Dienstag, 25. April 2017

Jakob Wassermann / Faber oder die verlorenen Jahre (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, wenn es auch meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat. Ich dachte erst, nachdem ich den Klappentext gelesen habe, das Buch behandelt thematisch einen traumatisierten Kriegsheimkehrer aus dem Ersten Weltkrieg.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Als Eugen Faber nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in seine Heimatstadt zurückkehrt, liegt seine Welt in Trümmern: Er ist zum Außenseiter geworden, zum Fremden in seiner eigenen Familie. Jakob Wassermanns wiederentdeckter Roman ist ein erschütterndes und bewegendes Zeugnis der Entwurzelung einer ganzen Generation.Sechs Jahre hat sich der junge Architekt Eugen Faber in russischer Gefangenschaft nach seiner Frau, seiner großen Liebe und Seelenverwandten, gesehnt und schließlich eine gefährliche Flucht auf sich genommen. Doch das Leben ist inzwischen weitergegangen. Seine Frau erkennt er kaum wieder, sein kleiner Sohn kann sich nicht an ihn erinnern. In seinem Beruf wird er nicht mehr gebraucht, und auch Ideologien bieten ihm keinen Halt. Zunehmend verzweifelt versucht er, sich in eine Welt einzufügen, die nicht mehr die seine ist.

Ich finde schon, dass der Klappentext  dazu einlädt, diese Vorstellung, diese Erwartung in sich entstehen zu lassen ...

Das Buch ist sehr tiefgründig, dass ich fast auf jeder Seite Post-it haften habe, obwohl mir von Anfang an bewusst ist, dass ich die meisten Blättchen nicht bearbeiten kann. Mich haben die Gedanken des Protagonisten Eugen Faber so sehr fasziniert, dass ich nicht anders konnte, als sie mit den Blättchen festzuhalten.
Eugen Faber lernt man als einen sehr ernsten Menschen kennen, der später sogar misanthropische Züge entwickelt. Aber mit dem Hintergrund, den Faber mitbringt, ist das eher menschlich, obwohl man sehr wenig erfahren hat, welche Erlebnisse er in seiner russischen Gefangenschaft erlitten hat. Wie konnte seine Flucht von Sibirien nach China gelingen? Wie hat er es geschafft, wieder nach Hause zu kommen? Dieses und anderes hätte mich interessiert und es wunderte mich, dass meine Fragen so unbeantwortet geblieben sind. Erst im Anhang entnahm ich schließlich, dass der Roman kein (traumatisierter) Heimkehrroman darstellen würde.
Es werden in dem Buch viele Themen behandelt, wie z. B. die Ehe, Politisches, Pädagogisches, Gesellschaftliches. Aber von den Kriegserfahrungen erfährt man nur am Rande etwas ...
Als Faber sich wieder in seiner Heimatstadt befindet, geht er nicht nach Hause zu seiner Frau und zu seinem Kind, nein, er sucht seinen Freund Jakob Fleming auf, ein guter Onkel der Familie, und bittet um Asyl für ein paar Tage. Eine zerrissene Persönlichkeit, die am liebsten vor sich selbst fliehen würde, so kommt er mir vor. Sehr ernst und nachdenklich wirkt er auf mich. Seine Gedanken, seine Verstimmtheit nehmen sogar krankhafte Züge an ... Und so erfährt Faber von Fleming über die kriegsbedingten Veränderungen innerhalb seiner eigenen Familie und über seine Herkunftsfamilie ...
Er entnahm die traurige Notiz, dass sein Vater, von Beruf war er Arzt, nicht mehr am Leben sei, und seine selbstbewusste Mutter namens Anna, die sich für die Frauenrechte einsetzte, auch nicht mehr dieselbe war. Auch sie hat ihren Tribut an die Zeit bezahlt wie wir alle, so Fleming. (2016,39)
Jakob Fleming war mir total sympathisch. Nicht nur weil seine Wohnung bis zur Wohnungsdecke voller Bücher ist, nein, auch weil er der Familie Faber, speziell Martina, Eugen Fabers Frau, seelsorgerisch zur Verfügung stand. Auch Fleming ist von Beruf Arzt.
Seine Frau Martina schließt sich während des Krieges, in der Zeit als Eugen einberufen wurde und nicht mehr zu Hause lebte, einer sozialpädagogischen Organisation an, die heimatlose und seelisch-körperlich vernachlässigten Kindern ein Zuhause bietet. Gegner dieser Einrichtung bezeichnen diese als eine Krüppelfabrik. Martina wollte lernen, von ihrem Mann unabhängig zu leben, weshalb sie diese Herausforderung mit den misshandelten Kindern auf sich nahm.
Als sich Faber wieder nach Hause begibt, sind ihm seine Frau und auch sein kleiner Sohn Christoph fremd. Und vor allem mit seinem Sohn zeigte Faber Schwierigkeiten, sich mit ihm zu beschäftigen ... Zudem versteht er Martinas berufliche Veränderung nicht wirklich einzuordnen, als sie versucht hatte, es ihm zu erklären, dass ihr die Zeit zu lang schien, um auf Fabers Rückkehr zu warten. Sie hatte das dringende Bedürfnis, sich in der Gesellschaft nützlich zu machen und sie wollte aufhören, wirtschaftlich von ihrem Mann abhängig zu sein. Mit emanzipierten Frauen hat Eugen keine wirklichen Erfahrungen … 
Ebenso Fabers Schwester Clara wundert sich über Fabers Rückzug von der Familie. Auch sie nimmt eine Wesensveränderung wahr und bespricht diese mit ihrem Mann Hergesell:
Es zieht ihn ja auch nicht zu uns, zu mir oder zu Mutter. Es treibt ihn nur weg von daheim. Am liebsten ginge er von sich selber weg. Daraufhin Hergesell:
>>Das mag wohl wahr sein, (…), er ist eine entwurzelte Existenz. Wohin gehört er? Er weiß es nicht. Was erstrebt er? Er weiß es nicht. Wo sind seine tieferen Verpflichtungen? Er hat keine. Von solchen Menschen wimmelt unsere Welt jetzt, und bei den meisten bedarf es nur des Stichworts, und sie werden… nun, sie werden was sie eben sind. (…) Und ich glaube, bei Eugen rächt sich das am bittersten. Er steht nicht. Er ist kein Mensch, der steht. Er ist ein Mensch, der flieht.<< (115f)
Auch wenn man das dem Buch und der Thematik nicht wirklich ansieht, verbirgt es doch auch eine kleine und komplizierte Liebesgeschichte. Der unglückliche Eugen Faber verliebt sich in eine andere Frau namens Fides und Fides verliebt sich in Eugen …  Eugen glaubt, diese Frau sei viel feinfühliger als seine Martina, und er fühlt sich zu Fides seelisch sogar hingezogen   ... Aber mehr ist dem Buch zu entnehmen.

