lächeln seines Gegenübers erkannte Gu, dass Wang misstrauisch geworden war. „Nein, ich dachte nur, dass ein Damm vielleicht helfen könnte, sommerlichen Überschwemmungen Einhalt zu gebieten."
"Der Fluss tritt nie über die Ufer."
"Aber eigentlich sollte er das", erklärte Gu. Ich überlege gerade, ob man daraus eine Geschichte entwickeln könnte."
"Ja, aber …"  Wang starrte ihn verwundert an. "Warum solltest du eine erfinden, wo es doch in diesen großartigen Zeiten überall reale Geschichten gibt?" (111f)
Muss man dazu noch was sagen?

Gute Autoren haben es im heutigen China noch immer schwer, sich als Schriftsteller zu etablieren. Viele leben bei sich zu Hause im Exil, indem sie Ausgangssperre aufgedrückt bekommen, andere flüchten ins Ausland.

Das Buch endet sehr tragisch.

Es erhält von mir zehn von zehn Punkten. 

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Sonntag, 15. Juni 2014

Das Reispflanzerlied / Eileen Chang

Klappentext
China, 50er Jahre: Der junge Bauer Jin'gen und seine Frau kämpfen ums Überleben, aber auch um ihre Hoffnung, die sie mit dem Aufbruch in den Kommunismus verbanden. Unversöhnlich prallen Staat und Individuum aufeinander, und es beginnt ein makabrer Totentanz. Eileen Chang erzählt einfühlsam und menschlich ein modernes Drama. Seit der Bodenreform ist der Bauer Jin'gen sein eigener Herr, doch die Ernte reicht kaum, um ihn und seine Familie zu ernähren. Als der Landbevölkerung eine Sonderabgabe zugunsten der heldenhaften Soldatenfamilien aufgezwungen wird, steht ihre Existenz auf dem Spiel: Die Bauern werden elendig verhungern, wenn sie der Partei folgen- jener Partei, von der sie sich so viel erhofft hatten. In ihrer Not wagen die Dorfbewohner das Unmögliche, den Aufstand gegen die Machthaber- mit katastrophalen Folgen. 

Autorenporträt
Eileen Chang, eigentlich Zhang Ailing, geboren 1920 in Shanghai, veröffentlichte ihre ersten Erzählungen 1942 in der von Japanern besetzten Stadt Schanghai. 1952 ging sie zunächst nach Hongkong und Taiwan, 1955 dann in die USA, wo sie an verschiedenen Universitäten unterrichtete. Sie starb 1995 in San Francisco.
Das Buch habe ich bei Jokers preisgünstig erworben. Ein Restseller. Der Klappentext hatte mich neugierig gestimmt. Vom Genre her wird wird das Buch unter moderner Klassiker eingereiht.





Samstag, 14. Juni 2014

Charlotte Bronté / Villette (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonistin und die Icherzählerin ist die junge Engländerin Lucy Snowe, die sich erst mal ziellos auf ein Schiff begibt, in Frankreich ankommt, und auf  Empfehlungen einer Schiffspassagierin nach Villette fährt, um sich in einem Mädcheninternat als Englischlehrerin zu bewerben. Obwohl sie zum Unterrichten gar kein Examen besitzt, und sonst auch keinerlei Referenzen nachzuweisen hat, bekommt sie nach einer harten Eignungsprüfung über die strenge Direktorin Madame Beck nun endlich den Lehrauftrag als Englischlehrerin. Englischlehrerinnen in Frankreich waren zur damaligen Zeit schwer zu finden. Lucy Snowe macht nun ihre Erfahrungen mit den Franzosen. Auf was ich besonders großen Wert lege, bevor ich meine Punkte verteile, ist eine differenzierte Beobachtungsgabe, mit der Charlotte Bronté in hohem Maße ausgestattet war. Der Autorin ist es gelungen, die Franzosen sehr differenziert darzustellen. Ihre Personenbeschreibungen sind frei von Klischees und Stereotypen. Das mag ich sehr. 
Was die Thematik betrifft, gebe ich zur Erinnerung noch einmal den Klappentext rein:
Im Mittelpunkt von Charlotte Brontës drittem großen Roman steht erneut eine bewegende Frauenfigur: Nach einer glücklos unsteten Jugend findet die unscheinbare Lucy Snowe in der Fremde Anstellung im Mädchenpensionat der kaltherzigen Madame Beck. Als ihre aufkeimende Liebe zum jungen Schularzt Dr. John unerwidert bleibt, droht die Einsamkeit sie zu erdrücken. Doch dann entdeckt Lucy ihre Zuneigung zu dem eigenwilligen Literaturprofessor Paul Emanuel. 
Lucy Snowe erwies sich mir als eine recht sympathische Persönlichkeit. Für ihre Zeit war sie sehr aufgeklärt. Ihr intellektuelles Auftreten stieß besonders bei Monsieur Paul, französischer Literaturprofessor des Internats, auf Widerstand.
Eine Frau mit Verstand war offenbar eine Art lusus nturae, ein unseliger Zufall, ein Ding, für das es in der Schöpfung weder Platz noch Verwendung gab, das weder zur Ehefrau noch zur Arbeit taugte. (544f)
Auch wirkte Lucy recht sensibel und es gelang ihr, hinter die Fassaden ihrer französischen Mitmenschen zu schauen. Die anderen Figuren kamen mir ein wenig narzisstisch vor. Mir war, als würde Lucy für deren Eitelkeit benutzt werden, mit der sie permanent konfrontiert wurde. Nicht nur bei den Mädchen, nein auch bei den Erwachsenen. Auch dem Schularzt Dr. John, in den sich Lucy verliebt hatte, musste sie fortlaufend zu seiner Person Fragen beantworten.
Lucy wirkte auf mich sehr einsam. Die Einsamkeit erlebte sie als recht schmerzvoll, zudem besaß sie ein recht labiles Nervenkostüm. Ihre Kolleginnen in dem Internat waren Durchschnittsmenschen, von denen sie sich zurückzog.

