Sonntag, 25. September 2016

L. Frank Baum und Robert Ingpen / Der Zauberer von Oz (1)

Lesen mit Tina

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mir hat dieser Kinderklassiker sehr gefallen. Die vielen, schönen Illustrationen peppten das ganze Märchen noch weiter auf. Das Märchen ist weder kitschig, noch überfrachtet an Gefühlen, und es hält für die Kinder die richtigen Abenteuer bereit. Ein wenig hat mich das Märchen an Alice im Wunderland erinnert. Ich gebe zur Erinnerung erneut den Klappentext rein:
Ein Wirbelsturm entführt Dorothy aus ihrer Heimat Kansas in das Märchenland Oz, in dem Hexen und Zauberer leben, Tiere sprechen, Affen fliegen und silberne Schuhe über magische Kräfte verfügen. Dorothy fürchtet schon, weder ihre Heimat noch Tante Em und Onkel Henry jemals wiederzusehen, doch dann gelangt sie mit ihrem Hund Toto auf der Gelben Ziegelsteinstraße in die Smaragdstadt, wo sie den Zauberer von Oz um Hilfe bei der Heimreise bittet. Robert Ingpens geniale Darstellungen der unwiderstehlichen Charaktere – wie der Vogelscheuche, des Blechmanns und des Feigen Löwen – nehmen junge Leser wie eingeschworene Fans mit auf eine spannende und außergewöhnliche Reise ins märchenhafte Land Oz.
Nicht nur ein Märchen über Freundschaft. Dorothy und ihr Hund Toto knüpfen diese mit der männlichen Vogelscheuche, die nur Stroh im Kopf hat und diese sich ein Hirn wünscht, wie ihn richtige Menschen haben. Dorothy nimmt die Vogelscheuche mit auf die Reise zum Zauberer Oz, damit er ihr ein Hirn zaubern kann.
Sie treffen auf den blechernen Holzmann, der unbeweglich geworden ist, da er eingerostet ist. Dorothy ölt den Blechmann ein, sodass dieser wieder lebendig wird. Der Blechmann klagt, dass er kein Herz hat. Eine böse Hexe habe ihn verzaubert. Er möchte wieder ein Herz haben, damit er lieben kann und er zu seiner Freundin zurückkehren möchte. Auch den Blechmann nimmt Dorothy mit auf die Reise in der Erwartung, der Zauberer Oz könne ihm ein Herz zaubern. Anschließend treffen sie den Feigen Löwen, der vor anderen Angst hat. Er wünscht sich mehr Mut, damit er sich den Titel, König der Tiere, auch wirklich verdient hat. Und so nimmt Dorothy auch den Löwen mit auf die Reise zum Zauberer Oz, damit dieser ihm mehr Mut zaubern kann.

Sie alle begeben sich gemeinsam auf ein Abenteuer. Viele ungewöhnliche Wesen treffen sie auf ihren Wegen. Auch böse Wesen, doch die Freunde halten zusammen und beschützen sich gegenseitig.

Ich raste hektisch durch die Buchseiten, weil ich so neugierig auf den Zauberer geworden bin. Der Weg bis dahin ist sehr lang, man muss also recht geduldig sein, und die Abenteuer mit den Figuren innerlich mitgehen und mitbangen.

Mehr möchte ich nun nicht verraten …

Ich warte noch ab, was Tina zu dem Buch erzählen wird. Wir werden miteinander telefonieren, wenn sie damit auch durch ist. Kurz hat sie mir einen Zwischenstand verkündet, dass auch sie von dem Märchen beglückt ist. Ich freue mich auf den Austausch, den ich später nachtragen werde.

Meine Buchempfehlung? Dieses Buch ist sehr für Kinder geeignet. Sie erleben, was Freundschaft ist, und dass man Freundschaften eingehen kann, auch wenn diese Freunde nicht perfekt sind. Und dass sie gemeinsam schwere Lebensprüfungen meistern können, indem sie zusammenhalten. Außerdem werden sie durch wunderschöne, farbige Landschaften geführt ...
Ein Buch nur für Kinder? Nein, auch für Erwachsene. Die literarische Sprache ist überhaupt nicht kindlich. Eher neutral. Sonst hätte ich das Buch nicht gelesen ...

Der Zauberer von OzDie Buchverfilmung, ein Musical, ist eher was für große Kinder und es gibt zwischen Film und dem Buch große Abweichungen. 

Das Buch erhält von mir zehn von zehn Punkten.

Weitere Informationen zu dem Buch:

  • Gebundene Ausgabe: 193 Seiten
  • Verlag: Knesebeck (17. August 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3868733639
  • ISBN-13: 978-3868733631
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre

Nachtrag, Telefongespräch mit Tina:

Tina sagte mir, dass es verschiedene Ausgaben gibt, speziell für Kinder. Ich habe mal recherchiert und sie hat recht. Diese Ausgaben für Kinder sind in einer viel einfacheren Schreibweise verfasst. 

Weitere Gesprächsinhalte sind auf Tinas Buchbesprecbung nachzulesen.


