Samstag, 11. Februar 2017

Amy & Isabelle (1)

Lesen mit Anne


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich bin seit gestern mit dem Buch durch. Das zweite Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, und auch dieses hat mir gut gefallen. Allerdings ist es ein reines Frauenbuch. Ich wusste nie so recht, woran man ein Frauenbuch erkennen konnte, da ich kaum Erfahrung damit habe. Mit diesem Buch weiß ich es nun ... Allerdings ist das kein typisches Frauenbuch, verglichen mit dem, was ich so bisher darüber gehört habe. Frauenbücher, solche, die sich hauptsächlich mit trivialen Themen trivial auseinandersetzen, finden bei mir keinen Anklang. Nein, dieses hier ist eher eines aus der oberen Klasse. Aber mit diesem Frauenbuch habe ich trotzdem erstmal genug, bin ausreichend von den darin enthaltenen Frauenthemen gesättigt.

Eigentlich ist die Geschichte recht schnell erzählt, weshalb ich mich hier kurz halten werde. Annes Klappentext verrät zu viel über den Ausgang des Romans. Dies hat uns beiden die Spannung genommen, als Anne mir ihren Klappentext beschrieben hat, der anders ist als meiner, da sie nicht wissen konnte, dass ich eine andere Ausgabe besitze. Meine Ausgabe ist älter und vom Piperverlag, Annes vom btb-Verlag.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
In jenem furchtbar heißen Sommer, als Mr. Robertson die Stadt verläßt, wird Amy erwachsen. Für sie ist plötzlich nichts mehr so, wie es einmal war – am wenigsten das Verhältnis zu Isabelle, ihrer verhaßten, gleichzeitig geliebten Mutter, die mit ihr zwar unter einem Dach, aber offensichtlich auf einem anderen Stern lebt.
Die Geschichte zwischen Amy und der Mutter Isabelle ist tatsächlich recht abgekühlt. Dadurch wirkt Amy recht schüchtern und distanziert. Auch in der Schule ist sie sehr zurückhaltend und ängstlich. Obwohl sie gute Zensuren hat, hat sie immer Angst zu versagen. Besonders vor ihrem neuen Mathematiklehrer namens Robertson.

Isabelle kommt mir arg spießig vor. Permanent reglementiert sie ihre Tochter. Sie ist alleinerziehend, gibt an, dass der Vater des Kindes gestorben sei, als Isabelle noch ein Säugling war. Sie wohnte damals noch bei ihrer Mutter, die beide das Kind großziehen wollten, da Isabelle noch sehr jung war, und sie auf die Universität wollte, um auf Lehramt zu studieren. Doch dann starb Isabelles Mutter ganz plötzlich, sodass Isabelle mit der Erziehung des Kindes alleine war und sich nicht mehr in der Lage sah, ihren Studien nachzugehen und verließ schließlich die Universität ohne Abschluss. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Amy dies zu spüren bekommen hat, da Isabelle kaum berufliche Perspektiven hat, und arbeitet schließlich in einem Großraumbüro, in dem nur Frauen sitzen.

Es folgt dazu eine Szene zwischen Mutter und der Tochter:
>>Ich bin deine Mutter<<, sage Isabelle in plötzlicher Verzweiflung, >>und du hast absolut keinen Grund, so mit mir zu sprechen. Ob es dir passt oder nicht, wir wohnen im selben Haus, und ich arbeite den ganzen Tag schwer in einem dämlichen Job, für den ich total überqualifiziert bin, damit du was zu Essen in den Magen kriegst.<< Isabell hasste sich dafür, dass sie das sagte. Zu behaupten, sie sei total überqualifiziert, war eine Dummheit, und das wussten sie beide. Isabelle hatte keinen Collegeabschluss. Konnte kaum mit einer besseren Stellung rechnen als der, die sie jetzt hatte. Trotzdem - sie hatte das College nicht abgeschlossen, weil ihre Mutter gestorben war und sie niemanden hatte, der auf das Kind aufpasste. Eigentlich war es also wegen Amy, derselben Person, die jetzt von der Treppe voll Verachtung auf sie herabsah. >>Und mach nicht so ein Gesicht<<, sagte Isabelle. >>Ich würde es begrüßen, wenn du ein bisschen Anstand zeigtest in der Art, wie du mich ansiehst, und auch in der Art, wie du mit mir sprichst.<< (...) Es machte sie manchmal gereizt, an die ungeheueren Opfer zu denken, die sie (...) für dieses Mädchen gebracht hatte, und so ärgerte es sie natürlich, wenn Amy ihre Bücher zuklappte und hinausging, kaum dass Isabelle hereingekommen war. (92f)
 In einem verglasten Extraraum sitzt der Chef in den mittleren Jahren, in den Isabelle sich verliebt hat, obwohl der Chef verheiratet ist und Kinder hat. 