Besonders qualvoll erlebte sie Monsieur Paul, der sie immer wieder auf die Probe gestellt hat. Als Protestantin hatte Lucy es nicht leicht, aber sie schlägt sich immer wieder tapfer durch und ist um Widerworte nicht verlegen. Sie kann aber auch schweigen, wenn der aggressive Gegenpart sie noch weiter attackiert.

Lucy hegt große Pläne. Sie spart für ihr eigenes Pensionat. Sie möchte nicht immer bei Madame Beck angestellt bleiben. Auch Madame Beck ist eine recht kuriose Erscheinung. Sie ist neugierig und wühlt in Lucys Privatsachen, wenn Lucy selbst nicht im Raum ist. Doch Lucy bemerkt das sehr wohl, behält es aber für sich.

Lucy wird immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob sie gerne unterrichten würde. Und die Leute zeigten sich entsetzt, als sie ihre Lehrtätigkeit nicht als Berufung angibt. Von einer Frau würde man erwarten, dass sie alles, was sie tut, aus reiner Menschenliebe zu erfüllen habe. Doch auch hier ist Lucy nicht verlegen und entgegnete, dass sie in erster Linie für sich selber sorgen müsse, um finanziell unabhängig leben zu können, um somit niemandem zur Last zu fallen.

Lucy zeigt sich oft rebellisch, gerade weil Monsieur Paul sie immer wieder von Neuem provoziert.
"Sie sehen blass aus in ihrem Schlummer. Klagt Sie das Heimweh?"
"Heimweh - dazu muss man ein Heim haben. Ich habe keins."
"Dann brauchen Sie umso mehr einen Freund, der auf Sie achtgibt. Miss Lucy, ich kenne kaum jemand, der dringender als Sie einen Freund nötig hat. Selbst Ihre Fehler verlangen gebieterisch nach ihm. Sie brauchen jemanden, der Sie kontrolliert, der Ihnen den Kopf zurechtrückt und Sie im Zaum hält."
Die Vorstellung, >>man müsse mich im Zaum halten<<, war Monsieur Paul nicht auszutreiben. (557)
Eine Schülerin spielt ihr einen Streich, sodass Lucy glaubt, unter Wahnvorstellungen zu leiden. Sie verfällt erneut einem Schwächeanfall. Am Schluss des Buches klärt sich allerdings alles auf.