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Gelesene Bücher 2016: 53
Gelesene Bücher 2015: 72
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Gelesene Bücher 2011: 86


L. Frank Baum und Robert Ingpen / Der Zauberer von Oz

Lesen mit Tina

Parallel zum Peter Wohllebens Buch lese ich nun seit gestern mit meiner Bücherfreundin Tina Der Zauberer von Oz. Passend zu dem Buch gibt es ein Musical. Diesmal war ich mit dem Aussuchen unserer gemeinsamen Lektüre dran. Und nun zum 


Klappentext
Ein Wirbelsturm entführt Dorothy aus ihrer Heimat Kansas in das Märchenland Oz, in dem Hexen und Zauberer leben, Tiere sprechen, Affen fliegen und silberne Schuhe über magische Kräfte verfügen. Dorothy fürchtet schon, weder ihre Heimat noch Tante Em und Onkel Henry jemals wiederzusehen, doch dann gelangt sie mit ihrem Hund Toto auf der Gelben Ziegelsteinstraße in die Smaragdstadt, wo sie den Zauberer von Oz um Hilfe bei der Heimreise bittet. Robert Ingpens geniale Darstellungen der unwiderstehlichen Charaktere – wie der Vogelscheuche, des Blechmanns und des Feigen Löwen – nehmen junge Leser wie eingeschworene Fans mit auf eine spannende und außergewöhnliche Reise ins märchenhafte Land Oz.

Autorenporträt
L. Frank Baum (1856–1919) wurde in Chittenango im Staat New York geboren. Seine Geschichten über das märchenhafte Oz wurden weltberühmt. Der erste Band erschien im Jahr 1900 und wurde bereits über Nacht zu einem großen Verkaufserfolg. Dreizehn weitere Bände folgten. Auch die zahlreichen Film- und Musicaladaptionen seiner Werke wurden erfolgreich. 
Robert Ingpen hat über 100 Erzähl- und Sachtexte illustriert und geschrieben. 1986 erhielt er die Hans-Christian-Andersen-Medaille für seine Verdienste um das Kinderbuch.
Man findet in dem Buch wunderschöne farbige Illustrationen. Ich habe vor, mir von dem Verlag Knesebeck noch andere Jugendbücher anzuschaffen. Peter Pan und Das Dschungelbuch werde ich mir noch nachbestellen, obwohl ich diese schon in meinem Bücherregal stehen habe. Aber die Ausgaben finde ich nicht so toll. 


Weitere Informationen zu dem Buch

  • Gebundene Ausgabe: 193 Seiten
  • Verlag: Knesebeck (17. August 2011)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3868733639
  • ISBN-13: 978-3868733631
  • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 6 - 8 Jahre

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Mittwoch, 21. September 2016

Peter Wohlleben / Das Seelenleben der Tiere

Liebe, Trauer, Mitgefühl - erstaunliche Einblicke in eine verborgene Welt

Klappentext
Fürsorgliche Eichhörnchen, treu liebende Kolkraben, mitfühlende Waldmäuse und trauernde Hirschkühe – sind das nicht Gefühle, die allein dem Menschen vorbehalten sind? Der passionierte Förster und Bestsellerautor Peter Wohlleben lehrt uns das Staunen über die ungeahnte Gefühlswelt der Tiere. Anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse und anschaulicher Geschichten nimmt er uns mit in eine kaum ergründete Welt: die komplexen Verhaltensweisen der Tiere im Wald und auf dem Hof, ihr emotionales und bewusstes Leben. Und wir begreifen: Tiere sind uns näher, als wir je gedacht hätten. Faszinierend, erhellend, bisweilen unglaublich!

Autorenporträt
Peter Wohlleben, Jahrgang 1964, wollte schon als kleines Kind Naturschützer werden. Er studierte Forstwirtschaft und war über zwanzig Jahre lang Beamter der Landesforstverwaltung. Um seine ökologischen Vorstellungen umzusetzen, kündigte er und leitet heute einen umweltfreundlichen Forstbetrieb in der Eifel. Dort arbeitet er an der Rückkehr der Urwälder. Er ist Gast in zahlreichen TV-Sendungen, hält Vorträge und Seminare und ist Autor von Büchern zu Themen rund um den Wald und den Naturschutz. Zuletzt erschien im Ludwig Verlag sein Bestseller Das geheime Leben der Bäume.

Weitere Informationen zu dem Buch

€ 19,99 [D] inkl. MwSt.
€ 20,60 [A] | CHF 26,90* 

(* empf. VK-Preis) 
Gebundenes Buch mit SchutzumschlagISBN: 978-3-453-28082-3
Erschienen: 13.06.2016


Sigrid Damm / Cornelia Goethe (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Eine nach meinem Geschmack sehr gelungene Biografie zu der Schwester von Johann Wolfgang von Goethe. Die Autorin Sigrid Damm hat ziemlich gut recherchiert. Obwohl einige Zeugnisse aus verschiedenen Gründen vernichtet wurden, fand ich die Biografie im Ganzen rund. Sehr flüssig geschrieben und die Lücken fallen kaum auf. Ein Buch, das ich jeder Frau empfehlen kann, aber auch jedem Mann, dem das intellektuelle Wohl einer Frau am Herzen liegt.

Johann Wolfgang von Goethe und andere berühmte deutsche Dichter jener Zeit wie zum Beispiel Friedrich Schiller waren nicht um das geistige Wohl ihrer Frauen interessiert. Auch der österreichische Komponist Johann Amadeus Mozart sah auf seine intellektuelle Schwester herab ... Weiteres ist dem Buch zu entnehmen.

Kurz ein paar Zeilen zu dem Senior Johann Caspar Goethe, der sich seinen Kindern gegenüber wie ein Despot verhielt.

Er studierte Jura und aufgrund der problematischen politischen Lage hatte er seinen Beruf nicht mehr weiter ausgeübt und setzte sich mit 32 Jahren zur Ruhe. Er bezeichnete sich ab diesem Zeitpunkt als Privatier. Genaueres ist auf der Seite 20 zu entnehmen.

