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Montag, 4. Juni 2012

Marcel Proust / Sodom und Gomorrha (3)

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit BD 4


Dritte von sieben Buchbesprechungen zur o. g. Lektüre

Proust langweilt mich zurzeit wieder mal und macht mich müde. Er hat die Wirkung einer Schlaftablette :D. Momentan, auf den folgenden Seiten, ist Swann, der im BD 1 die Hauptrolle spielte, die Gesprächsnummer eins, über den geklatscht wird, aber nicht, weil Swann Männerorientiert, Transvestit oder ein Zwitter ist, nein, weil er der Dreyfuss-Affäre angehört. Swann ist selbst Jude und jetzt wird über ihn geklatscht. In Frankreich galten Juden, ähnlich wie in Russland, nicht als Franzosen, sondern als Ausländer. Unmöglich die Vorstellung, ein Franzose könnte Jude sein... . Und Franzosen, die Anhänger der Dreyfuss-Affäre waren, galten als Landesverräter und wurden aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Es wird also mal wieder im Hause Guermantes viel geklatscht, sowohl Männer als auch Frauen.  Desweiteren wird Swann hintenrum vorgeworfen, eine falsche Ehe eingegangen zu haben, *gähn*, Leut, das Leben ist kurz, was interessieren mich solche privaten Belange anderer Leute? 
Ehrlich gesagt interessiert mich die ganze Homo-Thematik überhaupt nicht, da ich keinerlei Vorurteile gegen diese Leute hege und ich meine Meinung dazu schon lange gebildet habe... . Ich kann mich nur wiederholen, es ist gut, dass nicht jeder Mensch zur Fortpflanzung beiträgt, sonst würde der Planet Erde aus allen Nähten platzen. Und wenn die Natur nicht wollte, dass es solche Wesen gibt, dann hätte sie sie auch nicht erschaffen :).
Ich möchte Proust nicht abwerten, ich habe nach wie vor Achtung vor ihm und ich bin sicher, dass in dem Buch noch vieles passieren wird, wobei Proust eher handlungsarm schreibt, und mehr über die Gespräche der feinen Leute spircht, auch recht kritisch, aber ab und zu passiert auch mal etwas :D.

Ich habe beschlossen, Proust zu vertagen und krame ihn wieder hervor, wenn ich vieeeel Zeit zur Verfügung habe. 

 

 "Die rechte Vernunft kommt aus dem Herzen ." (T. Fontane)

SuB:


Di Luca: Der Junge, der Träume schenkte

Dickens: Schwere Zeiten
Kuan: Die Langnasen
Lenz: Die Masken
Leroux: Das Phantom der Oper
Lueken: New-York
Manguel: Die Bibliothek bei Nacht
Mann. T. Erzählungen (1)
Miin: Madame Mao
Muawad: Verbrennungen
Osorio: Mein Name ist Luz
Remarque: Der schwarze Obelisk
Senger: Kaiserhofstr. 12
Thackeray: Das Buch der Snobs
Zweig: Brennendes Geheimnis

Gelesene Bücher 2012: 40

Sonntag, 3. Juni 2012

Marcel Proust / Sodom und Gomorrha (2)

  Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Bd 4


 Zweite von sieben Buchbesprechungen zur o.g. Lektüre 


Oh, Marcel Proust scheint ein riesen Problem zu haben. Er hegt genaue Vorstellungen davon, wie Frau und Mann sich zu geben haben, ebenso das Verhalten von Menschen aus anderen Nationen, liest sich recht etiketten- und klischeehaft. Würde Proust heute leben, so würde er alle Frauen für Zwitterwesen halten, weil wir mittlerweile nicht nur Hosen tragen... :D. Und trotzdem sind wir fortpflanzungsfähig... . 


ItaliernInnen hält Proust durchweg für raffiniert und Deutsche durchweg für grob. Eine Paarung von beidem ergibt ein Gemisch der Charaktere, eine sog. Anpassung :D. Der Deutsche wird raffiniert, die Italienerin wird grob. Oh, wie gut, dass unsere Natur viel intelligenter ist, die uns eine Welt schenkt, in der  Pflanzen, Tiere, Gesteine, und Menschen in Wirklichkeit vielfältig und bunt ist. Und wie arm wir doch wären, würden die Menschen tatsächlich nur in schwarz- weiß Kategorien existieren. Dann wären alle ItalierInnen gleich und alle Deutschen ebenso... . Aber wer will das schon? Wer will gleich sein wie der Andere, gleich sein wie z.B. der Nachbar? Irgendwo bestehen wir unbewusst auf unsere ureigene Individualität. Ja, und wir haben ein Recht darauf. Weg mit diesen Stereotypen und Klischees :-).