Mein Fazit zu dem Buch?
Ich habe nicht nur das Buch mit großem Interesse gelesen, sondern auch das Nachwort fand ich äußerst interessant, aus dem zu entnehmen ist, wie andere bekannte Autoren literarisch zu Jakob Wassermann standen. Thomas Mann z. B. vermisste mehrfach den Humor. Ja, das stimmt, das kann ich selbst auch bestätigen, aber gestört hat mich das nicht. Arthur Schnitzler empfand Wassermanns Werke als nicht besonders intellektuell tiefgründig, während Stefan Zweig Wassermann eher lobend gegenüberstand. Wassermanns Schreibstil hätte tiefes, psychologisches Potenzial. (409)
Ich schließe mich Stefan Zweigs Meinung an. Den psychologischen Tiefgang findet man auch in diesem Buch. Wie ich eingangs schon beschrieben habe, ist Faber ein Mensch, der starke innere Nöte erlitten hat, und er gezwungen ist, sich ihnen zu stellen, bzw. sich mit diesen Nöten auseinanderzusetzen, bis er, das hoffe ich, seinen inneren Frieden wieder gefunden hat, und wieder gesellschaftsfähig wird. Ob er das schafft, dies lässt der Autor Jakob Wassermann offen.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus
2 Punkte: Cover und Titel stimmen mit dem Inhalt überein

Zwölf von zwölf Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch
€ 26,95 [D] inkl. MwSt. € 27,80 [A] | CHF 35,90* 
(* empf. VK-Preis) 

Gebundenes Buch, Leinen mit SchutzumschlagISBN: 978-3-7175-2416-8

Erschienen: 26.09.2016 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Manesse.

