Montag, 15. August 2016

Benedict Wells / Becks letzter Sommer

Klappentext
Beck ist nicht zu beneiden. Mit der Musikerkarriere wurde es nichts, sein sicherer Job als Lehrer ödet ihn an, und sein Liebesleben ist ein Desaster. Da entdeckt er in seiner Klasse ein unglaubliches Musiktalent: Rauli Kantas aus Litauen. Als Manager des rätselhaften Jungen will er es noch mal wissen, doch er ahnt nicht, worauf er sich da einlässt ... Ein tragikomischer Roman über verpasste Chancen und alte Träume, über die Liebe, Bob Dylan und einen Road Trip nach Istanbul. Ein magischer Sommer, in dem noch einmal alles möglich scheint.

Autorenporträt
Benedict Wells wurde 1984 in München geboren. Im Alter von sechs Jahren begann seine Reise durch drei bayerische Internate. Nach dem Abitur 2003 zog er nach Berlin. Dort entschied er sich gegen ein Studium und widmete sich dem Schreiben. Seinen Lebensunterhalt bestritt er mit diversen Nebenjobs. Sein vielbeachtetes Debüt ›Becks letzter Sommer‹ erschien 2008, wurde mit dem Bayerischen Kunstförderpreis ausgezeichnet und 2015 fürs Kino verfilmt. Wie bereits sein dritter Roman ›Fast genial‹ steht auch sein soeben erschienener Roman ›Vom Ende der Einsamkeit‹ auf den Bestsellerlisten. Wells wurde dafür mit dem European Union Prize for Literature (EUPL) 2016 ausgezeichnet. Er lebt in Berlin.

Auszeichnungen
 ›Bayerischer Kunstförderpreis‹ in der Sparte Literatur u. a. an Benedict Wells für seinen Debütroman Becks letzter Sommer, 2009
 ›European Union Prize for Literature Deutschland‹ an Benedict Wells für ›Vom Ende der Einsamkeit‹, 2016

Verfilmungen
 Becks letzter Sommer, Frieder Wittich
Gelesen habe ich von dem jungen Autor Vom Ende der Einsamkeit und das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich auf weitere Bücher von dem Autor neugierig geworden bin.

Das Buch Becks letzter Sommer ist als Debütroman deklariert.


Weitere Informationen zum Buch:

Taschenbuch 
464 Seiten 
erschienen am 01. Dezember 2009 

978-3-257-24022-1 
€ (D) 12.00 / sFr 16.00* / € (A) 12.40 
* unverb. Preisempfehlung 





Sonntag, 14. August 2016

Lluís Llach / Die Frauen von La Principal (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Wow, das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich recht nachdenklich gestimmt. Ein männlicher, spanischer Autor, der sich für die (sexuellen) Bedürfnisse einer Frau einsetzt, hat mir imponiert. Aber nicht nur ... Ein sehr kritischer Roman in mehrerer Hinsicht; Familie (Auflehnung gegen tradierte Geschlechterrollen und sexuelle Orientierung), Gesellschaft und Kirche.

Das Buch hat mich überrascht wegen des kriminalistischen Akts, mit dem ich nicht gerechnet habe. Wir befinden uns im Jahr 1940, und ich war erstaunt darüber, als die Geschichte über einen vor vier Jahren (1936) begangenen Mord berichtet, der aufgeklärt werden soll. Ich werde mich diesbezüglich nicht weiter äußern, um anderen LeserInnen nicht die Spannung zu nehmen. Obwohl ich keine Krimileserin bin, fand ich ihn wirklich gut … Die letzten zwanzig Seiten haben sich ein wenig gezogen, nachdem man als Leserin geglaubt hat, der Mordfall sei bereits ausreichend aufgeklärt und abgeschlossen. Der Autor weiß es, seine Leserschaft prächtig zu unterhalten …

Anfangs war ich von den vielen spanischen Namen ein wenig irritiert, da mir die Figuren noch alle unbekannt waren. Dies legte sich aber wieder. Man kommt gut rein in die Szenen und sie lesen sich recht flüssig.

Die Geschichte mit politischem Hintergrund findet in Spanien statt, um genauer zu sein in Katalonien, im abgelegenen Dorf namens Pous, wo das Anwesen La Principal steht. Der Roman behandelt drei Generationen. Er beginnt 1940, man wird als Leserin durch eine Erzählerin aus La Principal in die Epoche 1893 zurückgeführt, als ein Inspektor sein Interview bei einer Bediensteten des Anwesens startet ...