Wer hat nicht schon (…) bemerkt, wie sehr die normalsten Paare sich schließlich einander angleichen, ja zuweilen sogar ihre Eigenschaften vertauschen? Ein ehemaliger deutscher Kanzler, Fürst Bülow, hatte eine Italienerin geheiratet. Auf die Dauer konnte man auf dem Pincio feststellen, wie viele italienische Raffinertheit hat der germanische Gatte und wie viele deutsche Grobheit die italienische Fürstin angenommen hatte.


Aber weshalb Proust diesen Vergleich zieht , damit möchte er auch beweisen, die obige Theorie lasse sich auch auf die  Homosexualität schließen, als müsse diese sich ebenso abfärben :D.


Ich möchte nicht zu hart zu Proust sein, aber emanzipierte Frauen, die es zu dieser Zeit durchaus auch gab, gehen bei ihm mit  Sicherheit mit schlechtem Urteil durch. Frauen, die Bücher gelesen und Zigaretten konsumiert haben, auf Pferden breitbeinig mit Reiterhosen und Stiefeln ritten, die Bücher schrieben und versuchten in die Politik zu gehen, u.v.a.m. damit hatte er sicher seine Probleme:


Im Ministerium sagt man, ohne dass man damit irgendetwas speziell Boshaftes äußern wollte, dass in dieser Ehe der Mann die Weiberröcke, die Frauen die Hosen anhaben. Doch lag darin mehr Wahrheit, als man meinen mochte. Madame de Vaugobert war ein Mann.


Und das nur, weil sie Hosen trug. Solche Frauen verweichlichen ihre Männer, somit bezeichnet er dies als ein Abfärben der Homosexualität bzw. von Zwitterwesen.


Es gibt noch viele, viele Textstellen, gepaart mit Naturbetrachtungen ... . Bitte selber lesen.






 

Marcel Proust / Sodom und Gomorrha (1)

 Auf der Suche nach der verlorenen Zeit Bd 4


 Eine von sieben Buchbesprechungen zur o.g. Lektüre


Ich habe nun die ersten fünfzig Seiten gelesen und schon auf den ersten Seiten wird recht schnell deutlich, welche Themen mich in diesem Band begleiten werden. Doch manche Handlungen sind mir schon bekannt aus den letzten drei Bänden. In der aristokratischen Gesellschaft, besonders die der Damen, finden Plaudereien schon morgens um 10:00 Uhr statt. Die Männer beginnen erst abends zu plaudern, indem sie gewisse Soirees bilden :D. So kann man ein wenig neidisch werden, dass diese Damen morgens nicht aufstehen um arbeiten zu gehen, oder um ihre Familie zu versorgen, denn auch darum kümmern sich die Hausangestellte, nein, eigentlich müssten sie gar nicht aufstehen :D aber sie stehen auf, um Gesellschaften zu geben und zu halten. Diese täglichen Mattinées :D  enden gegen 12:00 Uhr Mittag.

Wenn ich nur diese viele Zeit zur Verfügung hätte und das viele Geld, was würde ich da nicht alles mit meiner Zeit nur anstellen?

Das Hauptthema in diesem Buch ist die Homosexualität. Proust versucht anhand von Naturbetrachtungen diese den Figuren in seinem Buch zu begreifen, wobei an vielen Stellen deutlich wird, dass für ihn Homosexualität eher etwas Krankhaftes, als etwas Abnormales, in der Natur spricht man von einer Unart, die nicht überlebenswert ist, da Liebende mit demselben Geschlecht nicht fortpflanzungsfähig sind. Der junge Marcel scheint auf der Suche nach der sexuellen Orientierung zu sein. Es ist bekannt, dass der reale Marcel männerorientiert lebte. 