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Es gibt nicht nur eine Blutgeschwisterschaft;
es gibt auch Wahlgeschwister. Das festeste Band,
das auf Erden existiert.
(Jakob Wassermann)

Gelesene Bücher 2017: 16
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Montag, 24. April 2017

Cristina De Stefano / Oriana Fallaci

Ein Frauenleben

Lesen mit Tina

Klappentext   
Unbequem, unerschrocken, kompromisslos – Oriana Fallci war die große Ikone der journalistischen Literatur.
Oriana Fallaci führte ein Leben in Extremen: Als weltberühmte Reporterin und Autorin zahlreicher Bücher berichtete sie aus Kriegsgebieten und provozierte Staatsmänner, sie lebte den Widerstand gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Die Frage danach, was es heißt, eine Frau zu sein, begleitete sie ihr Leben lang. Sie arbeitete für die wichtigsten internationalen Zeitungen wie die Londoner Times, Life und die New York Times, und sprach mit zahlreichen bekannte Persönlichkeiten – ihr Interviewstil war so gefürchtet wie legendär. Fallacis Bücher, darunter Brief an ein nie geborenes Kind, Ein Mann und Inschallah wurden in 20 Sprachen übersetzt und in 31 Ländern veröffentlicht. 
Die erste autorisierte Biografie der streitbaren italienischen Journalistin und Schriftstellerin.

Cristina De Stefano 
Cristina De Stefano ist Journalistin und Autorin. Sie lebt in Paris und arbeitet als Literaturscout für große Verlage auf der ganzen Welt. Für ihre Biographie über die 2006 verstorbene italienische Journalistin Oriana Fallaci erhielt sie von deren Familie bisher unveröffentlichte private Dokumente.
Auf diese Biografie sind Tina und ich durch Anne-Marit aufmerksam geworden. Ein paar Seiten habe ich erst gelesen und bin recht zufrieden. Auch Tina ist von dem Buch angetan.



Weitere Informationen zu dem Buch

·         Taschenbuch: 352 Seiten, 12,00 €
·         Verlag: btb Verlag (12. September 2016)
·         Sprache: Deutsch
·         ISBN-10: 3442714168



Dienstag, 18. April 2017

Jakob Wassermann / Faber oder die verlorenen Jahre


Klappentext 
Als Eugen Faber nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in seine Heimatstadt zurückkehrt, liegt seine Welt in Trümmern: Er ist zum Außenseiter geworden, zum Fremden in seiner eigenen Familie. Jakob Wassermanns wiederentdeckter Roman ist ein erschütterndes und bewegendes Zeugnis der Entwurzelung einer ganzen Generation.
Sechs Jahre hat sich der junge Architekt Eugen Faber in russischer Gefangenschaft nach seiner Frau, seiner großen Liebe und Seelenverwandten, gesehnt und schließlich eine gefährliche Flucht auf sich genommen. Doch das Leben ist inzwischen weitergegangen. Seine Frau erkennt er kaum wieder, sein kleiner Sohn kann sich nicht an ihn erinnern. In seinem Beruf wird er nicht mehr gebraucht, und auch Ideologien bieten ihm keinen Halt. Zunehmend verzweifelt versucht er, sich in eine Welt einzufügen, die nicht mehr die seine ist.
Mit außerordentlichem Einfühlungsvermögen erkundet Jakob Wassermann das quälende Ringen um Nähe und Verständnis. In den 1920er-Jahren war er einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. 1933 sollten seine Werke den Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten zum Opfer fallen, doch schon 1924, als er den vorliegenden Roman veröffentlichte, ahnte er das nahende Unheil voraus. In einer Zeit des brüchigen Friedens und des drohenden Zerfalls Europas stellt der Roman existenzielle Fragen, die uns auch heute noch beschäftigen: nach dem Wert von Menschlichkeit, Respekt und gegenseitiger Achtung.


Autorenporträt
Jakob Wassermann (1873–1934), als Sohn eines jüdischen Gemischtwarenhändlers in Fürth geboren, gelangte Ende der 1920er-Jahre zu Weltruhm: Seine von der Psychoanalyse beeinflussten Romane waren Bestseller und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt. Die Verbrennung seiner Bücher 1933 in Deutschland bedeutete seinen materiellen wie auch psychischen Ruin.

Meine ersten Leseeindrücke

Als ich die ersten Seiten begonnen habe zu lesen, konnte ich nicht mehr aufhören. Nun hoffe ich, dass die Spannung und das Interesse weiterhin bis zum Ende erhalten bleiben.


Weitere Informationen zu dem Buch
€ 26,95 [D] inkl. MwSt. € 27,80 [A] | CHF 35,90* 
(* empf. VK-Preis) 

Gebundenes Buch, Leinen mit SchutzumschlagISBN: 978-3-7175-2416-8

Erschienen: 26.09.2016 

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Manesse.