In allen drei Generationen tragen die Protagonistinnen denselben Namen Maria. Das fand ich erst auch sehr irritierend, da ich Mühe hatte, sie auseinanderzuhalten. Ich malte mir dann selbst einen Stammbaum auf, den ich aber langfristig gar nicht gebraucht hätte. Mit jeder zunehmenden gelesenen Seite wurden mir die Marias und die anderen Romanfiguren allmählich vertraut. Aber nicht nur ich als Leserin war irritiert, sondern auch die Maria aus der dritten Generation. Ihr neunzigjähriger Vater Llorenc Costa hatte ein Buch über das ganze Procedere dieser Familienchronik und deren Problematik geschrieben und gibt es 2001 seiner mittlerweile sechzigjährigen Tochter Maria zu lesen:
Also, zuerst habe ich überhaupt nichts kapiert, ständig bin ich mit den Marias und den Epochen durcheinandergekommen und musste zurückblättern, um mich zurechtzufinden. (2016, 216).
Das war so die einzige Hürde, die ich auf den ersten fünfzig Seiten überwinden musste, als ich mir dann schließlich alle ProtagonistInnen, die der Familie Andreu Roderich und seiner Frau Maria abstammten, merken konnte.

Aber dieses Verzwickte, immer wieder von der einen Epoche in die andere zu springen, von der einen Maria zur anderen, das hat mir dann schließlich Spaß gemacht. Das habe ich im Nachhinein wie mentale Akrobatik erlebt.

Doch die Einschätzung bzw. die Charaktere der Figuren aus der ersten Generation konnten mich auch nicht täuschen, trotz der Beschreibung des Klappentexts. Ich wusste, dass die junge Maria Roderich, das einzige Mädchen unter ihren vier männlichen Geschwistern, von ihrem Vater auf dem zweiten Blick nicht benachteiligt wurde … Auch hier halte ich mich weiter bedeckt.

Was mich tief beeindruckt hat, waren die Marias aus der ersten und der zweiten Generation, wie sie als Frauen mit der Macht ihres Anwesens und der Dorfbevölkerung umgingen. Aber auch die Maria aus der dritten Generation hatte es nicht leicht, als ein autonomes, freies, sexuelles Wesen von den Männern anerkannt und akzeptiert zu werden. Insgesamt waren es starke Frauen, die sich gegen die verschiedenen Männerdomänen sehr gekonnt und beherrscht durchzusetzen wussten ...  

Die Beziehung zwischen Maria Magi und dem Homosexuellen Llorenc Costa fand ich spannend, in welcher Beziehungskonstellation sie hauptsächlich schon von Kindesbeinen an und in unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten trotzdem sexuell zueinander fanden.


Mein Fazit zu dem Buch?

Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich es irgendwann ein weiteres Mal lesen möchte. Ich halte den Autor für sehr emanzipiert, indem er in seinem Roman hauptsächlich den Frauen seine Stimme leiht. Als Mann ist es ihm sehr gut gelungen, sich in das andere Geschlecht und deren Bedürfnisse hineinzuversetzen.

Außerdem ist das Buch sehr fantasievoll geschrieben. Mir hat seine literarische Sprache insgesamt sehr zugesagt. Den Inhalt fand ich historisch recht glaubwürdig und die Charaktere jeder Figur differenziert und authentisch.

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zum Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionseexemplar beim Insel-Bücher-Verlag in Berlin bedanken.

D: 19,95 € 
A: 20,60 €
CH: 28,50 sFr
Erschienen: 07.03.2016
Gebunden, 368 Seiten
ISBN: 978-3-458-17672-5
Auch als eBook erhältlich


_______

(...) Was Gespür angeht, sind Männer echte Schlafmützen.
(L. Llach, 261)

Gelesene Bücher 2016: 46
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Freitag, 12. August 2016

Lluís Llach / Die Frauen von La Principal

Klappentext
Maria weiß, die Entscheidung ist längst gefallen: Ihr Vater geht mit den vier Brüdern nach Barcelona, sie selbst muss bleiben. Als die einzige Tochter soll sie das verwalten, was nach dem Sommer 1893 vom Weingut La Principal übrig ist. Für sie die Enttäuschung ihres Lebens, für alle anderen im Dorf der Beginn einer neuen Zeit. Denn Maria findet überraschend einen Weg, mit viel Mut und noch mehr Eigensinn verwandelt sie La Principal in das Anwesen von damals und sich selbst in die mächtigste Frau ihrer Heimat, ein Leben lang bewundert, ein Leben lang beneidet. Doch als man am Vorabend des Spanischen Bürgerkriegs eine Leiche findet, wird Marias Vermächtnis an die Tochter zu einer gefährlichen Bürde … 
Die Frauen von La Principal ist ein Roman über die Wärme und Kraft der eigenen Heimat. Lluís Llach erzählt darin eine Geschichte von Müttern, von Töchtern und Schwestern, von all denjenigen, die sich hingebungsvoll einer Aufgabe widmen und ihr Glück erkämpfen – ein Lebensglück, das so schillernd und flüchtig bleibt wie der Lichtschein an den Weinhängen ihres Dorfes.