Wie verbringt Senior Goethe seine Zeit? Er hatte genug Hobbys, unterhielt in seinem großen Haus Gesellschaften …  Spannend allerdings fand ich, als er Erzieher und Hauslehrer seiner eigenen Kinder wurde, weil er viel zu viel Zeit zur Verfügung hatte. Ganz zum Leidwesen seiner Sprösslinge. Besonders Johann Wolfgang und Cornelia litten unter seinem strengen Regime.

Cornelia, 1750 geboren, ist ein Jahr jünger als Johann W. Die beiden Kinder verbrachten die meiste Zeit zusammen. Eine enge Geschwisterliebe bildete sich zwischen den beiden heran. Sie verbündeten sich auch gegen den Vater und witzelten hinter seinem Rücken über ihn, z.B., dass die Kinder schlauer seien als er …

Mit drei Jahren schickte der Vater die Kinder auf eine Spielschule in Frankfurt. Aber sie lernten dort nicht spielen, sondern rechnen und schreiben. Auch wurden sie so früh schon mit der ersten Fremdsprache konfrontiert. Der Vater hatte, was die Schulbildung betrifft, Cornelia und den Bruder in der Behandlung gleichgestellt. Das war schon sehr revolutionär. Die Geschwister wurden schließlich dann getrennt, als der Bruder nach Leipzig zum Studieren zog. Cornelia musste zu Hause bleiben, und betrieb weitere Studien über Privatlehrer und über den Vater. Nun musste Cornelia den Vater alleine ertragen ...

Der Vater war so streng, dass Cornelia anfing, ihn mehr zu hassen als zu lieben. Sie vermisste schmerzlich ihren Bruder. Doch der Bruder veränderte sich Cornelia gegenüber und kam ganz nach dem Charakter seines Vaters. Auch J. W. nahm immer mehr herrische Züge an. Er und seine Schwester hielten Briefkontakt und der Bruder schrieb der Schwester im Befehlston vor, wie sie zu schreiben und welche Art von Büchern sie zu lesen habe. Dies schien wie ein Schock für Cornelia gewesen zu sein. Sie genoss zwar eine intensive Bildung, die sie aber leider nicht ausleben konnte. Die Biografin Damm vergleicht Cornelias Leben mit den Leiden des jungen Werthers in weiblicher Form.

Cornelia machte sich Gedanken, wie sie nicht nur dem autoritären Vater entrinnen konnte, sondern auch ihrem Bruder, wobei ihre Gefühle zu J. W. recht ambivalent waren. 
Cornelia vermisst den Bruder. Haben Schwester und Bruder seit der Kindheit in solidarischem Miteinander, in kindlich, heiterer Verschwörungen gegen den Vater gelebt, so ist Cornelia nun allein, kann sich nicht mit dem Bruder aussprechen. Selbst in den Briefen nicht, sie passieren die Zensur des Vaters. (2015, 63)
Die Flucht ging nur über eine Heirat. Da Cornelia aber nicht dem Schönheitsideal entsprach, glaubte sie an keine romantische Liebe, sondern nur an eine Zweckehe. Sie hatte zu wenige Bewerber. Innerlich hatte Cornelia aber ganz andere Träume. Zum Beispiel der Welt mit all ihren Talenten nützlich sein zu wollen.

Auch J. W. von Goethe, der große Dichter und Denker, setzte trotz der gemeinsamen intensiven erlebten Geschwisterliebe später Cornelia herab. Frauen seien nur Schwatzbasen, mit gackernden Hühnern zu vergleichen. Doch auch er entwickelte Cornelia gegenüber zwischen Aufwertung und Abwertung ambivalente Gefühle.

Mehr verrate ich nicht und verweise Weiteres auf das Buch. Es gibt darin noch viel mitzuerleben.

Diese Biografie erhält von mir zehn von zehn Punkten. 

Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für dieses Leseexemplar beim Suhrkamp/Inselverlag bedanken.

D: 12,00 € 
A: 12,40 €
CH: 17,90 sFr
Erschienen: 07.11.2015
insel taschenbuch 4417, Broschur, 251 Seiten
ISBN: 978-3-458-36117-6
Auch als eBook erhältlich


Auf der Verlagsseite sind von der Autorin Sigrid Damm auch sehr interessante Audiobeiträge zu finden.

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Gelesene Bücher 2016: 52
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Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Samstag, 17. September 2016

Sigrid Damm / Cornelia Goethe

 Klappentext
Cornelia Goethe ist klug und begabt, sensibel und lebenshungrig. Immer wird sie von anderen bestimmt: vom Vater, vom Bruder Wolfgang, vom Ehemann Johann Georg Schlosser. Sie zerbricht am Widerspruch zwischen eigener Lebenskonzeption und auferlegtem Rollenzwang. Im Alter von nur 26 Jahren stirbt sie 1777 nach der Geburt ihrer zweiten Tochter. 
Goethe hat nach ihrem Tod in Dichtung und Wahrheit von der Hässlichkeit und Lebensuntüchtigkeit seiner Schwester gesprochen und damit ihr Bild für die Nachwelt geprägt. Sigrid Damm legt die Ursprünge für dieses ungerechtfertigte Urteil bloß und erzählt einfühlsam von den erstickten Wünschen und Hoffnungen im Leben dieser jungen Frau, vom tragischen Scheitern der Cornelia Goethe.

Autorenporträt
Sigrid Damm, in Gotha/Thüringen geboren, lebt als freie Schriftstellerin in Berlin und Mecklenburg. Die Autorin ist Mitglied des P.E.N. und der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur. Sie erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Feuchtwanger-, Mörike- und den Thüringer Literaturpreis.