In dem Internat unterrichtet auch eine Deutschlehrerin namens Fräulein Anna Braun. Interessant fand ich die von Lucy dargelegte Personenbeschreibung:
Unsere Deutschlehrerin, Fräulein Anna Braun, war eine wackere, derbe Frau von etwa fünfundvierzig Jahren. Vielleicht hätte sie in den Tagen der Königin Elisabeth leben sollen, denn sie verzehrte regelmäßig zum ersten und zweiten Frühstück Rindfleisch mit Bier. Außerdem schien ihr ehrliches, gerades deutsches Gemüt grausamen Zwang durch das zu leiden, was sie unsere englische Zurückhaltung nannte. Wir bildeten uns zwar ein, dass wir sehr herzlich mit ihr umgingen, aber wir klopften ihr nicht auf die Schulter, wenn wir uns dazu herbeiließen, sie auf die Wange zu küssen, so geschah dies in aller Ruhe und ohne explosives Schmatzen. 
Mehr möchte ich nun nicht verraten. Wie typisch für alle Bronté-Bücher sind nicht nur die traurige Kindheit, von der die Protagonistinnen oftmals heimgesucht werden, typisch sind auch die Lehrberufe, die ergriffen werden, und auch die Liebesgeschichten gehören wie selbstverständlich immer dazu. So auch in diesem Buch. Besonders Monsieur Paul, der Lucy so oft attackierte, tat es letztendlich nur, weil er eine heimliche Liebe zu ihr in sich entdeckt hat. Ob sie von Lucy erwidert wurde, möchte ich auch dazu nicht mehr verraten.

Das Buch erhält von mir neun von zehn Punkten. Wie anfangs schon beschrieben, haben mir die differenzierten Personenbeschreibungen sehr zugesagt. Auch der literarische Schreibstil hat mir gefallen. Der einzige Nachteil ist, dass in dem Buch sehr viele Konversationen in französischer Sprache abgehalten werden, ohne dass eine Übersetzung über eine Fußnote der jeweiligen Seiten gesetzt wurde. Die Autorin setzt französische Sprachkenntnisse wahrscheinlich voraus. Der Kontext lässt sich zwar auch ohne die Kenntnisse der französischen Sprache gut verstehen, aber ich bin sicher, dass man das eine oder andere Wesentliche verpasst hat.

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Dienstag, 3. Juni 2014

Charlotte Bronté / Villette


Klappentext

Im Mittelpunkt von Charlotte Brontës drittem großen Roman steht erneut eine bewegende Frauenfigur: Nach einer glücklos unsteten Jugend findet die unscheinbare Lucy Snowe in der Fremde Anstellung im Mädchenpensionat der kaltherzigen Madame Beck. Als ihre aufkeimende Liebe zum jungen Schularzt Dr. John unerwidert bleibt, droht die Einsamkeit sie zu erdrücken. Doch dann entdeckt Lucy ihre Zuneigung zu dem eigenwilligen Literaturprofessor Paul Emanuel. "Villette" (1853) ist der letzte zu Lebzeiten erschienene Roman Brontës, die zuvor mit "Jane Eyre" einen grandiosen Erfolg feierte und deren Werke seither zum Kanon der englischen Literatur gehören.


Autorenporträt
Die Schwestern Charlotte, Emily und Anne Brontë gehören bis heute zu den meistgelesenen Autorinnen des 19. Jahrhunderts.Als Töchter eines englischen Pfarrers wuchsen sie in der Abgeschiedenheit eines abgelegenen Pfarrhauses in West Yorkshire auf, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieben. Bereits als Kinder verfaßten die Schwestern gemeinsam mit ihrem Bruder Branwell (1817-1848) die Erzählungen aus Angria. Als der Bruder jedoch alkohol- und drogenkrank wurde, waren die Schwestern aufgrund des frühen Todes der Mutter und der mangelnden Unterstützung des Vaters auf sich alleine gestellt.Ihre Werke erschienen zeitlebens unter den männlichen Pseudonymen Currer Bell (Charlotte), Ellis Bell (Emily) und Acton Bell (Anne).
Charlotte Brontё (1816-1855), die älteste der drei Schwestern, arbeitete u.a. als Lehrerin und Gouvernante, nachdem sie in Brüssel an der Privatschule der Madame Heger Französisch gelernt hatte. Der erst posthum veröffentlichte Roman Der Professor handelt von ihrer unerfüllten Liebe zu Hegers Ehemann und zählt zusammen mit Jane Eyre zu ihren größten Erfolgen.






Montag, 2. Juni 2014

Sabine Weigand / Die Markgräfin (1)


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Unabhängig von dem Klischee, die Autorin beschreibt die Italiener äußerlich alle gleich, mit einem olivefarbenen Teint, dazu noch schwarzhaarig und klein, hat mir das Buch recht gut gefallen.

Sabine Weigand hat sich die Mühe gemacht, den Italiener zu beschreiben, so wie sie ihn sieht. Und ich mache mir jetzt die Mühe, diesem Bild zu widersprechen.