Autorenporträt
Lluís Llach, geboren 1948, erlangte als Sänger der Nova cançó große Berühmtheit. Sein während der Franco-Diktatur im Pariser Exil entstandener Song L'Estaca gilt als die Hymne der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung. Llach lebt auf seinem Weingut im katalanischen Dorf Porrera. Die Frauen von La Principal ist sein erster Roman in deutscher Übersetzung.
Dieser spanische Autor ist mir neu. Das Buch scheint recht interessant zu sein, habe ein paar Seiten schon gelesen.Was ich für typisch an spanischsprachigen AutorInnen halte, sind die vielen fremdländischen Namen, mit denen man es gleich zu Beginn zu tun bekommt. Hier in diesem Buch vermisse ich einen Stammbaum. Aber mal schauen, wie sich das ganze Prozedere noch entwickeln wird, welche Figuren tatsächlich wichtig sind und welche nicht. Das kann man anfangs noch gar nicht wissen.

Ansonsten bin ich sehr leicht in die Geschichte reingekommen. Sie liest sich recht flüssig und freue mich auf Weiteres.

Weitere Informationen zum Buch:

D: 19,95 €
A: 20,60 €
CH: 28,50 sFr
Erschienen: 07.03.2016
Gebunden, 368 Seiten
ISBN: 978-3-458-17672-5
Auch als eBook erhältlich

Mittwoch, 10. August 2016

Tomas Bannerhed / Die Raben (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich fand das Buch wunderschön. Es gab nur einen Nachteil, der aber meine persönliche Sache ist. Ich kann es nicht sehen, wenn Nutztiere geschlachtet oder auf eine andere Art und Weise durch Menschenhand gequält und getötet werden. Das Buch ist voll davon. Passt ja auch zum Kontext. Passt zu dem Ort des Geschehens.

Der Wirkungskreis findet in der Landschaft Smaland in Südschweden statt. Smaland, umgeben von Bauernhöfen und tiefen Wäldern.

Man befindet sich in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts.

Ein interessanter Familienroman, der mich recht nachdenklich gestimmt hat, obwohl es darin vordergründig keine wirklich bösen oder fiesen Menschen gibt … Aber die Figuren, wie sie in ihren inneren Mustern gestrickt sind, fand ich sehr spannend.

Der Roman wird in der Ichperspektive des zwölfjährigen Klas dargestellt.

Besonders stark beschäftigt haben mich Klas und sein Vater Agne. Aber die vielen Nebenfiguren fand ich nicht weniger interessant. Zu jeder gibt es einiges zu sagen, beschränke mich aber hauptsächlich auf die beiden oben erwähnten Figuren.

Klas ist ein Heranwachsender, der zu wissen scheint, was er möchte. Er ist anders als die anderen Menschen seines Alters. Er beschäftigt sich viel allein, erkundet in seiner Freizeit die Wälder und die vielen darin lebenden Vögel. Zudem ist er ein Vielleser. Auch baut er sich eigene Drachen … Ein multitalentierter Jugendlicher. Für einen Bauernjungen ist vor allem die Leserei recht ungewöhnlich. Lesen wird hier als eine recht passive Eigenschaft gesehen. Klas glänzt auch in der Schule und zählt zu den Besten. Vor allem in Mathematik gelingt es ihm, mit hohen Zahlen frei aus dem Gedächtnis heraus zu operieren …

Klas weiß auch schon, dass er in Zukunft nicht in die Fußstapfen seines Vaters treten möchte und glaubt, dass er für etwas Besseres geschaffen sei. Doch wie bringt er dies seinem Vater bei, der andere Pläne mit ihm hat?

Der Vater scheint anfangs recht normal zu sein, wobei er auf mich kontaktarm und wie ein Eigenbrötler wirkt ...
Emotionale Nähe zu seinen beiden Kindern zeigt er kaum, zu sehr ist er mit seiner eigenen Welt als Landwirt beschäftigt, der später immer mehr krankhafte Züge einnimmt.

Klas sehnt sich nach seinem Vater, zeigt es aber nicht. Er wundert sich, dass dieser sich kaum für seine Welt interessiert. Der Vater stellt keine Fragen an seine Kinder, immerzu äußert er Gedanken zu den Härten und den Missständen seines Guts… Er wirkt mit der Zeit recht zwanghaft. Unter den DorfbewohnerInnen ist er dadurch recht unbeliebt.

Agne ist mit seinem Hof ein wenig überfordert, das sieht auch Klas, der mit einer einzigen Ausnahme aber alles andere tut, als ihm unter die Arme zu greifen.