Meine ersten Leseeindrücke

Ein Buch, das mich wieder fesselt. Mal zur Abwechslung eine Biografie zu Cornelia Goethe. Man bekommt es hier mit einem recht interessanten Blick auf die Goethe-Familie zu tun. Ich habe öfter schon das Goethe-Geburtshaus in Frankfurt Main besucht und an verschiedenen Führungen teilgenommen. Meist waren die Beschreibungen dieser Familie recht positiv. Hier im Buch bekommt man allerdings ein gemischtes Familien-Porträt zu lesen. Ich wusste gar nicht, dass Cornelia ihren Vater gehasst hatte, da er sich ihr gegenüber sehr herrisch benommen haben soll. 

Mal schauen wie es weitergehen wird. 


Weitere Informationen zu dem Buch:


D: 12,00 € 
A: 12,40 €
CH: 17,90 sFr
Erschienen: 07.11.2015
insel taschenbuch 4417, Broschur, 251 Seiten
ISBN: 978-3-458-36117-6
Auch als eBook erhältlich


Auf der Verlagsseite sind von der Autorin Sigrid Damm auch sehr interessante Audiobeiträge zu finden.







Freitag, 16. September 2016

Howard Jacobson / J (1)

Eine kurze Buchbesprechung zur o. g. Lektüre 


Leider bin ich mit der Geschichte, die der Autor in sein Buch verpflanzt hat, überhaupt nicht zu Rande gekommen. Nach 280 Seiten musste ich es schließlich aufgeben. Die letzten 130 Seiten habe ich nicht mehr geschafft.

Nicht, dass der Inhalt kompliziert wäre. Das nicht mal. Mich hat er nur nicht überzeugen können. 

Mich hat diese Art von Gesellschaft, wie sie in dem Buch beschrieben wird, gelangweilt. Ich habe sie als arg übertrieben erlebt.

Eine Gesellschaft, die aus Inzucht besteht, streng abergläubig ist und versessen auf die Einhaltung von Regeln und Normen ist. Menschen, die eine Partnerschaft aus anderen Ortschaften eingehen, werden von den Familien verstoßen ... 

Die Idee fand ich an sich nicht schlecht. Trotzdem ...

Ich gebe gerne noch einmal den Klappentext rein für Leserinnen und Leser, die sich für diese Thematik interessieren und die gerne ihre eigenen Leseerfahrungen machen möchten, und ich selbst auch dazu einlade, da meine Leseerfahrung einerseits sehr subjektiv ist, bin ich andererseits dennoch bemüht, ein wenig Objektivität in diese Buchbesprechung reinzubringen, da es mich selbst ein wenig traurig stimmt, wenn ich ein Buch abbrechen muss. Schließlich ist das nicht die Schuld des Autors, wenn ich einen anderen Geschmack habe ...


2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
0 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
Die Bewohner Port Reubens leben in scheinbarer Harmonie, sie hören nur noch Schnulzen und lesen kitschige Liebesromane, und nach dem schrecklichen Ereignis, über das nur als »Was geschah, falls es geschah« gesprochen wird, bekamen alle neue Namen. Kevern Cohen misstraut als Einziger dieser »großen Familie« und ihrer freiwilligen Ahnungs- und Meinungslosigkeit. Er ist ein Eigenbrötler, der die Bücher und Jazzplatten seines Vaters aufbewahrt hat und allein in einer Hütte auf den Felsen wohnt. Eines Tages wird ihm Ailinn Solomons vorgestellt, eine schwarzhaarige Schönheit, und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Keverns Unbehagen wächst: Ist ihre Liebe wirklich nur aus ihren spontanen Gefühlen genährt, oder haben andere Interesse an ihrer Beziehung? Ist er nur paranoid, oder werden sie tatsächlich überwacht und sind Teil eines allumfassenden, perfekt ausgeklügelten Plans? 
Wenn ich nur nach meinem Lesegeschmack gehen würde, dann würde ich dem Buch nur fünf von zehn Punkten vergeben. 

Und so erhält das Buch nach den obigen Kriterien sieben von zehn Punkten. Ich glaube, dass das fair ist. 

Ach, und übrigens, sollte jemand den Buchtitel suchen, das J auf dem Cover steht nicht für Jacobson. Das J, das dazu noch in der Mitte mit zwei Querbalken versehen ist, ist als Buchtitel gedacht. Aber auch der hat mich nicht so recht überzeugen können. 


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich beim DVA-Bücherverlag für das zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken. 

€ 22,99 [D] inkl. MwSt.
€ 23,70 [A] | CHF 30,90* 

(* empf. VK-Preis) 
DVA-Verlag: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-421-04688-8

Erschienen: 12.10.2015 

Nachtrag, 18.09.2016
Ich habe auf www.perlentaucher.de noch eine Rezension von der Buchreporterin Anja Hirsch gefunden, die das ausdrückt, was ich auch mit dem Buch erlebt habe. Ich habe es nur nicht so schön beschreiben können. Anja Hirsch rezensiert für die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Und hier der Link per Mausklick zu der Rezension.

Aber auf der DVA-Verlagsseite kann Jede/jeder selbst eine Leseprobe entnehmen. Hierzu folgender Link: per Mausklick.