Montag, 17. April 2017

María Dueñas / Wenn ich jetzt nicht gehe (1)

Lesen mit Anne 

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre


Nun bin ich seit gestern mit dem Buch durch und meine Meinung dazu hat sich nicht geändert. Ein sehr dickes Buch, an dem ich über einer Woche lang gelesen habe. Es hat sich sehr gezogen, es plätscherte so dahin.

Mich haben die Figuren so kalt gelassen. Ich konnte mich für keine wirklich begeistern. Auch die darin vorkommende Welt kommt mir sehr kalt und berechnend vor, es herrschen hauptsächlich materielle Werte. Jeder versucht, sein Kapital auf Kosten anderer aufzuschlagen. Langweilige Themen. Die wirklich interessanten Themen wie z. B. der Rassenkampf in Mexiko wird nur peripher erwähnt. Wird nur kurz angerissen, auch wenn die schwarzen Figuren in dem Erzählstrang zwar mitziehen, aber sie bleiben dennoch Nebenrollen. Da muss ich an Isabel Allende denken mit ihrem Buch Die Insel unter dem Meer, auch im Suhrkamp-Verlag erschienen, das bei mir deutlich besser abgeschnitten hat. Hier wird der Rassenkampf zwischen den Sklaven und den Amerikanern in den Mittelpunkt gestellt. Das Buch ist viel authentischer geschrieben. Ich habe dieses Buch regelrecht geliebt und habe jede Zeile verschlungen ... Diese Erfahrung konnte ich leider mit diesem vorliegenden Buch nicht machen.

Das Cover auf dem Buchband erfüllte sich erst auf der letzten hundertsten Seite.

Insgesamt hat die Autorin lange gebraucht, ein wenig Spannung auf ihre Seiten zu bringen. Das Politische, das Zwischenmenschliche und diese so kurze Lovestory konnten mich einfach nicht überzeugen.

Ich bin von Anfang an nicht richtig reingekommen, während meine Lesepartnerin Anne-Marit zuerst auf den ersten Seiten einen superguten Start fand, der sich aber bei ihr auch nicht halten konnte, und so brach sie das Buch schließlich nach 332 Seiten ab.

Mein Fazit zu dem Buch?
Dennoch würde ich nicht sagen, dass das Buch nicht lesenswert ist, siehe Bewertung unten, die mir zu einer fairen Beurteilung verhelfen soll. Jede LeserIn, die sich von dem Buchtitel und dem Klappentext angesprochen fühlt, sollte das Buch auch selbst lesen, da die Meinungen und die Geschmäcker recht subjektiv ausfallen können. Hierbei gebe ich zur Erinnerung erneut den Klappentext rein:
Mauro Larrea erhält eine Nachricht, die seinen Ruin bedeutet. Einst in den Silberminen Mexikos reich geworden, kämpft er um eine neue Chance und trifft auf die Frau, die sein Schicksal entscheidet … Wenn ich jetzt nicht gehe ist eine abenteuerliche Jagd nach dem Glück, ein Roman über die Kraft des Neuanfangs und packende, bewegende Literatur.In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt und Mauro Larrea einer ihrer wohlhabendsten Bewohner. Er nennt einen Barockpalast sein Zuhause, besitzt Minen, Ländereien, Kutschen, Pferde, Logen überall … Jahre zuvor kam er mit nichts ins Land, als Witwer, als Vater zweier Kinder. Sein kühner Aufstieg begann. Doch jetzt soll nach zwanzig Jahren Arbeit im Bauch der Erde alles verloren sein, wegen einer einzigen Entscheidung! Hals über Kopf verlässt er die Stadt, versucht sein Lebensglück ein zweites Mal zu machen und begegnet Soledad Montalvo, einer schönen, einer klugen, einer unberechenbaren Frau.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
1 Punkte: Differenzierte Charaktere
1 Punkte: Authentizität der Geschichte
1 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Sieben von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich beim Insel/Suhrkamp-Verlag für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar bedanken. 

D: 24,00 € 
A: 24,70 € 
CH: 34,50 sFr

NEU
Erschienen: 06.03.2017
Gebunden, 589 Seiten
ISBN: 978-3-458-17702-9 

Auch als eBook erhältlich.