Agne hütet sich, Hilfe von seinem Sohn zu erbitten. Er kann überhaupt nicht bitten. Wünscht sich aber insgeheim, der Sohn würde von sich aus anpacken. Auch Klas schafft es nicht, mit seinem Vater ins Gespräch zu kommen. Beide leben sie abgeschottet in ihrer eigenen Welt …

Klas behandelt den Vater gedanklich ein wenig abfällig:
Woran denkst du, Vater? wollte man fragen. Wenn du da so sitzt? Denkst du an die Arme, die sich im Stall von selbst heben? Das Wetter, das nur Ärger macht? An den Schrott, der Tag und Nacht herumliegt? An alles, was zu Hause erledigt werden muss und niemals fertig wird? Dass es ein Jahr mit dreizehn Monden und ein Schaltjahr ist?Eine ewige Plackerei.Denkst du jetzt daran?An Arbeit und Krankheit. An alles, was dir Steine in den Weg legt. (2015, 88f)
Klas zählt alle Mühen auf, die dem Vater unaufhörlich plagen.

Der Junge verbringt seine Freizeit auch in der Bibliothek, was, wie schon erwähnt, ungewöhnlich für einen Dorfjungen ist, so auch die Meinung der Bibliothekarin. Dorfmenschen, die zwar alles Mögliche treiben würden, nur keine Bücher lesen und so stellt sie Klas die Frage, ob er wissen würde, was die Menschen dort so alles treiben? Auch sie ignoriert das mühsame Treiben eines Bauern.
Bei uns zu Hause hat jedenfalls, solange ich denken kann, keiner jemals ein Buch aufgeschlagen. Außer der Bibel. Wenn Mutter krank ist, liest sie immer das Buch Hiob. Und das Sündenbekenntnis. Obwohl sie das eigentlich auswendig kann. (99)
Klas lernt die aus der Großstadt zugezogene Veronica in der Bibliothek kennen, deren Vater Leo ein Intellektueller ist und sich gut mit Büchern auskennt. Er besitzt eine Bibliothek von über 4000 Büchern. Man möchte meinen, er tut nichts Anderes als Bücher zu lesen. Veronica stellt ihrem Vater Klas vor … Leo identifiziert Klas mit dem Steppenwolf von Hermann Hesse … (Die Art und Weise, wie Leo den Steppenwolf interpretiert hat, hat mir recht gut gefallen. Mich hat das nochmals an den Steppenwolf erinnert, den ich vor langer Zeit auch gelesen hatte.)

Und ich fand seine Interpretation sehr treffend.

Klas verliebt sich in Veronica und versucht ihr seine Welt in der Natur nahezubringen, wo ich mich erst fragen musste, ob er ihr seine Welt nicht zu sehr aufdrängen würde, ähnlich wie der Vater es mit ihm machte? ...

Klas` Treiben in der Natur habe ich auch ein wenig als eine Flucht vor seiner Familie erlebt. Der Vater nimmt zunehmend krankhafte Formen an, triftet immer mehr in eine wahnhafte Welt ab, nimmt starke paranoide Züge an, fühlt sich selbst vom Unwetter verfolgt,  das seine Farm zerstören wolle. Die Raben lösen mitunter in ihm auch Verfolgungszwänge aus … Zudem versucht er Ungeziefer auf eine stark krankhafte Form zu bekämpfen. Er sieht sogar Ungeziefer, wo gar keines ist. Nimmt in allem eine stark existentielle Bedrohung wahr.

Klas wurde eines Nachts von einem Höllenlärm wach.
(Ich) Schaltete die Nachttischlampe an, stützte mich mit schlafverklebten Augen auf den Ellbogen. Knall auf Knall erschallte und verhallte in einem gleichmäßigen Rhythmus. (…)
Widerwillig hob ich das Rollo leicht an und sah meinen Vater wie in rasender Wut auf eine alte, durchgelegte Matratze eindreschen, sah ihn weit ausholen und mit dem Teppichklopfer zuschlagen, als ginge es um Leben und Tod. (…) Die Matratzen auf der Teppichstange und ein ganzer Stapel Flickenteppiche, die darauf warteten, dass sie an die Reihe kamen. Im Schnee lagen Sofakissen und Decken.In einer Wolke aus Staub und Flusen stehen und immer weiter schlagen und schlagen, als hätte ihn jemand dazu gezwungen. Als wäre er von höheren Mächten beseelt oder als hätte ihn jemand in der Gewalt.Das hält doch keiner aus, von Millionen Partikeln umgeben zu sein. Die Milben, die Flöhe und Läuse, sie müssen weg, sie müssen alle weg. Peitschen und schlagen, bis nichts mehr da ist. Was macht es schon, dass dies mitten in der Nacht geschieht, wenn das ganze Haus voller Ungeziefer ist! (420)
Agne wird psychiatrisch zwangseingewiesen, und wird leise zum Gespött anderer DorfbewohnerInnen, worunter vor allem auch Klas´kleinerer Bruder Göran leidet, sieben Jahre alt, der immer mehr in die Kleinkindphase regrediert, und seinen Schnuller zurückverlangt, selbst dann noch, als der Vater wieder nach Hause entlassen wurde. Dieser wundert sich über das Verhalten seines jüngeren Sohnes und zieht falsche Schlüsse:
Vater versenkte die Zeitung, sah Göran erstaunt an, fragte sich, was das wohl für ein Knirps war. Ein großer Junge mit einem Schnuller, der die gesamte erste Klasse noch einmal würde absolvieren müssen, wenn er nicht lernte, in den Schulstunden still zu sitzen. (381)
Der Vater erlitt immer wieder Rückschläge und erwies sich als große Last für die gesamte Familie. Selbst Klas leidet seelisch darunter, fängt an, nachts einzunässen. Geplagt von der Angst, er müsse seinen Vater auf dem Hof ersetzen …