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Gelesene Bücher 2016: 51
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86



Montag, 12. September 2016

Howard Jacobson / J

Klappentext
Die Bewohner Port Reubens leben in scheinbarer Harmonie, sie hören nur noch Schnulzen und lesen kitschige Liebesromane, und nach dem schrecklichen Ereignis, über das nur als »Was geschah, falls es geschah« gesprochen wird, bekamen alle neue Namen. Kevern Cohen misstraut als Einziger dieser »großen Familie« und ihrer freiwilligen Ahnungs- und Meinungslosigkeit. Er ist ein Eigenbrötler, der die Bücher und Jazzplatten seines Vaters aufbewahrt hat und allein in einer Hütte auf den Felsen wohnt. Eines Tages wird ihm Ailinn Solomons vorgestellt, eine schwarzhaarige Schönheit, und die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen. Doch Keverns Unbehagen wächst: Ist ihre Liebe wirklich nur aus ihren spontanen Gefühlen genährt, oder haben andere Interesse an ihrer Beziehung? Ist er nur paranoid, oder werden sie tatsächlich überwacht und sind Teil eines allumfassenden, perfekt ausgeklügelten Plans? 
Ein prophetischer Gesellschaftsroman, ein psychologisches Meisterwerk, das uns und dem aktuellen Zeitgeist unerbittlich den Spiegel vorhält.


Autorenporträt
Howard Jacobson, 1942 in Manchester geboren, lebt in London. Er hat bisher dreizehn Romane und vier Sachbücher vorgelegt und zählt zu den renommiertesten Autoren Großbritanniens. Seine Romane erscheinen in zwanzig Ländern und wurden schon vielfach ausgezeichnet, u.a. erhielt er für „Die Finkler-Frage“ 2010 den Booker-Preis, den wichtigsten Literaturpreis der englischsprachigen Welt. Nach „Liebesdienst“ (2012) und „Im Zoo“ (2014), für den er den Bollinger Everyman Wodehouse Prize for Comic Fiction erhalten hat, ist "J" Jacobsons neuester Roman. Er stand 2014 auf der Shortlist des Booker-Preises.

Ich habe soeben bei den Buchdaten auf der DVA-Verlagsseite gesehen, dass das Buch nicht sooo gut abgeschnitten hat. Das möchte ich eigentlich am Anfang gar nicht wissen. Ich vergleiche erst am Schluss ganz gerne meine Leseerfahrungen mit denen der anderen.
Ich habe erst ein paar Seiten gelesen und kann noch nicht zu meinen ersten Leseeindrücken berichten. Selbst den Klappentext lese ich meistens nur quer ... 
Weitere Informationen zu dem Buch

€ 22,99 [D] inkl. MwSt.
€ 23,70 [A] | CHF 30,90* 

(* empf. VK-Preis) 
DVA-Verlag: Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
ISBN: 978-3-421-04688-8
Erschienen: 12.10.2015 


Sonntag, 11. September 2016

Muriel Barbery / Die Eleganz des Igels (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich mag Bücher, in denen so viele schöne intellektuelle Gedanken zu finden sind. Nun ja, schön ist ein wenig übertrieben. Schön tiefgründig und schwermütig, das passt eher. Aber trotzdem schön, weil diese Gedanken das Leben gewöhnlicher Menschen hinterfragen.

Im Mittelpunkt dieser Romanerzählung stehen eine 54-jährige lesende französische Concierge namens Renée Michel und die zwölfjährige Paloma, die für ihr Alter sehr weit ist. Mit ihrer Intellektualität verblüfft sie sogar ihre Eltern. Paloma stammt aus einer reichen Familie, während Renée Michel aus einfachen Verhältnissen kommt und sie dadurch gesellschaftliche Nachteile hinzunehmen hat.

In dem Haus, in dem Renée Michel arbeitet, wohnen alles wohlhabende Leute. Und diese Menschen nehmen die Concierge nur in ihrer Hausmeisterfunktion wahr. Sie alle kennen nicht einmal ihren Vornamen …

Paloma beschließt zu ihrem nächsten Geburtstag Selbstmord zu begehen, da sie nicht wie alle anderen erwachsenen reichen Menschen enden möchte. Sie ist sich bewusst, dass sie mit ihrer Geburt Glück hatte, in einer reichen Familie geboren zu sein. Auch ihre Intelligenz ist ihr bewusst, sieht es aber nicht als eine Eigenleistung an, sondern auch hier als eine Begünstigung ihrer Geburt. Sie weiß, dass es vorprogrammiert ist, dass sie und ihre ältere Schwester später auch viel Geld haben würden. Von reichen und intelligenten Menschen umgeben zu sein, empfindet Paloma als eine Last. Denn diese Menschen schaffen es nicht, mit ihrer Intelligenz und ihrem Vermögen etwas Besonderes aus ihrem Leben und der Welt zu machen. Das Leben der Erwachsenen bezeichnet sie somit als banal und trivial. Paloma vergleicht das Leben der reichen Leute mit einem Fisch in einem Wasserglas. Sie leben in einer Sicherheit, die, sich immer im Kreise drehend, einengend ist ...

Renée Michel erweist sich auch als eine sehr intellektuelle Frau, doch niemand nimmt sie in ihrem Wesen wahr, denn hinter einer sog. einfachen Frau vermutet kaum einer eine lesende Person. Kontakt pflegt sie nur zu Manuela, die die Wohnung der Reichen putzt. Renée ist eine Leseratte. Sie besitzt eine Lesestube voller Bücher. Diese Stube ist allerdings für andere Tabu. Sie lässt niemand in dieses Zimmer rein und hält es stets verschlossen. Auch wohnt ein Kater bei ihr, der nach Leo Tolstoi benannt wurde. Durch die Kontaktarmut der Hausbewohner entwickelt Renée nach außen hin eine harte Schale, bis auf einmal zwei Menschen in ihr Leben treten ...