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Suhrkamp und Insel.
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Es ist ganz gleich, ob man reich oder arm ist,
alle hungern nach etwas.
(Per J. Andersson)

Gelesene Bücher 2017: 15
Gelesene Bücher 2016: 72
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86


Mittwoch, 5. April 2017

María Dueñas / Wenn ich jetzt nicht gehe

Lesen mit Anne

Klappentext
Mauro Larrea erhält eine Nachricht, die seinen Ruin bedeutet. Einst in den Silberminen Mexikos reich geworden, kämpft er um eine neue Chance und trifft auf die Frau, die sein Schicksal entscheidet … Wenn ich jetzt nicht gehe ist eine abenteuerliche Jagd nach dem Glück, ein Roman über die Kraft des Neuanfangs und packende, bewegende Literatur.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist Mexiko-Stadt der Mittelpunkt der Neuen Welt und Mauro Larrea einer ihrer wohlhabendsten Bewohner. Er nennt einen Barockpalast sein Zuhause, besitzt Minen, Ländereien, Kutschen, Pferde, Logen überall … Jahre zuvor kam er mit nichts ins Land, als Witwer, als Vater zweier Kinder. Sein kühner Aufstieg begann. Doch jetzt soll nach zwanzig Jahren Arbeit im Bauch der Erde alles verloren sein, wegen einer einzigen Entscheidung! Hals über Kopf verlässt er die Stadt, versucht sein Lebensglück ein zweites Mal zu machen und begegnet Soledad Montalvo, einer schönen, einer klugen, einer unberechenbaren Frau.


Autorenporträt
María Dueñas, geboren 1964, lehrte in Murcia Englische Literatur, bis ihr Debütroman 2009 alle Rekorde brach. Mittlerweile ist ihr Werk in 35 Sprachen übersetzt, mehrfach ausgezeichnet und in eine Fernsehserie verwandelt. Wenn ich jetzt nicht gehe ist ihr dritter Roman und war 2015 das meistverkaufte Buch Spaniens.


Weitere Informationen zu dem Buch:

D: 24,00 € 
A: 24,70 € 
CH: 34,50 sFr

NEU
Erschienen: 06.03.2017
Gebunden, 589 Seiten
ISBN: 978-3-458-17702-9 

Auch als eBook erhältlich.

Und hier geht es auf die Verlagsseite von Suhrkamp und Insel.

Dies ist das erste Buch, das wir, Anne und ich, von der Autorin gerade lesen. 



Montag, 3. April 2017

Ian McEwan / Kindeswohl (1)


Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich habe lange dafür gebraucht, obwohl es nur 224 Seiten hat. Es ist halt kein Buch, bei dem man wie ein Schnellzug so durch die Seiten rast. Viele interessante, aber sehr ernste Themen werden darin behandelt. Ich habe schon auf Facebook dazu geschrieben, dass das Buch sehr viele ethische Fragen aufwirft, auf die man keine 08/15-Antworten finden kann. Hauptsächlich geht es um die aktive und die passive Sterbehilfe, und über lebenserhaltende Maßnahmen. Eine Gradwanderung, denn wann darf ein Mensch über sein Schicksal selbst entscheiden, und wann nicht, vor allem, wenn es um minderjährige PatientInnen geht, wie in diesem Band, das mit dem treffenden Buchtitel Kindeswohl deklariert ist.

Auf den ersten Seiten bekommt man es mit siamesischen Zwillingen zu tun und man mit der Frage konfrontiert wird, ob die Medizin das Recht hat, nach der Geburt ein Zwilling zu töten, um das andere zu retten? Die Kirche sagt nein, das sei allein Gottes Willen, zu entscheiden, auch wenn dabei das Risiko besteht, dass beide Kinder sterben. Aber einfach hat es auch das Gesetz nicht, denn … 
… (d)as Gesetz selbst hatte ähnliche Probleme, erlaubte es Ärzten doch andererseits, bestimmte unheilbare Patienten ersticken, verdursten oder verhungern zu lassen, und verbot andererseits die sofortige Erlösung durch eine tödliche Spritze. (2016,37)

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:
Familienrecht ist das Spezialgebiet der Richterin Fiona Maye am High Court in London: Scheidungen, Sorgerecht, Fragen des Kindeswohls. In ihrer eigenen Ehe ist sie seit über dreißig Jahren glücklich. Da unterbreitet ihr Mann ihr einen schockierenden Vorschlag. Und zugleich wird ihr ein dringlicher Gerichtsfall vorgelegt, in dem es um den Widerstreit zwischen Religion und Medizin und um Leben und Tod eines 17-jährigen Jungen geht.