Auf den letzten Seiten erfährt man ein wenig über die familiäre Herkunft seines Vaters. Zwölf Geschwister hatte er, und sie alle mussten auf dem Hof mitanpacken. Klas erfährt, dass auch sein Vater intellektuell sehr begabt war, so wie er ein Genie im Rechnen, aber die Schule musste er vorzeitig abbrechen und durfte sie nicht weiter besuchen. Und somit konnte der Vater seine Talente nicht ausleben ...

Die Familie war zu arm, um sich eine Schule für die Kinder zu leisten, wo es auf dem Hof viel zu tun gab ...

Klas erfährt, dass auch sein Vater sich selbst einen Drachen bastelte, den sein Vater, Klas´Großvater, allerdings zerstört hat, da er nichts vom Spielen hielt ...


Mein Fazit zu dem Buch?

Klas und sein Bruder Göran wachsen in einer recht emotionsarmen Familie auf. Nicht nur, dass die Kinder zu wenig Nähe erfahren, auch zwischen den Eltern finden wenige körperliche und verbale Berührungen statt. Klas stellt das fest und versucht über Veronica herauszufinden, ob sich ihre Eltern mehr berühren, mehr lieben würden?
Klas ist für sein Alter ein sehr reflektiertes Kind, aber zu jung, um auf die vielen (schwerfälligen) Fragen eine Antwort zu finden, weshalb auch er seelische Störungen entwickelt. Die Mutter ist ebenso mit der ganzen Situation schier überfordert, obwohl sie es sehr gut mit ihrem Mann und den Kindern meint ...

Auch wenn man es nicht wahrhaben möchte, so waren der Vater und der ältere Sohn sich sehr, sehr ähnlich ... Und es ist zu wünschen, dass Klas es schafft, seinen Weg selbst zu bestimmen und ihn auch konsequent zu gehen, damit ihm nicht dasselbe Schicksal ereilt, wie das seines Vaters. In dieser Beziehung wäre es gesund, egoistisch die eigenen Ziele zu verfolgen, auch mit dem Risiko, den landwirtschaftlichen Betrieb der Eltern zu gefährden. Kinder sind nicht auf der Welt, um die Sorgen der Eltern zu bewältigen …

Insgesamt wurden die menschlichen Schwächen aller ProtagonistInnen hier in diesem Buch sehr differenziert und authentisch dargestellt und die Sprache fand ich recht kreativ und fantasievoll gewählt ...

2 Punkte: Sprachlicher Ausdruck (Anspruchsvoll, keine saloppe Schreibweise)
2 Punkte: Differenzierte Charaktere
2 Punkte: Authentizität der Geschichte
2 Punkte: Fantasievoll, ohne dass es kitschig oder zu sentimental wirkt
2 Punkte: Frei von Stereotypen, Vorurteilen, Klischees und Rassismus

Zehn von zehn Punkten.

P. S. Die Rezension scheint ein wenig lang geraten zu sein, aber ich konnte nicht loslassen von den Figuren dieser romanhaften Erzählung. Sie haben mich sehr beschäftigt.

Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar beim btb-Bücherverlag, Randomhouse München, bedanken. 

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: btb Verlag (2. März 2015)
Sprache: Deutsch, 21.99 €
ISBN-10: 3442753929
ISBN-13: 978-3442753925

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Gelesene Bücher 2016: 45
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86





Samstag, 6. August 2016

Tomas Bannerhed / Die Raben


Klappentext
Småland in den 70er Jahren: Vögel sind Klas‘ Leidenschaft, er ist ein Vogelbeobachter. Ihr Flug ist für ihn wie eine Verheißung von Freiheit, tage- und nächtelang hält er nach ihnen Ausschau, lauscht ihren Rufen. Klas liebt die Vögel, weil er so wenigstens für kurze Zeit der schweren Feldarbeit und seinem schwierigen, zunehmend irrer werdenden Vater entfliehen kann. Klas soll später einmal den Hof übernehmen. Aber seine Träume sehen anders aus. Er sucht die Einsamkeit der Wälder und begeistert sich für die Eleganz von Raben. Spricht das für seinen eigenenen Irrsinn?