Paloma versteckt sich oft in der Wohnung, bis alle Verstecke ausgeschöpft waren und sie sich Renée Michel nähert, und sie bei ihr einen näheren Kontakt sucht. Paloma erkennt recht schnell, dass Renée kein gewöhnlicher Mensch ist. Paloma schafft es zu ergründen, was sich hinter der verschlossenen Zimmertüre verbirgt. Es entwickelt sich trotz des Altersunterschiedes eine kleine Freundschaft zwischen ihnen. Eines Tages geht Paloma zu ihren Eltern und teilt ihnen ihren Berufswunsch mit. Sie möchte später Concierge werden …

Renée ist seit fünfzehn Jahren Witwe und als ihr Mann starb, nahm kaum einer aus dem Haus Notiz, als schließlich ein reicher Bewohner stirbt, zeigen sich die BewohnerInnen in dem Haus recht betroffen.

Als ein Japaner namens Ozu in dem Haus mit seinen zwei Katzen einzieht, erkennt er sehr schnell in der Concierge den hohen Bildungsgrad. Er und Paloma sind die einzigen beiden Menschen, die es schaffen, hinter ihre stählerne Fassade zu schauen …

Mehr verrate ich mal nicht.


Mein Fazit zu dem Buch?

Nach meinem Geschmack ein sehr schönes Buch. Ich habe mich ein wenig in Paloma gesehen, als ich so alt war wie sie. Auch ich machte mir viele philosophische Gedanken, hatte Angst vor dem Erwachsenwerden, Angst, so zu werden wie sie. Auch ich hatte niemanden, mit denen ich diese Gedanken austauschen konnte. Oftmals waren diese Gedanken schwer auszuhalten, weil ich nicht darüber sprechen durfte. Ich lernte diese Gedanken für mich zu behalten ...

Mich hat in dem Buch der Sozialrassismus zudem noch betroffen gestimmt. Nicht, dass er mir neu wäre, aber trotzdem stimmt er mich immer wieder auf´s Neue nachdenklich, weil er mir zeigt, wie wenig sich in einer Gesellschaft zu verändern mag. Die verschiedenen Klassen sind unter sich und eine Vermischung dieser ist einfach nicht möglich, obwohl schon viele AutorInnen in ihren Büchern auf diese Problematik aufmerksam gemacht haben. Diese Engstirnigkeit und diese mangelnde geistige Flexibilität sind manchmal wirklich schwer zu ertragen. Für was besitzt man eine intellektuelle Bildung, wenn man diese nicht anzuwenden weiß und gewisse Menschen aus dem Umfeld diskriminierend ausgrenzen? Das genau ist, was Paloma so schwerfällt zu verstehen und die Angst, zu werden wie ihre Eltern, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Ihr fehlten Vorbilder, und sie fand diese in der belesenen Renée Michel und in dem belesenen Japaner Ozu, während die Mutter sich seit zehn Jahren in einer Psychotherapie befindet und Antidepressiva schluckt.

Ich habe vor, mir den Film, den ich vor vielen Jahren gesehen habe, nochmals anzuschauen. Ich finde, dass er sehr nah am Buch gedreht wurde.

Ich vergebe dem Buch zehn von zehn Punkten aber es ist nur an Menschen zu empfehlen, die tiefgründige Gedanken mögen. 


Lesen mit Anne-Marit Strandborg

Leider konnte Anne mit dem Buch nicht so viel anfangen, und sie brach es schließlich nach dreißig Seiten ab. Sie wird sich den Film anschauen, und es nochmals mit dem Buch versuchen. Die Lesegeschmäcker sind nicht immer gleich. Ging mir auch mal mit einem anderen Buch so. 


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 384 Seiten
·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft; Auflage: 12. auflage (1. Oktober 2009)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3423138149
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Gelesene Bücher 2016: 50
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
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Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Dienstag, 6. September 2016

Muriel Barbery / Die Eleganz des Igels

Lesen mit Anne

Und wieder ist Monatsbeginn, Anne und ich lesen gemeinsam ein Buch. Diesmal war ich mit dem Aussuchen unserer gemeinsamen Lektüre dran.

Klappentext
Renée ist 54 Jahre alt und lebt seit 27 Jahren als Concierge in der Rue de Grenelle in Paris. Sie ist klein, hässlich, hat Hühneraugen an den Füßen und ist seit längerem Witwe. Paloma ist 12, hat reiche Eltern und wohnt in demselben Stadtpalais. Hinreißend komisch und zuweilen bitterböse erzählen die beiden sehr sympathischen Figuren von ihrem Leben, ihren Nachbarn, von Musik und Mangas, Kunst und Philosophie. Die höchst unterhaltsame und anrührende Geschichte zweier Außenseiter, ein wunderbarer Roman über die Suche nach der Schönheit in der Welt.

Autorenporträt
Muriel Barbery wurde 1969 in Casablanca geboren, studierte Philosophie in Frankreich, lebte einige Jahre in Kyoto und wohnt heute wieder in Frankreich. 2000 veröffentlichte sie ihr viel beachtetes Romandebüt ›Die letzte Delikatesse‹. Ihr zweiter Roman, ›Die Eleganz des Igels‹, wurde zu einem großen literarischen Bestseller, in mehr als 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet. Der lang erwartete dritte Roman, ›Das Leben der Elfen‹, erschien 2015 in Frankreich.
Mein erstes Buch von der Autorin und ich finde mich von den vielen intellektuellen Gedanken inspiriert.