Ich mag nun mal keine Klischees. Ich stamme aus einer italienischen Familie, und bei uns hat niemand einen oliven Hautton. Und wir sind nicht alle schwarzhaarig. Mein Vater war der Einzige mit den schwarzen Haaren und in der übrigen Verwandtschaft gibt es recht viele blondhaarige Italiener, sowohl mütterlicherseits, als auch väterlicherseits. Mein Bruder und ich waren als Kind hellblond. Meine Mutter u. a. haben blaue Augen. Meine Haut ist so hell wie Milch, das heißt, ich bin nicht dunkel auf die Welt gekommen. Und ich bin nicht einmal sonnengebräunt, weil ich mich nicht in die Sonne lege. Warum erfinden deutsche Autoren nur solche südländische Menschenbilder? Die dunkleren Italiener sind genauso sonnengebräunt wie andere Europäer auch, nur dass im Süden die Sonnenmonate eben länger andauern, als in den höheren Regionen Europas. Kleine Italiener? Ich kenne so viele Deutsche, die auch klein sind. Und so viele Italiener, die eine ganz normale Körpergröße haben. Klein, groß, mittel etc. Es ist alles vertreten. Vom Hauttyp bis zur Haarfarbe und wiederum bis zur Körpergröße.

Und die Gebärdensprache? Schaut euch mal deutsche Politiker im Parlament an, wie sehr sie mit ihren Händen gestikulieren. 

Warum werden die Südländer alle in Stereotypen gepackt und zu Exoten gemacht? Das würde ich gerne mal wissen. 

Unsere Welt ist bunt und nicht schwarzweiß. Ich kann nichts dafür, wenn viele Deutsche solche Vorstellungen in ihren Köpfen mit sich tragen, die mich langsam anwidern, weil sie auch ein wenig diskriminierend wirken. Zwischen Blond und Schwarz gibt es auf der Farbskala noch jede Menge Zwischentöne.

Die Protagonistin in dem Buch, mit dem Namen Markgräfin Barbara von Brandenburg, ist eine schwarzhaarige Persönlichkeit gewesen und wurde als untypisch deutsch beschrieben. Mir ist aufgefallen, dass die Markgräfin auf dem Cover mit einem unvollständigen Profil dargestellt ist. Der obere Teil des Kopfes fehlt. Vielleicht sollten die schwarzen Haare verborgen werden, da Bilder über Gefühle sehr einprägsam sind. 

Nicht nur die deutsche Markgräfin war dunkel, viele andere Deutsche sind es ebenso. Ich denke dabei sogar an Goethe, der dunkle Haare, dunkel Augen und einen leicht dunklen Hautteint hatte. 

Rein wissenschaftlich betrachtet ist diese Beschreibung von Menschen schwarz oder weiß einfach nicht korrekt. Wer sind die Südländer? Italiener, Spanier ...Türken, Arabar, Afrikaner, etc. ein sehr undifferenziertes Bild, sie alle in eine Schublade stecken zu wollen, während die Italiener sehr wohl den Unterschied zwischen sich und den Arabern sehen, wobei selbst unter den Arabern es noch unterschiedliche Schattierungen gibt. In Indien leben dunkel- und hellhäutige Inder.  
Jeder Mensch sieht anders aus. Wir sind alle verschieden. Und das ist auch gut so. Wieso kommt das bei vielen Autoren aus dem Norden nicht an? Es wäre sehr langweilig, würden tatsächlich alle Italiener klein und dunkel aussehen, und alle Deutschen groß und hell.

Ich erwarte von guten Schriftstellern eine differenziertere Beobachtungsgabe, die sich in ihren Werken widerspiegeln soll und die von dem Durchschnittsmenschen abweicht... Manche bereisen mit ihrem Menschenbild im Kopf die Welt, sehen aber auch nur das, was sie sowieso schon in sich tragen, und fühlen sich in ihrer Wahrnehmung bestätigt, und dann schreiben sie darüber Bücher, was sie in ihren Köpfen so krampfhaft festhalten und aufs Blatt bringen ... Die blonden und andersfarbigen Italiener werden erst gar nicht wahrgenommen, weil sie nicht mit deren inneren Vorstellung, wie ein Italiener auszusehen hat, korrespondiert.

So, genug damit. Ich werde diesen Text aber immer wieder zu den Buchbesprechungen hinzukopieren, wenn ich als Leserin wieder mit solchen Stereotypen konfrontiert werde. Es muss sich ja jemand mal auflehnen.