Autorenporträt
Tomas Bannerhed wuchs in Uråsa, einem Dorf in der Provinz von Småland in Südschweden auf. Heute lebt er in Stockholm. Bannerhed wurde für „Die Raben“ u.a. mit dem Carl-von-Linné-Preis ausgezeichnet sowie mit dem renommierten August-Preis. Das Buch stand monatelang auf der Bestsellerliste.
Auf das Buch wurde ich durch meine Bloggerkollegin Ina Degenaar aufmerksam, deren Buchbesprechung zu diesem Werk mich sehr angesprochen hat. Es liegt nun schon seit März auf meinem Stapel, und nun ist es endlich auch mal dran, gelesen zu werden.

Ich habe die ersten Seiten durch und die paar Seiten erwiesen sich mir als recht ansprechend. Der Schreibstil entspricht ganz meinem Geschmack. Bin neugierig auf die weitere Entwicklung.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Gebundene Ausgabe: 448 Seiten
Verlag: btb Verlag (2. März 2015)
Sprache: Deutsch, 21.99 €
ISBN-10: 3442753929
ISBN-13: 978-3442753925





Freitag, 5. August 2016

Stefan Zweig / Sternstunden der Menschheit (1)

Lesen mit Anne ...

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Ich habe nicht alle Geschichten in dem Buch gelesen, da ich jemand bin, dem es nicht gelingt, von einer Geschichte in die nächste zu springen wenn es um solche anspruchsvolle Texte geht, die Stefan Zweig behandelt ...

Am liebsten habe ich die Geschichte zu dem Komponisten Georg Friedrich Händel gelesen. Anne hat diese Geschichte auch besonders gut gefallen.

Unwahrscheinlich interessant, wie es Händel gelingen konnte, Herr seiner eigenen Schicksalsschläge zu werden. Händel befand sich zwei Mal in schwere existenzielle Krisen. In der ersten Krise erlitt er einen Schlaganfall, von dem er durch die Musik trotz halbseitiger Lähmung wieder genesen konnte. Vor der Behinderung war Händel hoch verschuldet. Durch die Behinderung verschuldete er sich noch mehr. Er konnte das Geld an die Gläubiger nicht zurückzahlen. Und so geriet Händel in die nächste schwere Krise. Händel, der sehr temperamentvoll war, erlebte diese Form von Krise noch viel schärfer als die Krise zuvor. Ein tief gläubiger Mensch, der daraufhin mit Gott, ähnlich wie Hiob, ins Hadern geriet. Doch auch hier fand er aus der Krise wieder heraus und konnte mit Gott und mit sich wieder Frieden schließen.

Mehr möchte ich nicht verraten und verweise auf das Buch mit weiteren schönen Geschichten von Berühmtheiten.  

Weitere Informationen zu dem Buch:

Edition Anaconda, 4,95 €
Zweig, Stefan
Sternstunden der Menschheit
352 Seiten, 122 x 187 mm, mit Lesebändchen,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7306-0045-0

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Gelesene Bücher 2016: 44
Gelesene Bücher 2015: 72
Gelesene Bücher 2014: 88
Gelesene Bücher 2013: 81
Gelesene Bücher 2012: 94
Gelesene Bücher 2011: 86






Montag, 1. August 2016

Stefan Zweig / Sternstunden der Menschheit

Lesen mit Anne ...

Nun ist es wieder soweit. Zum Monatsbeginn lesen Anne und ich gemeinsam ein Buch. Dieses Mal war Anne mit dem Aussuchen unserer gemeinsamen Lektüre dran. 



Klappentext
Stefan Zweig versammelt in diesen großartigen Miniaturen 12 schicksalhafte Augenblicke der Geschichte: von der Schlacht bei Waterloo über die Entstehung von Goethes berühmter Marienbader Elegie bis hin zur tragischen Südpolexpedition von Sir Robert Falcon Scott. Menschliche Größe und Schwäche, Schicksal und Charakter sind entscheidende Faktoren unseres Lebens, so zeigt uns Stefan Zweig. Und oft sind es die kurzen, vom Zufall bestimmten und hochdramatischen Augenblicke, die die Zukunft prägen - das sind die 'Sternstunden der Menschheit'.


Autorenporträt
Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren, lebte von 1919 bis 1934 in Salzburg, emigrierte von dort nach England und 1941 nach Brasilien. Sein episches Werk machte ihn ebenso berühmt wie seine historischen Miniaturen und die biographischen Arbeiten. Am 23. Februar 1942 schied er in Petrópolis, Brasilien, freiwillig aus dem Leben. Seine von einer vergangenen Zeit erzählenden Erinnerungen »Die Welt von Gestern« erschienen posthum.
Die Schachnovelle hatte mich tief beeindruckt. Wird mir immer in Erinnerung bleiben.