Brisant geht es schließlich in den Szenen zu, als es um den siezehnjährigen Adam geht, der an Leukämie erkrankt ist. Er und seine Familie sind Mitglied einer religiösen Sekte, die eine Bluttransfusion verbietet, obwohl sich diese lebensrettend auf das Leben des Jungen auswirken könnte. Der Junge selbst lehnt die Bluttransfusion ab, da er von den Eltern und von der Kirchengemeinde stark beeinflusst ist. Das Krankenhaus wendet sich an das Gericht. Richterin Fiona wird beauftrag, sich dieses Falls anzunehmen. Sie entscheidet in diesem wie auch in anderen Fällen über Leben und Tod. Erstaunlich, dass selbst Adams Eltern ablehnend der Bluttransfusion gegenüberstehen. Sind Kinder nicht das Wichtigste, was Eltern besitzen können? Wie dieser Rechtsstreit ausgetragen wird, möchte ich an einem kurzen Zitat belegen. Im Gerichtssaal, ein Dialog zwischen Dr. Carter, der den Jungen im Krankenhaus behandelt und der Anwalt des Mandanten Mr Grieve:
>>Sie stimmen mir doch zu, Mr. Carter, (…) dass es ein fundamentales Recht eines jeden Erwachsenen ist, über seine ärztliche Behandlung frei zu entscheiden?<<
>>In der Tat.<<
>>Und dass eine Behandlung ohne die Einwilligung eines Patienten eine Verletzung seiner persönlichen Freiheit darstellen würde, womöglich gar eine Körperverletzung?<<
 >>Das sehe ich auch so.<<
>>Und Adam ist doch, nach den gesetzlichen Bestimmungen, fast schon erwachsen.<<
>>Auch wenn er morgen früh achtzehn werden würde, wäre er heute noch minderjährig.<< (76)

Das Streitgespräch setzt sich noch lange fort, es bleibt also spannend, wie es letztendlich entschieden wird.

Die Richterin Fiona Maye, die beruflich mit vielen unterschiedlichen Menschenschicksalen zu tun bekommt, hat eigene Sorgen. Ihr Mann begeht einen Seitensprung, weil sie beruflich zu sehr eingespannt ist, und kaum noch Zeit hat, sich im Rahmen ihrer Ehe um die eigenen Bedürfnisse und um die sexuellen Bedürfnisse ihres Mannes zu kümmern. Ihr Mann macht ihr ein Geständnis ... Es kommt zu einem Eklat.

In diesem Ehezwist kommt einem die Frage auf, ob Fionas Mann nicht das Recht hätte, seine sexuellen Bedürfnisse mit einer anderen Frau zu befriedigen, wenn die eigene Frau dafür nicht mehr zu gewinnen sei? 


Mein Fazit zu dem Buch?

Wie oben schon gesagt, hat mir das Buch sehr gut gefallen, sodass ich vorhabe, mir erstmal noch zwei andere Bücher von dem Autor vorzunehmen und so denke ich dabei an Die Nussschale und an Abbitte. Wenn diese beiden Bücher bei mir ebenso gut ausfallen sollten, erkore ich auch diesen Autor zu meinen Favoriten, und mache daraus ein Leseprojekt. 

Auch das Cover hat mich sehr angesprochen. Kein Foto, sondern ein Gemälde des jungen Adams. Anfangs wusste ich mit diesem Profil noch gar nichts anzufangen, da der Ehezwist der beiden Eheleute im Vordergrund stand, und ich dieses Cover noch gar nicht einzuordnen wusste ...  Auch den Titel fand ich gut gewählt.

Allerdings wurde Adam auf der Seite 112 mittig als schwarzhaarig und mit dunklen Augen beschrieben. Das entspricht aber nicht dem Profil auf dem Bild. Der Junge hat hier blaue Augen, und die Haare sind eher braun und mit schwarzen Strähnen abgebildet. Sollen die schwarzen Strähnen ein Kompromiss sein? Denn darf ein englischer Junge nicht schwarzhaarig sein? Und müssen es bei einem Engländer immer blaue Augen sein? Ist die Natur tatsächlich so einseitig? Nein, das ist sie eigentlich nicht, nur der Mensch ist es, der es nicht schafft, die Natur, so wie sie ist, und zwar bunt, zu akzeptieren …

Aber alles andere fand ich passend, insgesamt fand ich das Buch sehr gut gelungen.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim Diogenes Verlag bedanken.

   Taschenbuch: 224 Seiten, 12,00 €
    Verlag: Diogenes; Auflage: 1 (24. August 2016)
    ISBN-10: 3257243774

Und hier geht es auf die Website von Diogenes.
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Gelesene Bücher 2017: 14
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