Nun komme ich zu der eigentlichen Buchbesprechung:

Es existieren zwei Geschichten in dem Buch. Zum einen wird die im Mittelalter lebende Markgräfin Barbara von Brandenburg beschrieben und zum anderen geht es um ein Forscherteam aus dem Jahre 2002. Beide Geschichten treten parallel auf. Die zweite Geschichte bezieht sich auf die erste.

Zur Erinnerung gebe ich noch einmal den Klappentext rein.
Mit zehn ist sie verheiratet. Mit zwölf Witwe. Mit fünfzehn heiratet sie den König von Böhmen. So steht es in den Chroniken. Als sie endlich ihr eigenes Leben führen will, sperren ihre Brüder sie ein. Ihre Spur verliert sich 1542. Bis in unseren Tagen ein geheimnisvoller Fund die Geschichte der Markgräfin Barbara von Ansbach enthüllt. »Eine Geschichte von Machtgier, Intrigen, Liebe und Verrat.«
2002: Der Kastellan Gregor Haubold findet in den Schlossgemäuern eine kleine Truhe mit einem Babyskelett darin. Haubold begibt sich mit noch anderen Männern auf die Suche nach der Herkunft dieser Gebeine. Mir hat dieser Teil des Buches nicht wirklich gefallen, lediglich der Schluss, den fand ich gut, als man schließlich noch mit einer recht wichtigen Info, bezogen auf die Markgräfin, konfrontiert wird, als man eigentlich aus der ersten Geschichte schon dachte, dass sie zu Ende ist und man mit allen wichtigen Auskünften genährt wurde. Da ich ja nicht zu viel verraten möchte, halte ich mich hierin bedeckt.

Wie aus dem Klappentext hervorgeht, wurde Barbara mit acht Jahren versprochen und mit zehn Jahren verheiratet. Sie hatte Glück, denn ihr Gemahl namens Heinrich von Groß-Glogau nahm Rücksicht auf die sexuelle Unreife seiner so jungen Frau. In der ersten Hochzeitsnacht drang er nicht in sie ein.
Heinrich ist kein schön aussehender Mann, aber dafür sehr menschlich und sehr gütig. Er schenkte Barbara als ein Willkommensgruß einen Welpen.
Heinrich von Groß-Gogau war ein Alchimist. Barbara wollte unbedingt in dieses Werk miteinbezogen werden und Heinrich ließ es zu. Barbara wuchs zu einer wissbegierigen Persönlichkeit heran. Das war außergewöhnlich für eine (werdende) Frau der damaligen Zeit. Barbara lernte, Heinrich wegen seiner Güte zu lieben.

Heinrich erklärt ihr den Begriff der Alchemie:
Das Wort Alchemie kommt aus dem Arabischen, müsst ihr wissen. Der Begriff al kimia lehnt sich an das ägyptische chem an, das heißt schwarz, und auch an das griechische chym , womit das Schmelzen und Gießen von Metallen gemeint ist. (56)
Leider stirbt Heinrich, als Barbara gerade mal zwölf Jahre alt ist.