Weitere Informationen zu dem Buch:

Edition Anaconda, 4,95 €
Zweig, Stefan
Sternstunden der Menschheit
352 Seiten, 122 x 187 mm, mit Lesebändchen,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7306-0045-0

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Bitte auf der Linkseite runterscrollen ...



Sonntag, 31. Juli 2016

Joanna Rakoff / Lieber Mr. Salinger (1)

Eine Buchbesprechung zur o. g. Lektüre

Das Buch hat mir recht gut gefallen, und es könnte sein, dass ich nun angespornt bin, noch weitere Werke von J. D. Salinger zu lesen, siehe Zitat unten, da ich nur, wie ich in der Buchvorstellung schon geschrieben habe, den Klassiker Der Fänger im Roggen gelesen habe.

Der Buchtitel von Rakoff hat mich daher sehr neugierig gestimmt … Außerdem möchte ich zu gerne wissen, wie eine Literaturagentur arbeitet, was sich hinter den Kulissen verbirgt. Alles, was mit Büchern und AutorInnen zu tun hat, interessiert mich eben brennend.

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein. 
Von ihnen gibt es Hunderte: blitzgescheite junge Frauen, frisch von der Uni und mit dem festen Vorsatz, in der Welt der Bücher Fuß zu fassen. Joanna Rakoff war eine von ihnen. 1996 kommt sie nach New York, um die literarische Szene zu erobern. Doch zunächst landet sie in einer Agentur für Autoren und wird mit einem Büroalltag konfrontiert, der sie in eine längst vergangen geglaubte Zeit katapultiert. Joanna lernt erst das Staunen kennen, dann einen kauzigen Kultautor – und schließlich sich selber.
Den Schluss fand ich richtig gut, da er nicht eindeutig ist, wirft er ein kleines Rätsel auf …

Sich noch einmal in die 1990er Jahre zurückversetzt zu wissen, fand ich toll, da ich diese Übergänge selbst auch erlebt habe. Die Zeit, in der man von der Schreibmaschine auf den Computer umgesattelt ist, und in der man über Email anfing zu kommunizieren, diesen Prozess ging jeder unterschiedlich schnell an. Doch nicht für Joanna Rakoff. Sie arbeitet in einer Agentur, die sich für technische Neuerungen sperrt, weshalb sie ihren Büroalltag auf der Schreibmaschine tätigen muss. Später bekam die Agentur einen Computer, den sich allerdings alle MitarbeiterInnen teilen mussten. 1996 wusste die Chefin noch nicht, was ein elektronisches Buch ist ... Eine altmodische Agentur, die an die 1950er-Jahre-Büros erinnern lässt.

Joannas Chefin, weit über sechzig, pflegt einen recht kühlen Umgang zu ihren MitarbeiterInnen und geht einer außergewöhnlichen Liebesbeziehung nach …

Für Joanna ist das erstmal eine sehr öde Tätigkeit, da die Arbeit darin besteht, jede Menge Standardbriefe zu bewältigen, die man viel leichter auf einem PC-ausüben könnte …

Was Jerome David Salinger betrifft, bekommt Joanna von ihrer Chefin strikte Anweisungen, wie sie sich diesem Kultautor gegenüber zu verhalten habe. Hier war absolute Distanz angesagt, denn viele junge Mädchen hatten sich zuvor um einen Job in der Agentur beworben, nur um mit Salinger in Kontakt zu treten.

Strikt verboten war auch, die Fanpost an Salinger weiterzureichen, um seine Privatsphäre zu schützen. Auf Wunsch des Autors sind die Leserbriefe an die Agentur adressiert.

Es war nun Joannas Aufgabe, diese sehr persönlichen Briefe zu bearbeiten. Darunter befanden sich auch Briefe von vielen jungen LeserInnen, da Salinger in seinen Büchern Themen behandelt, mit denen sich junge Leute identifizieren konnten. Doch er bekam auch Post von älteren Menschen, die derselben Generation angehören, aus der Salinger stammt. Menschen, die so wie er, 1919 geboren, einen Weltkrieg erlebt haben ...

Joanna fühlt sich verantwortlich, und möchte die Leserbriefe nicht so einfach mit Floskeln abservieren. Sie liest jeden Brief und einer ging ihr besonders nahe. Ein junger Mensch, der sich über die Romanfigur Holden Gedanken gemacht hat, woraus dieser Leser schlussfolgert, dass sich die Menschen nicht wirklich für andere Menschen interessieren würden:
Ich denke viel über Holden nach. Plötzlich taucht er vor meinem geistigen Auge auf, und dann denke ich an ihn, wie er mit der guten Phoebe tanzt oder in der Pencey im Waschraum vor dem Spiegel rumalbert. Wenn ich an ihn denke, kriege ich so ein dummes Grinsen ins Gesicht. Weil ich erst dran denke, was ein witziger Typ er ist und so. Aber dann werde ich meistens irrsinnig deprimiert. Wahrscheinlich werde ich deprimiert, weil ich immer nur dann an Holden denke, wenn ich sehr emotional drauf bin. Ich kann schon emotional sein. Die meisten Leute kümmern sich, glaube ich, einen Scheißdreck darum, was jemand denkt und fühlt. Und wenn Sie eine Schwäche sehen - warum zum Teufel ist es eigentlich schwach, Gefühle zu zeigen; Mann, dann machen sie dich fertig! (Mann ist hier mit Doppel-n-geschrieben, Anmerkung der Rezensentin), (2014, 119).
Joanna, der die Menschen keineswegs gleichgültig sind, Joanna, die selbst auch nah am Wasser gebaut ist, identifiziert sich mit diesem (und anderen Leserbriefen) und beschließt, im Namen der Agentur empathisch darauf zu antworten.                      