Schon das Cover finde ich interessant, wobei ich erst gar nicht wusste, wer der elegante Igel ist, wo man es doch mit einer Katze als Abbild zu tun hat.

Mittlerweile denke ich, dass es eine Dame ist, die mit der Eleganz des Igels gemeint ist. Ich finde viele Gedanke gut, manchmal doch ein bisschen zu abgehoben. Ich bin erst auf Seite 81 und bin neugierig, wie viel Luft ich am Ende noch haben werde, und ob ich mich erschlagen fühle von zu viel Intellektualität.

Eigentlich passiert ja so nicht viel. Es fließen aus völlig zwei unterschiedlichen Ich-Perspektiven Gedanken über Gedanken.

Liebe Anne,

ich habe ganz oft an dich gedacht. Du kannst dir sicher denken weshalb.


Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 384 Seiten
·         Verlag: dtv Verlagsgesellschaft; Auflage: 12. auflage (1. Oktober 2009)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3423138149







Samstag, 3. September 2016

Oliver Sacks / On the Move: Mein Leben (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mir hat diese Autobiografie sehr zugesagt. Sie ist so spannend geschrieben, dass ich von einer Seite zur nächsten gehetzt bin, bis ich schlussendlich die letzte Seite erreicht habe. Ich hätte wieder von vorne anfangen sollen, so drin war ich in diesem hektischen Leserhythmus. Dabei war das ja nur eine Autobiografie und kein Krimi.

Auf den ersten zweihundert Seiten erfährt man recht viel Privates von Oliver Sacks. Später ging es hauptsächlich um sein Leben als Arzt und Neurologe. Darin werden viele neurologische und psychiatrische Krankheitsbilder behandelt.

Der Schreibstil ist sehr flüssig, lediglich die vielen Fußnoten sorgen jeweils für ein Staccato. Sie unterbrechen immer wieder diesen Lesefluss.

Bei den Krankheitsbildern werden viele Termini verwendet, die für einen Laien störend sein könnten, allerdings beschreibt Sacks diese Krankheitsbilder so verständlich, dass man trotzdem das Gelesene gut aufnehmen kann. Für Laien ist das ein Plus, für die Fachwelt dagegen eine Last, denn Sacks hatte Mühe, sich bei seinen Kollegen einen Namen als Wissenschaftler zu machen. Sacks hat viele Bücher geschrieben, doch auch ein Verlag hatte erst Mühe, sein erstes Manuskript anzunehmen:
Allerdings gab ein Lektor (…) einen seltsamen Kommentar ab. Er sagte: >>das Buch lässt sich zu leicht lesen. Das macht die Leute misstrauisch-verwissenschaftlichen Sie es.<< (2015,174)
Mit viel Mut konnte sich Sacks schließlich in seiner Fachwelt durchsetzen. Er sammelte jede Menge klinische Erfahrungen, die er literarisch sinnvoll einzusetzen wusste. Nicht nur was der Schreibstil anbetraf, sondern auch seine außergewöhnlichen Ideen, die er in verschiedenen Feldstudien entwickelt hatte, stießen allerdings bei einem seiner Chefs auf Provokation und er drohte ihm, seine Stellung in der Kopfschmerzklinik zu kündigen, sollte er sein Manuskript über die Bauchmigräne nicht zurücknehmen. Sacks ließ es auf eine Kündigung ankommen …

Dann stellte sich heraus, dass der Chefarzt, der ihm gekündigt hatte, Sacks` Ideen abgeschrieben hatte und diese in einem Artikel einer Fachzeitschrift veröffentlichen ließ …

Sacks, 1933 geboren, ist Engländer, lebte aber seit 1960 mit einer Greencard in Amerika. Seine Eltern waren beide Ärzte, die Mutter Chirurgin, der Vater Allgemeinmediziner, der bis ins hohe Alter noch praktiziert hatte. Sacks hatte mehrere Brüder, einer davon, Michael,  litt an einer schwerwiegenden Schizophrenie, mit der die Familie erst lernen musste, umzugehen ... Michael war auch ein sehr begabter Jugendlicher. Er lernte ganze Bücher auswendig, wie z.B. Nicholas Nicleby und David Copperfield. Schwer vorstellbar, so dicke Bücher auswendig lernen zu können. Was für eine geistige Leistung. Aber es ist bekannt, dass Menschen mit dieser Form von psychischer Erkrankung eine immense geistige Leistung hervorbringen können.

Oliver Sacks war auch kein Kind wie jedes andere. Als Jugendlicher hatte er Schwierigkeiten mit der sexuellen Orientierung und dem Vater fiel recht früh auf, dass er an Mädchen nicht interessiert war und konfrontierte den Sohn mit der Frage, ob ihm Jungen lieber seien? Oliver bejahte die Frage und bat den Vater, die Mutter dahingehend nicht einzuweihen.
Doch mein Vater sagte es ihr, und am nächsten Morgen kam sie mit grauenhaft ergrimmter Miene herunter, einer Meine, die ich nie zuvor an ihr gesehen hatte. >>Du bist ein Gräuel<<, sagte sie. >>Ich wünschte, du wärest nie geboren.<< Damit ging sie aus dem Zimmer und sprach mehrere Tage lang kein Wort mit mir. Als sie dann wieder sprach, erwähnte sie mit keinem Ton, was sie gesagt hatte - und kam auch nie wieder auf das Thema zurück; aber seither stand etwas zwischen uns. (19) 
Die Eltern lebten bibelfest und die Mutter las im dritten Buch Mose: >>Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel.<< (ebd).