Da scheint sich zwischen Tochter und Mutter etwas zu wiederholen. Denn auch Amy begibt sich im Jugendalter unvorhergesehen in ein sexuelles Abenteuer. Amy ist 16 Jahre alt, als sie von ihrem neuen Lehrer Robertson sexuell verführt wird. Sie verliebt sich in ihn. Es kommt zu einem Höhepunkt, als dann der Lehrer Amy in seinem Auto bei vollem Tageslicht sexuell begehrt. Amy macht ihre ersten sexuellen Erfahrungen, die sie irritierte … Sie liegt mit freiem Oberkörper auf dem Sitz, Robertson saugt an ihren Brüsten, als er es schließlich schafft, dass Amy auch noch ihren Schlüpfer ohne große Überredungskünste runterstülpt, bis plötzlich ausgerechnet Isabelles Chef auftaucht, dem dieses fremde Auto unweit von Isabelles Haus auffällt und  nach den rechten Dingen schaut. Isabelle und der Chef sind fast Nachbarn. Es ist also kein Zufall, dass gerade er sich in Amys Nähe begibt. Als der Chef die entkleidete Amy im Auto zu sehen bekommt, und den Mann, der sich an sie herangemacht hat, ist er mächtig schockiert … So begibt sich der Chef ins Büro und stellt Isabelle zur Rede. Er ist von Amy ziemlich angewidert.

Auch Isabelle ist entsetzt, es kommt zwischen der Tochter und der Mutter zum Eklat, und die Beziehung entzweit sich nun endgültig. Die Mutter wird Amy gegenüber sogar handgreiflich … Wie die Geschichte weiter geht, soll jeder selbst lesen.


Mein Fazit?

Mich hat dieser Lehrer total angewidert, der sich an das junge Mädchen vergriffen hat. Solche Lehrer sollte man aus der Schule nehmen. Viele Männer denken, dass 15/16-jährige Mädchen erwachsene Frauen sind, weil der Körper dieser Mädchen schon ausgereift zu sein scheint. Allerdings ist die Psyche eines jungen Menschen in diesem Alter keinesfalls schon ausgereift. Amy hat sich verführen lassen, und am Ende ist sie mit ihren Problemen von ihrer Mitwelt alleine gelassen worden. Wie sie, oder ob sie damit überhaupt fertig wird, möchte ich gerne offen lassen.

Ein Frauenroman? Ich bin jetzt hier nicht auf alle Frauenthemen eingegangen. Sie zu lesen hat mir vollkommen ausgereicht, sodass ich keinerlei Bedürfnis verspüre, auch noch darüber zu schreiben.

Neben den Frauenthemen gibt es aber auch noch einen Mord an einem zwölfjährigen Mädchen. Ob Amy damit etwas zu tun hat oder nicht, auch dies lasse ich offen.  

Das Buchcover ist mir ins Auge gestochen. Es passt gut zum Inhalt des Romans. Auch den Schreibstil, wie die Autorin ihre Fäden geknüpft hat, fand ich recht kreativ.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.

Telefongespräch mit Anne:

Auch Anne hat das Buch gefallen. Die Charaktere der einzelnen Figuren haben wir ähnlich wahrgenommen. Leider kann ich nicht zu viel über unser Gespräch schreiben, denn sonst verrate ich zu viel. Aber das Gespräch war sehr schön. 

Und hier geht es zu Annes Buchbesprechung.


Weitere Informationen zu dem Buch


·         Gebundene Ausgabe: 414 Seiten
·         Verlag: Piper (2000)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3492042007
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Gelesene Bücher 2017: 06
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86




2 Kommentare:

Querleserin hat gesagt…

Liebe Mira,
obwohl ich wie immer deine Rezension sehr ansprechend finde, hältst du dich sehr bedeckt. Das mag damit zusammenhängen, dass du nicht so viel verraten willst, ich wüsste gerne mehr darüber, warum du nun von Frauenthemen gesättigt bist. Bei Gelegenheit gerne mal telefonisch. Liebe Sonntagsgrüße, Tina

Mirella Pagnozzi hat gesagt…

Liebe Tina,
es ist ein Buch, dass sich hauptsächlich auf ein Thema bezieht. Es gibt zwar auch Unterthemen, aber es ist nicht so, wie ich es von vielen anderen Büchern her kenne, es hat nicht so viele Facetten.Trotzdem war es gut geschrieben. Schon diese Szene mit dem Lehrer und der Schülerin glaubte ich, mich zu sehr aus dem Fenster gelehnt zu haben. Habe ja damit schon verraten, dass es zwischen Amy und ihrem Lehrer zu einer sexuellen Beziehung kommt. Wenn ich aber diese Szene nicht auch noch erwähnt hätte, dann würde die Buchbesprechung ziemlich spärlich ausfallen. Also, habe ich mich entschlossen, wenigstens diese Szene zu beschrieben. Was mein Hinweis auf die Frauenthematiken betrifft, so habe ich auch mit Anne darüber diskutiert, die dies auch bejahte, Anne verteidigte allerdings dieses Buch, kaum dass ich meinen Satz zu Ende sprechen konnte, dass nicht alle Frauenbücher schlechtere Bücher seien, weshalb ich kurz nochmals auf die Unterscheidung zwischen guter und weniger guter Frauenliteratur hingewiesen habe. Ich denke, was du vielleicht noch vermisst hast, sind die Zitate. Ja, da habe ich wohl gegeizt, irgendwie war ich lustlos, mir die Zitate rauszuschreiben. Es gibt Bücher, da sprudelt es so in mir, dass ich gezwungen bin, mehr dazu zu schreiben. Aber hier war dies nicht der Fall. Vielleicht aber auch, weil mir die Beziehungsdynamik zwischen Mutter und Tochter und deren Problematik schon allein durch meinen Beruf in der Arbeit mit psychisch kranken Menschen mehr als vertraut ist. Aber ich habe mir jetzt das Buch wieder hervorgenommen, und werde die Buchbesprechung mit ein/zwei Zitaten ergänzen.
Liebe Grüße, Mira