Ob das gut geht? Überschreitet Joanna hier nicht eine Grenze, selbst wenn es gut gemeint ist? Dringt sie nicht in die Privatsphären der Fans ein? Kann man ahnen, wie der und die anderen LeserInnen auf ihre Antwortschreiben reagieren werden, wo sie doch eine Antwort vom Schriftsteller selbst erwartet hatten, die aber ausbleibt? Diese Fragen hatte ich mir zwischenzeitlich selbst gestellt.

Diese Szenen mit der Fanpost haben mir recht gut gefallen.

Nicht nur Joanna, auch ich stellte mir die weitere Frage, welchen Anlass Salinger besaß, seine Fanpost abzulehnen; Warum bekam er so viele Nachrichten, die er nicht mal zu würdigen wusste?                    
Mit einem Mal verstand ich, warum ihm die Fans schrieben; ihm nicht nur schrieben, sondern sich ihm anvertrauten, mit einer solchen Dringlichkeit und Empathie, solchem Mitgefühl und solcher Geständnisbereitschaft. Wenn man Salinger liest, ist es nicht so, als läse man eine Erzählung; es ist, als flüsterte einem Salinger höchstpersönlich seine Geschichten ins Ohr. Die Welt, die er in seinen Texten erschafft, ist greifbar, real und zugleich so wunderbar überhöht, wandelte er mit frei liegenden Nervenenden auf Erden. Salinger zu lesen ist ein so intimer Akt, dass man sich dabei hin und wieder unbehaglich fühlt. Seine Figuren sitzen nicht herum und denken über Selbstmord nach. Sie nehmen Pistolen und schießen sich in den Kopf. (…) Er zeigt uns seine Figuren völlig unverhüllt, legt ihre geheimsten Gedanken und ihre verräterischen Fragen offen. Wegen ihrer verräterischen Taten offen. Es ist fast zu viel. (240)
Nach diesem Zitat bin ich gewillt, mir das eine oder andere Werk von Salinger anzuschaffen ...

Nun habe ich meinen Fokus hauptsächlich auf die Fanpost und die Reaktionen dazu gesetzt. Das Buch bietet aber noch vieles mehr. Die Beziehung zwischen Joanna und ihren KollegInnen, zwischen ihren Eltern, die merkwürdige Geburtstagsgeschenke zu machen pflegten, und ihre partnerschaftliche Bindung mit Don. Man bekommt nebenbei das gesellschaftliche Leben Amerikas mit.

Mein Fazit?

Da ich ein Nachwort vermisste, denn ich wollte zu gerne wissen, welche reale Beziehung Nakoff zu Salinger hatte, musste ich nochmals die Anmerkung auf der ersten Seite lesen, in der die Autorin darauf ein wenig Bezug genommen hat.

Schade finde ich die Haltung Salingers seinen Fans gegenüber. Ich an seiner Stelle würde mich über die Fanpost sehr freuen. Das sind doch jede Menge Outputs, die einiges über die Bücher des Autors aussagen. Ist das nicht interessant zu wissen, was die Bücher in anderen Menschen so auslösen? Und ich wäre neugierig, welche LeserInnen zu einem finden würden. In die Haut eines Schriftstellers versetzt, würde ich wissen wollen, was das für Menschen sind, die meine Bücher lesen. Wo kommen sie her? Was haben sie für Bedürfnisse literarischer Art? Was sagen die LeserInnen über mich aus? Und wie setzen sie das Gelesene um? Setzen sie das Gelesene um oder betrachten sie die Bücher eher als reine Unterhaltungslektüren? Sicher sind die LeserInnen nicht alle gleich, aber das würde es ja so spannend machen.

Zehn von zehn Punkten.


Weitere Informationen zu dem Buch:

Ich möchte mich recht herzlich beim Bloggerportal-Knaus-Bücherverlag in München für das Bereitstellen des Rezensionsexemplars bedanken.

  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Verlag: Albrecht Knaus Verlag (23. Februar 2015)
  • Sprache: Deutsch, 19,99 €
  • ISBN-10: 3813505154

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