Die Homosexualität machte Oliver Sacks in England sehr zu schaffen, und lebte über viele Jahre ohne Bindung und sexuell abstinent. Er verreiste schließlich in die Niederlande. Ein Land, in dem jede Form von Sexualität legal war. Sacks machte dort seine ersten sexuellen Erfahrungen. Und trotzdem lebte er später über dreißig Jahre ohne sexuelle Bindung, da er in einer Zeit lebte, in der Homosexualität auch in Amerika noch ein Tabu war. Sein Selbstbewusstsein war diesbezüglich sehr angeschlagen ...

Oliver Sacks wurde auch drogenabhängig. Er litt an einer leichten bis mittelgradigen Polytoxikomanie. Mit den vielen Problemen beruflicher, aber auch sexueller Art wurde er nicht richtig fertig. Bis er eines Tages mit den Drogen eine wichtige Erkenntnis machte. Sacks erlitt eine drogeninduzierte Wahnvorstellung, die ihm zu wichtigen Erkenntnissen verhalf:
Im Februar 1967 hatte ich noch einen Drogenrausch oder -wahn, und er brachte - paradoxerweise und im Gegensatz zu allen vorangegangenen Highs - eine kreative Wende. Er zeigte mir, was ich tun sollte und konnte: ein lesenswertes Buch über Migräne schreiben und danach vielleicht noch andere Bücher verfassen. Es war nicht nur der vage Gedanke an eine Möglichkeit, sondern eine sehr klare, fokussierte Vorstellung von meiner zukünftigen neurologischen Arbeit und schriftstellerischen Tätigkeit, die sich einstellte, als ich high war, dann aber auf Dauer blieb. (169).
Oliver Sacks entwickelte sich zu einem interessanten Geschichtenerzähler und er zeigte jede Menge Schreibtalent narrativer Art. Er schaffte es, seine Erfahrungen als Facharzt in der Neurologie in Prosa zu packen. Seine Patienten fühlten sich von ihm verstanden. Sacks kritisierte die miesen Zustände innerhalb der Krankenhausbehandlung:
Doch auf Station 23 legte man das Prinzip der Verhaltensmodifikation zugrunde und arbeitete mit Belohnung und Bestrafung, besonders mit sogenannten therapeutischen Bestrafungen. Die Art und Weise, wie die Patienten manchmal behandelt wurden, widerstrebt mir zutiefst: man sperrte sie in Isolationszellen, setzte sie auf Hungerdiät oder schnallte sie an. Unter anderem fühlte ich mich an die Behandlung erinnert, die ich und andere Jungen während der Kriegszeit in einem Internat zu erdulden hatten. Häufig waren wir den launischen sadistischen Bestrafungen des Schulleiters ausgesetzt. Ich spürte, dass ich manchmal eine fast hilflose Identifikation mit den Patienten verfügte. (240)
Sacks setzte sich für seine Patienten ein, wie dies auch in dem Film Zeit des Erwachens deutlich wird, macht sich aber dabei bei seinen Kollegen unbeliebt.

Er beklagte, dass die Patienten in den Kliniken im Namen der Wissenschaft missbraucht wurden.

In Europa feierte man zu dieser Zeit die Psychiatrie-Enquete. Italien war das erste Land Europas, das sämtliche Psychiatrien aufgelöst hatte, denn auch in Europa waren psychisch kranke Menschen in ihrer Autonomie stark eingeschränkt und man behandelte sie mit schweren repressiven Mitteln, wenn sie dem Klinikpersonal Schwierigkeiten bereiteten und schwer therapierbar waren. Dabei denke ich auch an den Film: Einer flog über das Kugucksnest.


Mein Fazit zu dem Buch?

Oliver Sacks wäre nur Schriftsteller geworden, wäre da nicht der Beruf als Arzt gewesen. Er bezeichnete sich selbst als Geschichtenerzähler, und nicht als Wissenschaftler. Aber ich finde, er hat es gut geschafft, eine Brücke zwischen beiden Disziplinen zu bauen. Er schrieb für seine Patienten und für alle Menschen, die sich für seine Geschichten interessieren. Und deshalb machen seine sog. unwissenschaftlichen Bücher Sinn. In den Geschichten leiht er den kranken Menschen seine Stimme.

Ich denke dabei auch an die Erzählung über einen Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselt hat.

Ich habe dieses kleine Taschenbuch vor vielen Jahren gelesen, und ich kann es nirgends mehr finden. Als Sacks in seiner Autobiografie immer wieder auf diesen Mann verwies, fiel mir dann diese Geschichte wie Schuppen vor den Augen wieder ein. Ein sehr zu empfehlendes Buch.

Und so unwissenschaftlich wirkt Sacks gar nicht. Er hat viele Krankheiten neu entdeckt und alte neu untersucht, neu analysiert und neu bewertet.

Sollen doch die Zielgruppen weiterhin verschieden bleiben, während bestimmte Ärzte nur für Ärzte schreiben, und andere Ärzte wiederum für ihre Patienten, so wie Sacks dies getan hat. Ist doch ein guter Ausgleich, wenn nicht jeder das Gleiche tut.

Ich vergebe dem Buch zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich beim Rowohlt-Verlag für dieses zur Verfügung gestellte Leseexemplar bedanken.

Verlag: Rowohlt; Auflage: 4 (2. November 2015)
Sprache: Deutsch, 24,95 €
ISBN-10: 3498064339


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"Literatur ist die Kunst, Außergewöhnliches an gewöhnlichen Menschen zu entdecken und darüber mit gewöhnlichen Worten Außergewöhnliches zu sagen."

(Boris Leonidowitsch Pasternak)

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