Barbara hat noch mehrere Geschwister. Zwei Schwestern und zwei Brüder. Das jüngste Kind Albrecht war Barbaras Lieblingsbruder. Er war ihr Ein und Alles. Leider wächst Albrecht zu einer Persönlichkeit heran, die Barbara in Erstaunen versetzt. Der süße, kleine, niedliche Bruder wurde später ein in der Öffentlichkeit gefürchteter Mann. Untreu, verlogen, korrupt. Selbst Barbara gegenüber, die ihn einst verhätschelt hatte, weil sie ihn so liebte, klammerte er nicht aus. Keine Sonderbehandlung. Der erwachsene Albrecht nahm keine Rücksicht, er verstieß sie, als Barbara sich politisch gegen gewisse Bräuche aufzulehnen wagte, und sie ihr eigenes Leben leben wollte. Sie wurde auf die Burg, weit oben im Gebirge, verstoßen und für viele Jahre wie eine Gefangene gehalten.
Du bist rechtmäßige Königin von Böhmen; dafür, dass dich dein Gemahl nicht annimmt, kann ich nichts. Und du bist ein Mitglied der Familie. Deine Bestimmung ist nur eines: nützlich zu sein für das Ansehen des Hauses. Ob du traurig oder froh bist, schert nicht-nicht uns und nicht dem lieben Gott. Eigene Wünsche stehen dir mitnichten nicht zu. Also lass uns in der Zukunft mit solch unsinnigen Bitten in Ruhe. (141)
Dieses Zitat klingt noch recht harmlos. Barbara bittet, um sich die Zeit zu vertreiben, um Literatur. Sehr ungewöhnliche Bitten:
Unsere Schwester lass um Bücher bitten. Das soll ihr keines wegs gepasirt werden, weil wir meinen, dass ihr Sturheit auch davon herkombt, dass sie zu viel aus Büchern gelernt und gelesen hat, was dem Geist und der Anlage des Geistes eines Weibes schlecht zuträglich ist. (236) (Mittelalterliche Schreibweise)
Barbara war im Volk ein sehr beliebter Mensch. Während Albrecht die Menschen wirtschaftlich und existenziell in den Abgrund trieb, wandte sich das Volk schließlich um Hilfe an Barbara:
Als die Räte sich verabschiedet hatten, hörte Barbara, wie Wolf von Wirsberg im Hinausgehen zum alten Trockau sagte: "Die hat Herz und Verstand am rechten Fleck. Ewig schade, dass sie bloß ein Weib ist." Von diesem Zeitpunkt an lag die Regierung des Fürstentums mit in Barbaras Händen. (469f)
Im Schloss wird ein neuer Kaplan eingestellt, der sich in Barbara verliebt. Über diese Liebe ist er recht unglücklich, da er katholischer Priester ist und von ihm die absolute Keuschheit verlangt wird:
Mein Wollen und Streben an geht seithero nur zu ihr hin, die ich doch nie erreichen kann. So ist es doch wahr, dass das Weib die Sünde und die Versuchung in die Welt gebracht! Gibt es ein schwereres Joch als das eines Priesters, der nicht mehr Herr über seinen eigenen Körper ist? O guter Herr Jesus, heile mich von meinen unkeuschen Gedanken! (519f)
Nun überwinden sich doch beide, entgegen aller Konventionen, Barbara und der Priester, sich auf die Liebe einzulassen.
Albrechts Regierung ist weiterhin vernichtend, die viele Menschenleben einfordert. Barbara überredet den Priester zu einem Mortbeten. Mit Hilfe von Schwarzer Magie soll Albrecht zu Fall gebracht werden. Es kommt zu einem Verrat.
Wie man sich das für diese Zeit wohl denken kann, wird der Priester hingerichtet. Barbara ist verzweifelt und trauert sehr um ihre Liebe. Sie wendet sich an den neuen Kaplan und teilt sich ihm mit:
Ach, Vater, da gäbe es so vieles. Tausend Dinge, die ich ihm aber nicht mehr sagen kann. Dass er meine Liebe war, mein Leben, das weiß er. Da sind alle Worte zu wenig. Kennt ihr den griechischen Philosophen Plato? Er sagt, dass im Ursprung die Menschen zwei Köpfe, vier Arme und vier Beine gehabt hätten. Doch als Strafe für die Lästerung und der Götter hätten die Unsterblichen sie in zwei Teile gespalten. Seither muss jeder Mensch seine fehlende zweite Hälfte suchen und ist erst glücklich und vollkommen, wenn er sie gefunden hat. (…) Jakob Tiefenthaler war meine zweite Hälfte, Vater. Die Zeit mit ihm hat alles aufgewogen, was sich in den Jahren vorher an Unglück erlebt habe, und wird auch aufwiegen, was noch kommt. Er muss heute für seine Teilnahme an diese unselige Verschwörung bezahlen, zu der ich selber ihn gedrängt habe. (645)
Ich mache nun hier Schluss, damit ich nicht ins Detail gehe, und ich dadurch die Spannung nehmen würde.

Barbara war mir eine sehr sympathische, interessante und eine sehr starke Frau. Was sie durchgemacht hat, was ihr Bruder ihr alles zugemutet hatte, lässt einen fast schon sprachlos werden.

Ich habe mich schwer getan, über das Buch zu schreiben.

Das Buch ist sehr lesenswert. Sehr bewegend und gut recherchiert.

Eigentlich mag ich keine Bücher aus dem Mittelalter. Sie sind mir zu gewaltträchtig und so sind die Kämpfe, die zum Mittelalter einfach dazugehören, auch hier nicht ausgeblieben. Und auch in diesem Buch finden verschiedene grauenvolle Prozesse der Hinrichtung statt.

Manche Textstellen sind so wiedergegeben, wie die Autorin es getan hat, die die Schreibweise, wie sie im Mittelalter üblich war, übernommen hat.

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