Und getrennt voneinander werden die beiden Geschlechter Zugrunde gehen;
Wobei sich mir die Frage stellt, ob es natürlich ist, wenn alle Menschen der Erde sich fortpflanzen würden? Da ist es doch klug von der Natur geregelt, wenn es auch solche Menschen gibt, die nicht fortpflanzungsfähig sind. Bei sieben Milliarden Erdbewohnern ist der Planet sowieso schon überbevölkert.

Marcel beobachtet allerdings noch, doch manchmal bekomme ich sogar den Eindruck, dass die Homosexualität eher etwas Kriminelles, als ein Verbrechen an die Natur aufgefasst werden könnte. Festgelegt hat sich Marcel noch nicht. 

Um näher bei der Natur zu bleiben - und die Vielzahl dieser Vergleiche ist in sich selbst umso natürlicher, als ein und derselbe Mensch, wenn man ihn ein paar Minuten lang beobachtet, sukzessive ein Mensch, ein Vogelmensch, ein Insektenmensch usw. zu sein scheint-, hätte man auch sagen können, es handele sich um zwei Vögel, ein Männchen und ein Weibchen, von denen das Männchen seine Avancen macht, das Weibchen aber (…) mit keinem Zeichen auf dieses Treiben antwortet, sondern ohne Verwunderung sein Freund anschaut, mit einer achtlosen Lässigkeit, dies bestimmt für verführerischer und, nachdem das Männchen den ersten Schritt getan hat, für das einzig zweckmäßige hält, derweil es sich auf das Glätten seiner Flüge beschränkt.

Marcel spricht hier von einer Romanfigur namens Monsieur de Charlus, ein zwittriges Wesen, körperlich eher Mann als Frau, der sich allerdings damenhaft kleidet und sich mit rotem Lippenstift die Lippen färbt.
Proust teilt die Menschen auch in verschiedene Rassen ein. Unter den verschiedenen Rassen fallen Frauen, Männer, Homosexuelle, Zwitter… .

(…) Er sähe aus wie eine Frau: Er war eine! Er gehörte zu der Rasse jener Menschen (…) deren Ideal männlich ist, gerade weil sie von weiblichem Temperament sind, und die im Leben nur scheinbar den anderen Männern gleichen; da, wo jeder in seinen Augen, durch die er alle Dinge der Welt betrachtet, eine bestimmte Silhouette hätte auf seiner Iris eingezeichnet trägt, schwebt diesen nicht eine Nymphe, sondern ein Ephebe vor.  (Lt. DUDEN - EPHEBEN ein wehrfähiger junger Mann im alten Griechenland, Anm. d. Verf.) 

Wobei er die Homosexuellen als Zwitterwesen bezeichnet. Für mich sind Zwitter eigentlich jene Menschen, die beide Geschlechter besitzen. bei Marcel ist es eher so, dass Monsieur de Charlus wie ein Mann zwar aussehen, sich aber wie eine Frau geben würde. Allerdings ist mir in den letzten drei Bänden gar nicht aufgefallen, dass dieser Monsieur eine Neigung in diese Richtung haben könnte. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Anblick für die damalige Zeit recht schockierend war, das ist es ja heute noch, und ganz besonders in den katholischen Ländern.

Die Homosexualität zu begreifen stellt für den Erzähler Marcel eine große Hürde dar. Homosexualität sei schwerer zu verstehen und zu begreifen, und es sei auch schwerer diese zu verzeihen, als es bei Kriminellen der Fall sei:
Eine Rasse, auf der ein Fluch liegt und die im Glück und Meineid leben muss, dass sie weiß, dass ihr Verlangen, das, was für jedes Geschöpf die höchste Befähigung im Dasein ausmacht, für sträflich und schmachvoll (...) ist.
Dieses Zitat zieht sich noch arg in die Länge, da ich aber niemanden erschlagen möchte mit meinen vielen Textpassagen, so habe ich es einfach abgekürzt, aber das Wesentliche kommt auch abgekürzt gut herüber.

Ich freue mich, dass heute der Begriff Rasse überholt und veraltet ist, auch wenn dies noch nicht bei allen Menschen angekommen ist. Aber was bekümmern mich andere Menschen, solange ich mich um meine Entwicklung schere.

Für den Erzähler erweist sich die Homosexualität als nicht heilbar.

Das Buch ist noch seeeeehr dick und bin recht neugierig, was sich diesbezüglich noch tun wird.